Ferienalphabet: G wie Garten Wenn Feng Shui die Kinderspielgeräte im Garten ablöst
Kempen. · Familie Angerhausen aus Kempen hat ihren Garten in einem ganz besonderen Prozess gestaltet. Zur Anwendung kamen dabei die Regeln des Feng Shui. Jedes Familienmitglied hat seine Wünsche und Erfordernisse in die Planung eingebracht.
Lange Zeit beherrschten Sandkasten, Trampolin und Rasen den kleinen Garten der Familie Angerhausen an der Eichendorffstraße in Kempen. Dann wurden die Kinder älter, und vor vier Jahren reifte der Entschluss, dass man etwas anders machen müsste. Eine völlig neue Gestaltung sollte her. Unterstützung bekam die Familie von Feng-Shui-Beraterin Anja Harmes und Landschaftsarchitektin Heike Diekmann-Ridder.
Die Terrasse mit den alten Fliesen war zu klein für die Familie mit vier Kindern, die gern Besuch von Großeltern und Freunden hat. Der Rasen wuchs wegen der Schattenlage nicht richtig, viel Efeu sorgte für eine düstere Atmosphäre, erinnert sich Anja Harmes. „Bei Feng Shui geht es darum, den Raum so zu gestalten, dass es wohnlich ist und guttut.“ Zusammen galt es zu erarbeiten, was der Seele guttut. Alle Familienmitglieder konnten ihre Vorstellungen einbringen. „Wir hatten eine lange Liste von Wünschen“, erinnert sich Annemarie Angerhausen. „Ich wollte keinen Rasen mehr. Die Jungs wünschten sich eine Feuerschale, der Große eine Ecke zum Chillen, und mein Mann brauchte einen Platz für seinen Grill.“ Zudem sollte der neue Garten wenig Arbeit machen.
Herausgekommen ist auf den eher überschaubaren 150 Quadratmetern eine große Vielfalt, die für jeden etwas bietet. Das Zentrum ist eine Wildblumenwiese, die eigentlich immer blüht. Es geht mit Osterglocken und Tulpen im Frühjahr los und setzt sich mit Ringelblumen, Kornblumen, Klee und mehr bis in den Winter fort. Die Jugendlichen bekamen ihre Feuerschale, die Natursteinmauer lädt zum Sitzen oder auch zum Klettern ein, genau wie die Kräuterspirale. Es gibt unterschiedliche Sitzmöglichkeiten, einen kleinen Brunnen als erfrischendes Element, eine große Holz-Terrasse für Feste und Dachplatanen als natürliche Schattenspender.
Das Zentrum des Gartens
bildet die Wildblumenwiese
Die Wildblumenwiese in der Mitte ist das Zentrum, das alles abrundet und in Fluss bringt. Feng Shui, erklärt Anja Harmes, lebt auch von Gegensätzen: Licht und Schatten, die Kombination verschiedener Elemente, unterschiedliche Höhen und Perspektiven. Wie bei Yin und Yang – der Mensch brauche die Gegensätze.
Das „Lehnstuhlprinzip“ spielte bei der Gestaltung der Sitzecken eine Rolle. Starke Elemente im Rücken, dazu eine „Armlehne“, die in diesem Fall aus einer Hainbuchenhecke besteht, die die Terrasse einfasst und so für ein Gefühl von Geborgenheit sorgt. „Gleichzeitig haben wir eine Hecke gewählt, die einen guten Durchgang ermöglicht. Die Gestaltung muss auch praktisch sein“, sagt Heike Diekmann-Ridder. Ihr war zudem wichtig, dass das kleine Holzhäuschen, das die Kinder gebaut hatten, erhalten bleibt.
Feng Shui ist sehr persönlich. Das habe sich zum Beispiel beim Tag der offenen Gartenpforte gezeigt, als im vergangenen Jahr die Besucher in den Garten kamen. Einigen hatte die Gestaltung nicht zugesagt. So müsse man für jeden die richtigen Elemente – Feuer, Holz, Erde, Metall, Wasser – finden, die die eigene Persönlichkeit unterstützen. Die Wildblumenwiese als Zentrum sei für Familie Angerhausen genau das Richtige. Andere Menschen bräuchten vielleicht eher eine andere Mitte.
Anja Harmes und Heike Diekmann-Ridder haben seitdem schon weitere Garten-Pläne nach diesem Prinzip entwickelt. Wichtig sei der gemeinsame Weg. Viele Menschen würden die Vorstellung als stressig empfinden, den Außenbereich neu zu entwickeln, es könne aber sehr bereichernd sein. Workshops haben sie dazu bereits angeboten und auch mit Kunden mit Hilfe von Meditationen ganz neue Erkenntnisse gewonnen. „Das kann sehr berühren, wenn man durch Feng Shui auf tiefere Informationen stößt, die einem gar nicht so bewusst sind“, sagt Anja Harmes. Für Familie Angerhausen ist das Konzept auf jeden Fall aufgegangen. Die Kinder, die mittlerweile zwischen 13 und 22 Jahre alt sind, nutzen den Garten viel öfter – auch, weil sich jeder in seine Ecke zurückziehen kann. Zwar ist die Fläche nicht groß, sie bietet aber separate Räume. Und durch die Art der Bepflanzung und das Bewässerungssystem kann Annemarie Angerhausen ihre grüne Oase genießen, ohne darin zu viel tun zu müssen.