Junges Talent aus Kempen Feuer und Flamme für Sportakrobatik

Kempen ·  Josefine Hahn (10) ist schon eine echte Sportakrobatin. Sie nimmt an vielen Wettkämpfen in ganz Deutschland teil.

Josefine Hahn aus Kempen ist begeisterte Sportakrobatin. Dafür trainiert die Zehnjährige viel.

Foto: Felix Kuntoro

Heute hat Josefine, die von allen Josi genannt wird, ihren „freien“ Tag. Die Zehnjährige kann sich mit ihren Freundinnen treffen, Eis essen gehen oder einfach mal nichts tun. Doch die Pläne sehen anders aus, weiß ihre Mutter, Christiane Hahn: „Man sieht Josi oft Saltos schlagen, hüpfen, einfach alles tun, was mit Bewegung zu tun hat.“ Schon im Kleinkindalter fiel beim Kinderturnen in Kempen schnell auf, dass Josi mehr braucht als das „normale“ Turnprogramm. Seit 2022 ist sie mit dem „Sportakrobatik-Fieber“ infiziert und liebt es, in großen Hallen zu zeigen, was sie und ihre 14-jährige Partnerin Karolina auf dem Kasten haben.

Dafür nehmen die Eltern, die noch zwei erwachsene Kinder haben, einiges in Kauf. Fünf Mal pro Woche fahren sie ihren Wirbelwind zum Training nach Düsseldorf oder zu Wettkämpfen, die in ganz NRW, aber auch mal weit im Norden oder Osten Deutschlands stattfinden können.

„Montags gehts immer am Nachmittag um halb fünf los, dann startet meine Sportwoche“, erzählt Josi, während sie ihre vielen Medaillen betrachtet. Am liebsten macht die Viertklässlerin Saltos oder Spagatstand, übt daheim mit ihren Handstützen, die sie selbst bemalt hat, oder schwingt sich im großen Kletterbaum im Garten der Familie hin und her.

Die Hausaufgaben erledigt das Mädchen öfters im Auto, aber auch das Abendessen wird dort regelmäßig eingenommen. „Wir kommen relativ spät zurück vom Training, dann muss sie auch ins Bett“, erklärt Christiane Hahn. Doch nicht immer trainierte Josi in Düsseldorf. „Wir haben in Fischeln mit olympischem Turnen angefangen, dann kam Corona“, sagt Josis Mutter.

Von der Station in Kaarst ging es zunächst nach Willich. Dort wurde Trampolinspringen angeboten. Doch so richtig sprang der Funke bei der Zehnjährigen dafür nicht über. Ende 2022 hat sich die Familie dann Sportakrobatik angeschaut: „Da war sie sofort Feuer und Flamme“, so Christiane Hahn. Doch „einfach so“ wird man nicht im Akrobatik-Team aufgenommen. „Ich musste erst mal zeigen, was ich kann“, erzählt Josi.

Sie musste sich immer wieder unter Beweis stellen. Mittlerweile ist sie in der Nachwuchsklasse im Leistungszentrum Sportakrobatik Düsseldorf (kurz: LZSA). Es geht nicht nur darum, die Formation zu lernen, auch ein ausgiebiges Kraft- und Dehnungsprogramm stehen auf der To-do-Liste. Glücklich ist das Schülerin, dass sie eine Partnerin bekommen hat, mit der sie sich gut versteht: „Karolina und ich sind einfach – hach!“, schwärmt Josi und formt ein Herz aus ihren Händen.

Die beiden Mädchen verbringen viele Stunden zusammen, müssen schwere Choreografien einstudieren, und vor allem das Wichtigste: „Wir müssen absolut synchron sein“, sagt Josi. Sie zeigt ein Video von ihrem letzten Wettkampf. Zu sehen: Eine siebenköpfige Jury, viele junge Akrobatinnen in ihren absolut perfekten Anzügen, die sich synchron bewegen, Kunststücke hoch konzentriert darbieten. „Man ist schon immer angespannt, bevor es losgeht. Hier waren wir absolut überrascht, dass wir den ersten Platz gemacht haben“, sagt Josi kichernd, und auch die Reaktion der Mädchen im Video bestätigt ihre Erzählungen.

Viele Stunden verbringen die Eltern im Auto. Immer dabei: Familienhund Justus. „Ich nutze die Zeit während des Trainings und gehe mit ihm spazieren“, sagt die Kempenerin. Noch ist Josi in keinem Kader, die Finanzierung zum Großteil Privatsache. „Manchmal werden Fahrtkosten zu den Wettkämpfen übernommen oder Übernachtungskosten“, sagt Christiane Hahn.

Mit der Familie von Karolina versuchen sie, sich wegen Urlaubszeiten möglichst abzusprechen, damit nicht so viel Trainingszeit ausfällt.

Auf dem Dachboden im Haus der Familie in Kempen kann sich Josi richtig austoben. Dort liegen Matten, Kletterelemente und andere Sportartikel, die oft in Gebrauch sind. Dort ist Josi oft mit ihren Freundinnen. Einen Ausgleich zum Sport findet Josi, die die Regenbogenschule besucht, beim Klavierspielen. Die Vorbereitungen auf die kommenden Wettkämpfe laufen. „Die deutsche Bestenermittlung findet in diesem Jahr in Kiel statt“, sagt Christiane Hahn. Darauf freut sich Josi schon sehr.