Premiere in Kempen Gesamtschule verabschiedet zum ersten Mal Abiturienten

Kempen · Zum ersten Mal sind an der Gesamtschule Kempen Abiturientinnen und Abiturienten verabschiedet worden. Bei ihrer Einschulung 2014 waren manche Eltern noch unsicher, ob die Kinder nicht zu „Versuchskaninchen“ würden.

Der erste Abiturjahrgang an der städtischen Gesamtschule Kempen, die 2014 aufgebaut wurde.

Foto: Norbert Prümen

Es war ein einmaliges Ereignis: 59 Schülerinnen und Schüler sind als erster Abiturjahrgang der städtischen Gesamtschule Kempen verabschiedet worden. Die Schule entstand vor nunmehr neun Jahren aus der Erich-Kästner-Realschule, an ihrer Spitze stand von Anfang an Schulleiter Uwe Hötter, der zum Schuljahresende nun in den Ruhestand geht. „Ihr seid Pioniere und Wegbereiter. Ihr behaltet immer einen ganz besonderen Platz in der Geschichte unserer Schule. Ihr wart und werdet immer unsere Ersten bleiben“, betonte Hötter in seiner Abiturrede.

Der Schulleiter erinnerte an die Einschulung im Jahr 2014 zurück, bei der es bei den Eltern mit Blick auf die neue Gesamtschule teilweise noch Unsicherheiten gab. „Anfänglich, im Gründungsjahr unserer Schule, hatten einige Eltern noch Sorge, ihr würdet zu Versuchskaninchen, und sie wollten schon gleich das Angebot an Leistungskursen in der Oberstufe verlässlich definiert wissen“, sagte Hötter, was bei einigen der anwesenden Eltern ein Schmunzeln auslöste. Hötter sprach davon, dass es Anspruch, Chance und manchmal auch Bürde zugleich gewesen sei, der erste Jahrgang zu sein. „Meine damalige Mathegruppe oder die Schüler von euch, die ich in der Sekundarstufe I über sechs Jahre im Religionsunterricht begleiten durfte, konnten es manchmal kaum noch hören, wenn ich an Pflichten des ersten Jahrgangs erinnerte. Ja, wir wissen ja, wir sind die ersten, hieß es dann schon mal etwas überdrüssig. Wir haben mit euch gelernt – und gemeinsam Schule äußerst erfolgreich gestaltet. Aus einem Mini-System mit sechs Eingangsklassen wurde eine voll ausgebaute Gesamtschule mit vier Abteilungen und  inzwischen 1260 Schülern“, sagte Hötter.

Zwei Abiturienten begeben
sich in ein Auslandsjahr

„Ihr habt ein Stück Geschichte dieser Schule mitgeschrieben. Ihr habt die Schule mitgeprägt und ihr ein Gesicht gegeben. Darauf könnt ihr stolz sein“, schloss sich Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) an. Er wünschte den Abiturienten eine glückliche Hand bei der Berufswahl: „Wenn ihr merkt, dass es die falsche Wahl war, habt den Mut, euch umzuentscheiden. Macht, was euren Talenten entspricht.“ Welchen Weg sie mit dem Abitur in der Tasche einschlagen wollen, wissen die meisten. Hötter berichtete, dass 17 eine Ausbildung beginnen, 20 ein Studium gewählt haben und fünf sich für ein duales Studium entschieden haben. Fünf Abiturienten lassen ein freiwilliges soziales Jahr folgen und zwei ein freiwilliges ökologisches Jahr. Für zwei weitere beginnt Work and Travel. Zwei begeben sich in ein Auslandsjahr. Sechs haben sich noch nicht festgelegt.

Klaus Dörnhaus, Abteilungsleiter Oberstufe, ging drei Jahre zurück, als die Oberstufe in den Kellern des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums startete, weil es seinerzeit Raumprobleme gab. „Wir feiern eine Gruppe von Menschen, die es gewagt hat, sich in eine neu aufzubauende Oberstufe hineinzubegeben. Sie setzen damit den Schlussstein für den Aufbau dieser Gesamtschule“, hob Dörnhaus hervor. Eigens zur Abiturfeier war auch die leitende Regierungsschuldirektorin angereist. „Ihr könnt stolz auf euch sein. Ihr habt ein Ziel vor Augen gehabt, das ihr nun erreicht habt – und zwar als die allerersten“, sagte Carolin Mühlen.

Und was sagen die Abiturienten? „Der erste Abiturjahrgang zu sein, ist wirklich etwas Besonderes. Ich habe das Gefühl, wir haben die Tür für die anderen Schüler geöffnet“, sagte Joline Götzen. Es sei ein aufregendes Gefühl, so Madeleine Heck. „Der erste Jahrgang zu sein, ist echt einmalig“, sagte Julia Soares. „Ich war von der fünften Klasse an auf der Schule. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, zum ersten Abijahrgang zu gehören. Wobei die Oberstufe hinsichtlich der Entwicklung spannend war. In Sachen Räumlichkeiten zogen wir mehrmals um, sogar an andere Schulen. Dann waren wir die ersten im Neubau. Das war schon toll. Allein die Tatsache, dass wir dieses Gebäude zunächst ganz für uns hatten“, sagte Tobias Borgouns.