Kempen lockt Hefe van Haag

Die Firma plant, den Standort in St. Tönis zu verlassen. Im Blick hat der Produzent von Backwaren ein Grundstück neben der Absatzzentrale.

Kempen lockt Hefe van Haag
Foto: Kurt Lübke

Kempen/ Tönisvorst. Die Stadt Kempen wird bald um einen solventen Gewerbesteuerzahler reicher sein. Das St. Töniser Traditionsunternehmen Hefe van Haag plant, seinen Standort nach Kempen zu verlegen. Das bestätigten am Mittwoch mehrere Quellen aus Kreisen von Politik und Verwaltung der WZ. Nach Informationen der Redaktion ist es bereits beschlossene Sache, dass die Stadt ein Gewerbegrundstück in Nachbarschaft zur Absatzzentrale an Hefe van Haag verkaufen möchte. Dort soll dann neu gebaut werden.

Es seien aber noch einige Details zu klären, heißt es aus dem Kempener Rathaus. Deshalb hielt sich die Verwaltung am Mittwoch noch mit ausführlichen Stellungnahmen zurück. „Zurzeit stimmen Unternehmen, Stadt und Architekt Vorgaben und Inhalte der Planung ab. Zum jetzigen Zeitpunkt können keine weiteren Aussagen getroffen werden.“ So lautet das Statement, das Stadtsprecher Christoph Dellmans per E-Mail an die WZ geschickt hat.

Und auch bei einem der größten Backbedarfs-Produzenten Deutschlands selbst gibt sich die Unternehmensführung noch zugeknöpft. Es sei noch nichts entschieden, hieß es am Mittwoch aus der Geschäftsleitung der Traditionsfirma.

Aus Kreisen der Kempener Politik war zu erfahren, dass die Gespräche mit dem Unternehmen, das seit 1949 in St. Tönis ist, schon längere Zeit laufen. „Die Firma braucht viel Platz“, hieß es aus Fraktionskreisen. Und den hat die Stadt auf einem Grundstück neben der Absatzzentrale gefunden. Die Fläche grenzt an die B 509 sowie einen Rad- und Fußweg, der in Richtung St. Hubert führt. Dort sollen noch einige Auffüllungen des Geländes nötig sein. Zudem steht dort ein Funkmast, der möglicherweise versetzt werden muss.

Unter anderem diese Themen wurden von Politik und Verwaltung intensiv diskutiert. Inzwischen haben aber sowohl der Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften als auch der Stadtrat im nicht-öffentlichen Teil der Sitzungen grünes Licht für einen Verkauf gegeben.

Und wo liegen die Gründe für das St. Töniser Unternehmen, den Standort zu wechseln? Hefe van Haag will sich vergrößern und wäre nach eigenem Bekunden gerne innerhalb von Tönisvorst umgezogen: vom Tempelsweg an die Höhenhöfe. Das ist dort, wo der große Real-Markt steht.

Diese Aktion wurde auf Verwaltungsebene zur Chefsache gemacht. „Das wäre dort nicht zu machen gewesen“, sagte am Mittwoch Bürgermeister Thomas Goßen bedauernd. Die Auflagen durch die Wasserschutzzone seien zu hoch gewesen, nicht vereinbar mit dem, was die Firma bauen wollte. „Der Kreis Viersen hat alles geprüft. Sogar eine Minister-Genehmigung“, erklärt der Bürgermeister, der keine Schuldzuweisung machen möchte.

Auch die Politik und diverse Ausschüsse seien involviert gewesen. Die Gespräche seien „intensiv“ gewesen. „Insoweit war im Ablauf alles in Ordnung“, so Goßen. Nicht zuletzt sei das Angebot aus Kempen letztlich wohl so lukrativ gewesen, dass van Haag zugeschlagen habe.