Lokale Wirtschaft in Kempen Bistro „Franz“ in Kempen: Mittagspause ohne Tütenpulver

Kempen · Das Bistro „FRANZ“ im Kempener Gewerbegebiet setzt auf frische und nachhaltige Küche. Stammkunden schätzen das.

Betreiberin Sirrah Halm ist im Bistro „FRANZ“ für den Service zuständig.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Die Bulldogge heißt wie das Bistro: Franz. Sirrah Halm, Frauchen und Betreiberin, ist es allerdings sehr wichtig, dass das kleine Lokal im Kempener Gewerbegebiet nicht etwa nach dem Hund benannt worden ist. Diese Vermutung wäre ihr peinlich. „Aus diesem Grund habe ich in der Anfangsphase allen erzählt, unser Hund würde Klaus-Dieter heißen“, erzählt sie und lacht. Seit dem 1. September 2018 führt die 32-Jährige zusammen mit ihrem zwei Jahre älteren Lebensgefährten Benedikt Scholl das Bistro am Industriering Ost, nur wenige Schritte entfernt vom Technologie- und Gründerzentrum Niederrhein (TZN).

Der ungewöhnliche Name, in Großbuchstaben geschrieben, steht für frisch, regional, authentisch, nachhaltig und zeitgemäß. Unter anderem verzichtet das Duo auf Plastikverpackungen und bezieht seine Produkte vorwiegend von lokalen bzw. regionalen Anbietern. Im „FRANZ“ gibt es von montag- bis freitagvormittags belegte Brötchen und Kaffee sowie von 12 bis 15 Uhr Gerichte von der Imbiss-Standardkarte sowie einen täglich wechselnden Mittagstisch – „frisch gekocht, ohne Zusätze, Geschmacksverstärker und Tütenpulver“, betont Benedikt Scholl. Der ausgebildete Koch (und Hotelfachmann) ist für die Küche zuständig. Sirrah Halm (die ursprünglich Radiologie-Assistentin gelernt und einige Jahre Jura studiert hat) erledigt den Service. Mitarbeiter beschäftigen sie bislang nicht.

Das Gastro-„Startup“ fing vor einem Jahr „heimlich, still und leise“ an. Bis auf ein paar Briefkasten-Flyer wurde keinerlei Werbung gemacht. Wie kommt man so an Kundschaft? „Durch Mund-zu-Mund-Propaganda“, erklärt Benedikt Scholl. Nach einer aufwändigen Renovierung des Lokals, das schon früher gastronomisch genutzt worden war, war es zunächst der beauftragte Maler, der bei Kollegen und Freunden die Werbetrommel rührte. Nach und nach sprach sich das neue Angebot in den umliegenden Firmen herum. Mittlerweile können sich die Betreiber über viele Stammgäste freuen. Das Klientel ist bunt gemischt, „vom Blaumann bis zum Schlips“, fasst der Küchenchef zusammen. Bestellt werden Dauerbrenner wie Currywurst oder Schaschlik mit Pommes, aber auch „Pulled York Burger“ und Spinatknödel.

Was manchen überraschen dürfte: „Am besten gehen die Tagesangebote“, erzählt Sirrah Halm. „Viele Leute ordern es direkt beim Reinkommen, ohne das genaue Gericht zu wissen.“ Auf der sommerlichen Wochenkarte finden sich beispielsweise die kalte spanische Suppe Gazpacho oder ein Zitronenrisotto mit Meeresfrüchten. Dazu gibt es Fassbrause oder selbst gemachten Eistee.

Benedikt Scholl, in der Nähe von Köln aufgewachsen, hat in Spitzen-Häusern im Schwarzwald gelernt. Sirrah Halm aus dem Taunus hat dort gejobbt. Über Benedikts Familie, die seit einiger Zeit in Kempen wohnt, erfuhren sie von der Möglichkeit, den Imbiss-Standort zu übernehmen. Sie griffen zu und zogen an den Niederrhein, genauer gesagt nach Geldern-Pont.

Mit der geschäftlichen Entwicklung in den ersten zehn Monaten sind sie zufrieden. Man sei „kontinuierlich gewachsen“. Dazu trägt nicht zuletzt das „To-go-Geschäft“ bei. Nicht nur Berufstätige holen sich das Mittagessen an den Arbeitsplatz, auch Senioren, die nicht mehr selbst kochen wollen, bestellen regelmäßig im „FRANZ“.

Sollten Sirrah Halm und Benedikt Scholl irgendwann an eine personelle Aufstockung denken, könnten sie mit einem besonderen Pfund wuchern: „Für einen gastronomischen Betrieb haben wir Traumarbeitszeiten“, sagt die Inhaberin. Schließlich sei um 16 Uhr Schluss. Für das Unternehmer-Paar allerdings heißt das noch lange nicht Feierabend. Schließlich gibt es noch jede Menge Papierkram zu erledigen – und der nächste Tag will ebenfalls vorbereitet sein.