Altweiber auf dem Buttermarkt Liebe, Lust und Leidenschaft
Kempen · Unter dem Zeltdach auf dem Buttermarkt ist die Stimmung bestens. Viele Verwaltungsmitarbeiter feiern dort die Schlüsselgewalt über das Rathaus. An Altweiber steht man dafür gern Schlange.
Für einen Vormittag war sie die Erste, also – wie es sich für Karnevalstage gehört – Claudia I.. Denn Claudia Hunzelder führte an Altweiber die Schlange vor dem Festzelt auf dem Buttermarkt an. Um 9 Uhr stellte sie sich vor die Tür, um später auf jeden Fall drinnen am jecken Treiben mit guter Karnevalsmusik teilnehmen zu können. „Oh oh, woh oh, woh oh, oh, oh... für die Ewigkeit!“
Gleich hinter ihr ist Konfetti-Uschi. Die St. Töniserin, die früher in Kempen gewohnt hat und bei den „Prima Hagelkreuzern“ mitmischt, lässt sich diesen Feiertermin nicht nehmen. Den Beutel Konfetti hat sie dabei, den Staubwedel auch.
„Ich mache hier nachher sauber, wenn alle weg sind“, lacht sie und steckt viele mit der Fröhlichkeit an. Und wann ist für sie Schluss? „Im Zelt vielleicht um 19 Uhr, aber dann geht es noch weiter zu Theo in die Thomasschenke.“
Von Claudia I. zu Angelika, die kurz nach 10 Uhr auf der Judenstraße die Letzte in der Buttermarkt-Schlange ist. Sie kommt aus dem Münsterland, ist vor einem Jahr „der Liebe wegen nach Kempen gezogen“. Das Karnevals-Gen hat sie mit der Muttermilch aufgesogen. Sie feiert Altweiber in Kempen, „am Samstag beim Zug in Selm und am Montag wieder hier in Kempen“. Ins Zelt geht es zum ersten Mal. Um es vorwegzunehmen: Dort gibt’s später vor dem Einzug von Möhnen, Komitee, Prinzengarde und Prinzenpaar ein Wiedersehen. Angelika strahlt. So glücklich schaut man, wenn die Karnevalsstimmung besser nicht sein könnte. „Denn, wenn et Trömmelche jeit, dann stonn mer all parat...“
Draußen stehen sich auch die Männer und Frauen des Deutschen Roten Kreuzes die Beine in den Bauch. Das ist ein gutes Zeichen. Denn noch ist nichts zu tun. Olaf Schmitz hat zehn Leute an Bord, „davon haben fünf für dieses Wochenende Urlaub eingereicht“. Nicht etwa zum Feiern, sondern um die Dienste für die Feiernden in Kempen und auch aushilfsweise in St. Tönis abzudecken. „Alles ehrenamtlich!“
Der Spaß kommt bei Schmitz’ Leuten trotzdem nicht zu kurz. Simon Paas trägt nur noch eine halbe Krawatte über seiner Uniformjacke. Immerhin hat die Frau, die sie ihm gekürzt hat, ihm den Rest vom Schlips noch gelassen. Er bewahrt die Krawattenspitze in der Tasche auf.
Auch ein Accessoire von Olaf Schmitz musste Altweiber dran glauben. Weil er keinen Schlips trug, wurden kurzerhand die Fransen an seinem DRK-Schal gekürzt. Schmitz bleibt zuversichtlich, dass die Freude die Oberhand behält an diesem wichtigen karnevalistischen Feiertag: „Aber man weiß nie, was kommt. Es ist jedes Jahr anders.“ Montag sind sie mit 40 DRK-Leuten, unterstützt von außerhalb, beim Rosenmontagszug im Einsatz. Wieder ehrenamtlich. Man kann es gar nicht oft genug anstimmen: „Dat is prima“!“
Nach 12 Uhr stellen die Möhnen im Zelt zum letzten Mal in seiner Amtszeit ihren Chef, Bürgermeister Volker Rübo (siehe links), ehe sich das Prinzenpaar mit Garde und Karnevalskomitee zur Bühne singt und tanzt. Das ist genau das, was die Zeltgäste wollen. Laute Stimmungsmusik zum Mitsingen und Schunkeln. An dem Tag wollen die Verwaltungsmitarbeiter die Probleme im Rathaus im Zelt vergessen. Sie besingen ausnahmsweise eine andere Stadt mit K. Aber mit Liebe, Lust und Leidenschaft für ihren Karneval in Kempen.