CDU fordert Pfandringe für Mülleimer „In Kempen sollte niemand Mülleimer durchwühlen müssen, um an Pfandflaschen zu gelangen“

Kempen · Niemand soll im Müll nach Pfandflaschen suchen müssen, meinen die Christdemokraten in Kempen.

 In anderen Städten gibt es schon Pfandringe.

In anderen Städten gibt es schon Pfandringe.

Foto: Stadt Wülfrath

(biro) Er kommt mit dem Fahrrad, hat eine Tüte dabei. Am Mülleimer hält er an, greift hinein, tastet, zieht eine leere Bierflasche heraus, da ist Pfand drauf. Er steckt die Flasche in die mitgebrachte Tüte und fährt schnell weiter, zum nächsten Mülleimer. Dieses Bild ist in der Kempener Innenstadt nicht ungewöhnlich. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, bemerkt Menschen, die nach Pfandflaschen oder -dosen suchen, um mit dem Leergut ein bisschen Geld zu verdienen.

„Das Sammeln von Pfandflaschen gehört auch in Kempen leider zur Realität“, sagt Jochen Herbst, Fraktionsvorsitzender der CDU in Kempen. Seine Fraktion hat deshalb beantragt, für das Haushaltsjahr 2025 zehn Pfandflaschenhalterungen anzuschaffen. Geht es nach der CDU, soll die Stadt diese Halterungen an bekannten Treffpunkten in Kempen im Rahmen eines Feldversuchs testen. „In Kempen sollte niemand Mülleimer durchwühlen müssen, um an Pfandflaschen zu gelangen, um diese gegen Geld einzutauschen“, begründet Herbst den Antrag. In einigen anderen Städten in der Region gibt es solche Halterungen für Pfandflaschen und -dosen bereits, etwa in Krefeld und Mönchengladbach. Wer zu bequem ist, das Leergut mitzunehmen, wirft es nicht etwa in den Mülleimer, sondern stellt es in den Pfandring. Menschen, die wenig Geld haben und ihr Einkommen mit dem Sammeln von Leergut aufbessern, können es nehmen, ohne in den Mülleimern zu wühlen und sich dabei vielleicht zu verletzen. Hinzu kommt der Gedanke, dass Leergut in den Recycling-Kreislauf gehört, nicht in den Mülleimer.

Oftmals werden die
Halterungen zweckentfremdet

Allerdings: Wer die Halterungen in anderen Städten entdeckt, sieht häufig auch, dass die Ringe zweckentfremdet werden. Fahrradfahrer ketten ihr Rad daran an, Passanten stellen Coffee-to-go-Becher dort ab. Pizzakartons werden gefaltet und hineingedrückt. Sauber sieht das nicht aus. Der Erfolg der Halterungen hänge maßgeblich von der ordentlichen Nutzung ab, hieß es schon 2015 dazu vom Verband kommunaler Unternehmen. Einige Städte versuchen es zumindest. Zuletzt beschlossen Viersen und Willich, probehalber Halterungen zu installieren.

In Kempen sieht die Stadtverwaltung das Vorhaben kritisch. Schon 2015 hatte die FDP dazu einen Antrag gestellt und diesen schließlich zurückgezogen, nachdem die Stadtverwaltung mit Blick auf die Erfahrungen anderer Kommunen dargelegt hatte, dass alle die Idee zwar für nicht schlecht halten. Allerdings: Sammler durchwühlten die Mülleimer dennoch, Pfandringe würden „fehlbefüllt“, also als Müllablage benutzt.

Das scheint vielerorts immer noch so zu sein, wie die Stadtverwaltung nun in ihrer Vorlage für die Sitzung des Umwelt- und Klimaausschusses am Dienstag, 24. September, ausführt. Dann soll über den CDU-Antrag gesprochen werden. Außerdem müssten neue Abfallbehälter angeschafft werden, gibt die Stadtverwaltung zu bedenken. Denn an den derzeit verwendeten könne man die Pfandringe nicht befestigen. Und die aktuellen Abfallbehälter seien „mit Bedacht unter dem Kriterium eines unauffälligen Erscheinungsbildes in unserer historischen Altstadt angeschafft worden“.

Die Verwaltung warnt außerdem vor weiteren Kosten – nicht nur für die Anschaffung neuer Abfallbehälter und den Kauf der Pfandringe, sondern auch durch Pflegemaßnahmen des Baubetriebshofs, und empfiehlt der Politik mit Blick auf die finanzielle Situation der Stadt, den Antrag abzulehnen.

(biro)