Matthias Brodowy zu Gast im Forum St. Hubert Von quietschbunten Clowns und einer dicken Fee

Kempen · An zwei Abenden präsentiere Kabarettist Matthias Brodowy im Forum St. Hubert sein Programm „Keine Zeit für Pessimismus“.

Kabarettist Matthias Brodowy begeisterte das Publikum.

Foto: Norbert Prümen

(tgel) Gleich zwei Abende hintereinander füllte der mehrfach ausgezeichnete Kabarettist Matthias Brodowy das Forum in St. Hubert – als Unterhaltungsprogramm, aber auch als Therapiestunde gewissermaßen. Denn das aktuelle Programm von Brodowy heißt „Keine Zeit für Pessimismus“ – und das wiederum ist doch eine durchaus hilfreiche Devise für das Leben im Allgemeinen.

Brodowy steht seit 35 Jahren auf Bühnen, als Kabarettist und auch als Musiker, mit heiterem Ernst und feiner Albernheit erzählt er von den Untiefen des Alltagslebens ebenso wie von den Wirren auf den großen politischen Bühnen, von dem Humor der Außenseiter wie von seiner Traurigkeit über die Machtmenschen unserer Zeit. Wenn er dann am Flügel sitzt, leicht fließende Melodien seine Texte umgarnen, erhält alles noch eine ganz eigene Dynamik.

Es ist das mittlerweile zehnte Bühnenprogramm des Hannoveraners. Pessimisten teilt er übrigens in vier Stufen ein, wobei alle das Schlimmste erwarten. Wenn es dann eintritt, würden die einen sich freuen, wundern oder ärgern, die schlimmsten aber würden leugnen. Vom Leugnen handelt auch ein Song, in dem Brodowy entschlossen als globalistischer Leugner auftritt und einfach alles leugnet – von der Existenz über die Erdanziehung, weil die ja immer so runterzieht, bis Bayern München.

Für große Heiterkeit sorgte seine Offenbarung an die weiblichen Gäste über Herrentoiletten. „Was Sie noch nicht wussten …“ Es gibt in Pissoirs eine Motivationsfliege? Ein Tor mit einem baumelnden Fußball? In der Tat eine interessante Zusatzinformation: „Wenn Ihr Mann das nächste Mal von der Toilette kommt und breit grinst, ist er gerade Weltmeister geworden.“

In der zweiten Hälfte erzählt Brodowy von seinem Werdegang, wann er als Organist begonnen habe und wo er überall gelandet sei. Eindrucksvoll sei die Zeit in den Altersheimen gewesen, auch das Spiel für Demenzkranke. Eine Begegnung habe ihn als jungen Musiker besonders geprägt: Ein alter Mann konnte nicht zum Konzert kommen, weil er seinen Pass nicht fand und nicht am Wachmann vorbeikam, er war gefangen in seiner eigenen Welt. Brodowy gelang es damals, ihn mit einem Trick aus seiner Angst zu befreien. Eine kleine Notlüge für eine glückliche Stunde und ebendiese Begegnung wurde zum schönsten und traurigsten Lied des Abends: Für einen kurzen Moment berühren sich darin zwei Welten.

„Keine Zeit für Pessimismus“ heißt auch, dass die dicke Fee, die Brodowy erscheint, weil sich Feen halt gern ihrem Gegenüber anpassen, und all die kunterbunten Clowns in unser Leben schmuggeln dürfen und wir uns die Zeit nehmen, über sie, vor allem aber über uns selbst zu lachen, denn, und das ist das Fabelhafte an Brodowys Geschichten: Das Leben ist wunderbar, wenn wir Humor haben.

(tgel)