Kempen: Reif für die Hochsee-Insel

Beate und Dag Richter aus Kempen wandern demnächst nach Helgoland aus.

Kempen. Diese Beiden tauschen Kempen gegen Helgoland: Beate und Dag Richter wollen auf Deutschlands einziger Hochsee-Insel einen Neuanfang wagen. "Es hat einfach Klick gemacht", beschreibt der 48-jährige Dag seine Liebe zum Eiland.

Seine gleichaltrige Ehefrau Beate hält bereits die Helgoländer Flagge hoch und verkündet: "Grün ist das Land, Rot ist die Kant, Weiß ist der Sand. Das sind die Farben von Helgoland."

Doch warum sind zwei waschechte Kempener reif für die Insel? Die Geschichte beginnt mit Frachtschiffreisen, die sie seit zehn Jahren europaweit machen. Selbstverantwortliches Leben auf 18 Metern Breite und 100 Metern Länge - diese Auszeit faszinierte die Richters. 2007 bereisten sie zwölf Tage lang Helgoland. Am Ende des Trips stand eine Erkenntnis: "Die Insel ist genau so ruhig wie ein großes Schiff, das vor Anker liegt."

Sie kehrten dorthin zurück. Knüpften Kontakte, träumten ihren "Rententraum" vom Leben im Norden. Dann half den beiden Bankkaufleuten der Zufall: Sie erfuhren, dass in der Helgoländer Sparkassen-Filiale eine Stelle frei wird. Nach mehreren Gesprächen in der dortigen Geschäftsstelle "hatte sich der Helgoländer Wurm im Kopf festgesetzt und wanderte nach vorne", beschreibt Dag Richter.

Ab dann verglich das Duo jede Situation mit Helgoland, die Phase des Nachdenkens begann. Um sicher zu gehen, notierte jeder für sich auf einer Pro- und Contra-Liste die Vor- und Nachteile des Neuanfangs. Das Ergebnis: "Es passte wie die Faust aufs Auge", sagt Beate Richter.

Mit Beate Richters Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag und der Kündigung der bisherigen Jobs war der Plan amtlich. Das Haus im Kempener Blumenviertel ist verkauft, ein neues Domizil gefunden: 133 Quadratmeter mit eigener Ferienwohnung. Feriengäste aus der alten Heimat sind jederzeit herzlich willkommen.

Zu St. Martin und anderen Gelegenheiten wollen sie Kempen einen Besuch abstatten, Urlaub am Niederrhein machen. Und was Dags berufliche Zukunft angeht, so ist der Kempener bemüht, Arbeit zu finden: "Es muss kein kaufmännischer Job sein."

Momentan sind die Richters mit dem Umzug beschäftigt: Am 23. September transportieren sie die Möbel per Lkw nach Cuxhaven, von wo aus sie im Container auf die Insel geschafft werden. Und dann wird hoffentlich bald, 70 Kilometer vom Festland entfernt, die Flagge am hauseigenen Fahnenstock gehisst.