Seit 30 Jahren Übungsleiterin beim Kinderturnen „Die Kinder geben einem so viel zurück“

Interview | Kempen · Martina Schilder ist seit 30 Jahren Übungsleiterin für das Kinderturnen der Vereinigten Turnerschaft Kempen.

Martina Schilder, hier mit der kleinen Marlene, will Kinder zur Bewegung animieren.

Foto: Friedhelm Reimann

Menschen aus der Region stehen im Mittelpunkt der Serie „Auf ein Getränk mit ...“. Diesmal trafen wir uns mit Martina Schilder, die seit 30 Jahren Übungsleiterin für das Kinderturnen bei der Vereinigten Turnerschaft (VT) Kempen ist. Etliche Kleinkinder in Kempen kennen sie gut, ebenso ihre Eltern. Uns hat sie erzählt, wie sie zum Kinderturnen kam und was sie daran begeistert.

Was ist ihr Lieblingsgetränk?

Martina Schilder: Ich trinke sehr gerne einen Milchkaffee.

Sie betreuen seit Jahrzehnten den Bereich der turnenden Kleinkinder und Kinder bei der VT Kempen. Wie kam es dazu?

Schilder: Ich bin ein Vereinskind und mit Sport im Verein groß geworden. Geräteturnen, Leichtathletik, Tanzen und dann, weil ich fürs Abitur eine Mannschaftssportart brauchte, auch noch Volleyball. Wobei ich dort auch meinen Mann kennengelernt habe. Als dann 1991 unser erster Sohn Tim geboren wurde habe ich mit ihm, als er ein Jahr alt war, das sogenannte Pampers-Turnen bei der VT Kempen besucht. Dadurch habe ich diesen Bereich kennengelernt. Tim und ich haben die weiteren Turnangebote ebenfalls genutzt. Als dann 1994 die Übungsleiterin aufhörte und eine Nachfolgerin für das Eltern-Kind-Turnen gesucht wurde, habe ich das übernommen. Ich hätte es schade gefunden, wenn so ein schönes Angebot von der Bildfläche verschwunden wäre. Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser. Aber es hat vom ersten Moment an Spaß gemacht, und ich bin daran gewachsen. Als unser zweiter Sohn Henning 1995 geboren wurde, habe ich mit ihm meine erste Pampers-Gruppe ins Leben gerufen.

Wie ging es weiter?

Schilder: Ich bin gelernte Bürokauffrau und wollte eigentlich gerne in meinen Beruf zurückkehren. Aber in Teilzeit war das nicht möglich. Also habe ich mich ganz dem Sport zugewandt, den ersten Übungsleiterschein sowie weitere Fortbildungen gemacht und 2006 mit einem Mini-Job im Verein gestartet. Im Laufe der Jahre bin ich zudem Kinderturnwartin in unserem Verein geworden.

Wie viele Gruppen betreuen Sie?

Schilder: Es sind aktuell zehn Gruppen, die ich, verteilt auf vier Tage, betreue. Wobei wir zwei Standorte haben. Es gibt Gruppen in der Turnhalle der Regenbogenschule und Gruppen in der alten Schule in Ziegelheide.

Wie muss man sich eine Stunde Kinderturnen vorstellen?

Schilder: Wir haben feste Rituale. Dazu gehören Begrüßungs- und auch Verabschiedungslieder. Wenn wir gemeinsam im Kreis sitzen, machen wir unter anderem Fingerspiele oder spielen mit dem Ball. Ganz wichtig ist unsere Bewegungslandschaft. Ich baue sie zusammen mit den Eltern in der jeweiligen Turnhalle auf, und sie ist jedes Mal anders. Die Kinder können sich in der Landschaft frei bewegen. Es wird nichts vorgegeben. Mit den verschiedenen Angeboten wie dem großen Kreisel, dem Trampolin, der Rutsche, der Hängematte, der Schaukel als auch den Kletter- und Balancierelementen will ich die Kinder zur Bewegung animieren. Jeder macht das, was er möchte und sich zutraut. Es geht rein um die Freude an der Bewegung, bei der man automatisch Gleichgewicht, Motorik und Koordination schult.

Was macht das Kinderturnen aus?

Schilder: Die Kinder lernen spielerisch und sind so stolz, wenn sie sich etwas Neues zutrauen und ein Bewegungselement erobern. Sie geben einem so viel zurück. Die Arbeit mit ihnen und ihren Eltern macht mir viel Freude. Die Nachfrage ist groß, und in einigen Altersgruppen gibt es sogar Wartelisten.

Sie sind 30 Jahre dabei. Haben Sie schon einmal ans Aufhören gedacht?

Schilder: Ans Aufhören nicht, aber ans Kürzertreten. Ich bin jetzt 60 Jahre alt und würde mich freuen, wenn jemand im Bereich Kinderturnen mit eintreten würde. Ich habe eine Mutter, die als Helferin agiert, und eine Schülern, die ihren Helferschein in der Schule gemacht hat und jetzt auch unterstützend einsteigen möchte. Ich selber werde nach den Sommerferien noch an vier Tagen je zwei Stunden anbieten. Das bedeutet acht Kurse und damit zwei weniger als jetzt.

Fällt Ihnen spontan jemand für die nächste Folge ein?

Schilder: Da denke ich spontan an Anna Becker. Sie ist Ärztin und arbeitet bei Home Care. Kennengelernt habe ich sie über das Mutter-Kind-Turnen.