Bester Fotografen-Azubi lernte in Kempen Jahresbester mit klarer Aussage
Kempen. · Mit außergewöhnlichen Arbeiten schaffte es Jason Jäger an die Spitze der Fotografen-Innung bei der Gesellenprüfung. Der 26-Jährige schloss als Jahresbester ab. Ausgebildet wurde er von Guido de Nardo in Kempen.
„Das Problem ist nicht, dass er geschminkt ist“, heißt es unter dem Bild, das einen jungen Mann zeigt, der entsprechend geschminkt ist. Was mit dem Satz gemeint ist, wird auf den ersten Blick klar. Es sticht nämlich das in allen Blau- und Grüntönen schillernde Auge hervor, das eindeutig von einem Faustschlag stammt. Mit gleich drei solcher außergewöhnlichen Bilder samt entsprechenden Texten, die sich allesamt um das Thema Gewalt gegen Homosexuelle drehen, ist Jason Jäger seine Freiaufgabe bei der Gesellenprüfung zum Fotografen angegangen.
Das Ergebnis sind drei Fotos mit einer starken Aussagekraft, die direkt ansprechen. Jason Jäger, der im Fotostudio „B-14“ von Fotografenmeister Guido de Nardo am Kempener Buttermarkt ausgebildet wurde, ist kürzlich Jahresbester bei der Gesellenprüfung der Fotografen-Innung geworden.
Bilder sollen für Kampagne verwendet werden
Von der besonderen Aussagekraft der Fotos von Jäger ist auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), der über die Sozialen Medien auf die Bilder aufmerksam wurde, überzeugt. Der Verband möchte diese Bilder gerne für eine Kampagne verwenden. Aber nicht nur hier sorgen die Aufnahmen für Begeisterung. Die durchdachte Ausführung und die Qualität der fotografischen Arbeit überzeugten auch die Prüfer bei der Gesellenprüfung der Fotografen. Mit dieser selbst gewählten Arbeit sowie mit den vorgegebenen Aufgaben ging Jäger aus der Prüfung als Jahresbester hervor.
Wobei es sich bei den festen Aufgabenstellungen um Fotos für ein Unternehmen zur technischen Fahrzeugüberprüfung handelte. Diese sollten zu Werbezwecken in den Sozialen Medien eingesetzt werden. Außerdem mussten Modelleisenbahnen fototechnisch ins rechte Licht gerückt werden. Hier wollte ein imaginärer Kunde Fotos für einen Online-Vertrieb. Der 26-Jährige löste alle Aufgaben mit Bravour und überzeugte zudem bei der theoretischen Prüfung.
„Dass die Arbeiten gut geworden waren, war mir klar. Aber dass ich der Beste sein würde, das war schon eine Überraschung“, sagt Jäger, der durch ein Fotofachmagazin auf die Idee für die Freiaufgabe kam. Er suchte ein Model für die Aufnahmen und machte sich an die Arbeit. Als Jahresbester wurde er von der Fotografen Innung Düsseldorf – Aachen – Köln besonders geehrt. Seine Arbeiten werden zudem zum Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks eingereicht.
Fotografie ist schon seit Jahren eine Leidenschaft von Jason Jäger. Dazu zählt auch die Bildbearbeitung. Mit 16 Jahren bekam er seine erste eigene Spiegelreflexkamera. Nach dem Abitur am Albertus-Magnus-Gymnasium in Dülken startete der Niederkrüchtener zunächst mit einem Marketing-Studium in Venlo. Jäger stellte schnell fest, dass dieses Studium eigentlich nicht das Richtige für ihn war. Er legte zwar noch das Vordiplom ab, entschloss sich dann aber, eine Fotografen-Ausbildung zu beginnen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.
Dass es ihn nach Kempen führte, verdankt er der Agentur für Arbeit. Dort hatte Guido de Nardo seine Suche nach einem Auszubildenden hinterlegt. Jäger bewarb sich, ein Vorstellungsgespräch folgte, und er hatte den Ausbildungsplatz. Vor drei Jahren ging es los. „Wenn man das Ergebnis der Arbeit in der Hand hält und der Kunde begeistert ist, freut man sich mit. Es ist ein Beruf, der mir viel Spaß macht“, sagt Jäger.
Für den Kempener Fotografenmeister de Nardo ist Jäger bereits der zweite Auszubildende, der so hervorragend abgeschnitten hat. Viele seiner Auszubildenden haben zudem Karriere gemacht. „Einer ist Leitender Bildredakteur bei der Burda-Gruppe in New York. Ein anderer führt ein Weltstudio in Madrid“, sagt de Nardo, der seit 34 Jahren ausbildet. Er selbst ist stellvertretender Obermeister, Ausbildungsbeauftragter und Fachdozent für Porträt-Fotografie. Zu etlichen seiner früheren Auszubildenden hat Guido de Nardo bis heute Kontakt.
Für Jason Jäger hört das Lernen nicht auf. Er geht an die Fachschule für Mediendesign in Düsseldorf. Dort möchte er sich innerhalb von zwei Jahren zum staatlich geprüften Mediengestalter ausbilden lassen.