Kempen: Ran an die Fördertöpfe

Kempen steckt das Geld aus dem Konjunktur- paket in Schulen und Kultur.

Kempen. Aus dem Füllhorn des KonjunkturpaketsII legt die Stadt ein Klimaschutz-Paket im großen Stil auf. Die kompletten 2,45Millionen Euro, die der Bund zur Ankurbelung der Wirtschaft in Zeiten der Krise unter dem Posten "Bildung" überweist, werden für neue Heizungen, Fenster oder Lüftungen in den Schulen und Turnhallen verwandt.

Den kleineren Posten "Infrastruktur"- hier fließen 767000Euro nach Kempen- nutzt die Stadt für den Umbau des Kulturforums und die Sanierung von Feuerwehr-Gerätehaus Tönisberg und für Umkleideräume am Sportzentrum.

Auf diese Maßnahmen hat sich jetzt die Verwaltungsspitze mit den Fraktions-Vorsitzenden der vier Ratsparteien verständigt. Die insgesamt 3,22Millionen Euro müssen zügig in Maßnahmen umgesetzt werden, damit sie als Konjunkturspritze wirken können. Konkret muss der Anschub bis 2011 ein sichtbares Ergebnis zeitigen.

"Wir mussten erst mal klären, was wir im Zuge des Konjunkturpakets überhaupt anpacken dürfen", sagte gestern Bürgermeister Karl Hensel. Am sinnvollsten erschien es dem Rathaus, den Löwenanteil in die vier weiterführenden Schulen zu stecken.

"Dort gibt es zwar keinen Sanierungs-Stau, aber im energetischen Bereich hakt es", sagte der 1.Beigeordnete Volker Rübo. So werden beispielsweise die Fenster der Martin-Schule zur Straße hin ausgetauscht, weil sie noch aus den Anfängen sind und die Einfachverglasung modernen Energieansprüchen kaum standhält. Gleiches gelte fürs Thomaeum, wo ähnlich wie bei der Martin-Schule auch der Denkmal-Aspekt eine Rolle spiele.

"Häufig ist es auch so, dass wir die komplette Schule zentral beheizen müssen, wenn nur drei Klassenzimmer belegt sind", nannte der Technische Dezernent Stephan Kahl ein weiteres Beispiel, wo Energie verschleudert wird. Bei LvD und Realschule, beides Bauten aus den 60er-Jahren mit riesigen Fensterfronten, könnten ebenfalls durch gezielte Maßnahmen viel Wärme im Gebäude gehalten werden. Mit dem Geld aus dem Konjunkturpaket will die Stadt auch die Lüftung der Halle Wachtendonker Straße erneuern und den Heizungsschalter in den Schulzentren St.Hubert und Tönisberg auf Niedrigverbrauch umlegen.

Das Gros der 767000Euro für Infrastruktur steckt die Stadt ins Kulturforum. Noch bevor das benachbarte Geschäftszentrum Orsay-Center hochgezogen wird (es wird zurzeit ein Investor gesucht), soll das Kulturforum geliftet sein. Das Entree soll zur Burgstraße hin verlegt, die Bücherei aus dem zweiten Stock eine Etage tiefer gelegt werden und der Brandschutz modernen Anforderungen entsprechen.

Hinzu kommen unter anderem eine vernünftige Toiletten-Gestaltung und das Entfernen der Zwischendecke im Eingangsbereich. Die 500000Euro in der Vorschlagsliste dürften für diese hehren Pläne im 260 Jahre alten ehemaligen Franziskanerkloster also nur eine Anschub-Finanzierung sein. "Ich rechne mit mindestens zwei Millionen Euro", so Bürgermeister Karl Hensel.

Mit Blick auf die örtliche Handwerkerschaft, die ob des Konjunkturpakets jubeln dürfte, dämpften Hensel und Kahl die Euphorie. Nach Gutsherrenart würden nach wie vor keine Aufträge vergeben. Die Betriebe müssten sich wie gehabt dem Wettbewerb stellen, das preisgünstigste Angebot erhalte den Zuschlag. Allerdings gelte die die Stoßrichtung schon den örtlichen Betrieben.

Nachvollziehen kann Hensel auch den Ruf der Bauernschaft, die Wirtschaftswege aus dem KonjunkturpaketII zu sanieren. "Wir werden dort mehr Geld reinstecken als geplant, aber nicht aus dem Konjunkturpaket", sagte Hensel hinsichtlich des harten Frosts, der vielfach den Asphalt aufgerissen hat. "So schlecht sind unsere Wirtschaftswege gar nicht."