Peter Backus kommt nicht mehr Der fahrende Bäcker sagt Adieu

Kempen. · Viele Jahre hat Peter Backus Kunden im Hagelkreuzviertel und in Kempens ländlichen Außenbezirken mit Brot und Kuchen beliefert. Jetzt hat er sich zur Ruhe gesetzt.

Auf einer seiner letzten Touren hat Peter Backus noch einmal Brot und Kuchen im Gepäck.

Foto: Eva Scheuß

(Red) Das vertraute zweimalige kurze Hupen wird fehlen. Es kündigte über Jahrzehnte die Ankunft des „fahrenden Bäckers“ an, der dreimal in der Woche im Hagelkreuzviertel und den ländlichen Außenbezirken Kempens Brot und Kuchen aus seinem roten Transporter verkaufte. Kein leckeres Rosinenweißbrot, keine köstlichen Nussecken mehr.

Nomen est omen: Peter Backus trägt seinen Beruf bereits im Namen. Seit seinem 18. Lebensjahr ist der Bäckermeister mit seinem rollenden Verkaufsstand unterwegs. Wegen einer Mehlallergie konnte er nicht in der Backstube des elterlichen Betriebes in Issum-Sevelen arbeiten. „Das Verkaufen liegt mir in den Genen, hat mir immer Spaß gemacht“, sagt er. Doch nun ist Schluss. Nach 56 Jahren. Peter Backus ist 74, er ist also längst im Pensionsalter.

Backus ist immer noch topfit, gertenschlank und dynamisch. Doch jetzt sei es an der Zeit, sich mehr um seine Frau zu kümmern, die einige gesundheitliche Probleme hat. Außerdem sind da noch die drei Töchter und drei Enkelinnen sowie der Fußballverein SV Sevelen 1919, bei dem er aktiv ist. Der Abschied von den Kunden fällt ihm dennoch nicht leicht: „Das ging mir schon an die Nieren“, sagt er. Auch Tränen seien geflossen. Er zeigt eine liebevoll gestaltete, handgeschriebene Karte, die ihm gerade überreicht wurde. „Wir werden Dich vermissen“ ist darauf zu lesen.

Wen wundert es? Schließlich hat er viele Menschen über Jahrzehnte begleitet. Einige Familien beliefert er schon in der dritten Generation. Die Zahl seiner Kundschaft schätzt er auf rund 350: „Alles Stammkunden, mit vielen bin ich per Du.“ Viele ältere Menschen sind dabei: „Wir waren zusammen jung und sind zusammen alt geworden“, sagt er. „Wenn jemand schlecht laufen kann, bringe ich das Brot auch schon mal bis in die Küche.“ Und dann ist immer auch Zeit für ein kurzes Pläuschchen: „Was macht die Gesundheit, wie geht es den Kindern?“

In der weißen Sparbüchse sammelt er für arme Kinder

Er ist durch und durch Geschäftsmann, aber einer mit einem großen sozialen Gewissen und viel gesellschaftlichem Engagement. Immer auf seinem Wagen dabei ist die kleine weiße Spendenbüchse für das Kinderdorf Mbgili in Tansania. Jeder Cent an Trinkgeld wandert dort hinein. Einmal war er auch selbst für den Verein in Tansania, begleitete einen Hilfstransport. Zu Beginn der Corona-Krise spendeten eine nähversierte Kundin und ihr Team selbstgenähten Mund- und Nasenschutz, den Peter Backus gegen eine Spende „für Tansania“ an seine Kunden verteilte.

Der Backbetrieb in Sevelen ist mittlerweile verpachtet. Zu Hochzeiten waren dort 32 Leute beschäftigt. „Hans-Peter Backus Backwaren“ betrieb mehrere Filialen, ein Landcafé und Marktstände, auch einen auf dem Kempener Wochenmarkt. Zu dieser Zeit gab es noch mehr rollende Verkaufswagen im hiesigen Gebiet.

Peter Backus ist der letzte fahrende Bäcker. Einen Nachfolger hat er nicht: „Das will heute keiner mehr machen“, sagt er bedauernd.