Kempen: Engel in Gold und Silber
Bei einem Kurs basteln die Teilnehmer nach literarischem Vorbild Engel aus Papier für ihre Christbäume.
Kempen. Wenn die Tage kürzer und dunkler werden, sehnen sich die Menschen nach Lichtgestalten. Engel sind in allen Formen und Farben gefragt in der nahenden Vorweihnachtszeit.
Die Kunsthandwerkerin Monika Lennartz hatte daher zum Basteln von goldenen und silbernen Papierengeln ins Kulturforum Franziskanerkloster eingeladen - unter dem Titel "Nicht nur zur Weihnachtszeit" nach der Geschichte von Heinrich Böll.
Dabei spielt der geflügelte Geselle in der satirischen Geschichte eine eher zweifelhafte Rolle. Mechanisch bewegt der auf der Christbaumspitze sitzende silberne Engel immer wieder die Lippen und flüstert "Friede, Friede", während zu seinen Füßen davon wenig zu spüren ist. Tante Milla kann nicht mehr aufhören, Weihnachten zu feiern und treibt damit die Familie in den Wahnsinn. Angesichts von Stollen, Printen und Co., die schon kurz nach den Sommerferien im Supermarkt zu finden sind, ist dieser Überdruss verständlicher denn je.
Aber ironisch soll es an diesem Tag im Kulturforum Franziskanerkloster gar nicht zugehen. Im Gegenteil: Die Vorweihnachtszeit zeigt sich vielmehr von ihrer schönsten Seite: mit Bratapfelduft in der Luft, mit Keksen auf dem Tisch, mit viel Zeit und Muße selbst etwas Schönes zu schaffen. "Zuhause fehlt ja meistens die Zeit dazu", sagt Monika Seebauer aus Wachtendonk.
Alte Traditionen und Formen sind wieder gefragt, hat Monika Lennartz festgestellt. Aber sie wählt ihre Kunstwerke mit Bedacht aus: "Man muss möglichst authentisch arbeiten. Sonst artet es schnell in Kitsch aus. Die Grenzen zwischen historisch Überliefertem und Kitsch sind da schon mal fließend." Auch Petra Lohr erfreut sich am Antiken. "Ich sammle alte Puppen, antike Möbel und Weihnachtsschmuck. Und da passt das toll dazu", erzählt sie, während das Basteln langsam losgeht.
"Kopf und Körper sind schon vorbereitet. Wir gestalten nun wie für eine Anziehpuppe Unterhose, Unterrock, Ärmel und Weste", erklärt die Kunsthandwerkerin. Und schon geht es fleißig ans Werk. Dazu wird zunächst Krepppapier zurechtgeschnitten und mit Glitter verziert, bevor die Teile schließlich zusammengefügt werden können. Eine filigrane Arbeit mit Nagelscheren, Kleber und Glitter.
"Es ist entspannend und aufregend. Man will ja, dass es am Ende schön aussieht", erklärt Bernadette Wissing aus Anrath. Und einer der gebastelten Papierengel soll bei ihr schließlich auf der Christbaumspitze thronen und vom Frieden künden.