Abitur: Start für die Doppel-Jahrgänge
Die Schüler, die als erste das Abitur nach zwölf Jahren machen, sind jetzt in der Oberstufe. Doch die Landesregierung erwägt, die Reform wieder zurück zu nehmen.
Kempen/Mülhausen/Lobberich. Die rot-grüne Landesregierung hat angekündigt, den Gymnasien die Wahl zu lassen, freiwillig wieder 13 Jahre anzubieten. Doch jetzt kommt in NRW der erste Jahrgang in die Oberstufe, der das "Turbo-Abi" macht. Und die letzten Klassen mit 13 Schuljahren bis zum Abi ebenfalls.
Die Jahrgangsstufen Zehn (G8-Abi) und Elf (G9-Abi) machen in drei Jahren ihren Abschluss - gleichzeitig. Die WZ fragte Schulleiter, wie sie mit dem Doppeljahrgang umgehen. Und: Was sagen sie zu den Plänen der neuen Regierung?
In Kempen kooperieren die beiden Gymnasien in der Oberstufe seit Jahren miteinander. Für den Doppelabitur-Jahrgang wurde diese Verbindung unterbrochen, weil jede Schule genügend Kurse anbieten kann. "Zwei Jahrgänge, die gleichzeitig Abitur machen, sind grundsätzlich kein Problem", meint Edmund Kaum. Der Rektor des Thomaeum gibt jedoch zu bedenken, dass die Stundenplangestaltung etwas schwieriger wird.
"In den Kernfächern unterrichten wir die beiden Stufen noch getrennt. In den nächsten beiden Jahren werden diese Schüler aber in allen Kursen gemischt." Kaum stand anfänglich der G8-Reform kritisch gegenüber, möchte jetzt aber im Zweifelsfall bei diesem Weg bleiben.
Sein Kollege vom Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD), Winfried Spanaus, sieht das anders: Im Falle, dass G9 wieder zur Wahl steht, möchte er die Nachfrage das Angebot regeln lassen. Am LvD wird der Doppeljahrgang noch getrennt unterrichtet, nur in Spanisch wird kooperiert. Im nächsten Jahr soll jedoch auch dort gemeinsam gelernt werden.
Einen großen Bedarf an Beratung für Schüler und Lehrer sieht Lothar Josten, Leiter der Liebfrauenschule Mülhausen, in Bezug auf das G8-Abitur. Er stellt fest, dass die Schüler weniger Freizeit haben und die Stundenpläne umfangreicher sind. Eine Rückkehr zum alten System bringe jetzt jedoch nur Unruhe, so der Pädagoge. Für den Doppelabitur-Jahrgang in drei Jahren erwartet er Raumprobleme, die aber gelöst werden können.
Die Direktorin des Werner-Jaeger-Gymnasiums in Lobberich, Elisabeth Ponzelar-Warter, steht der möglichen Rückkehr zu G9 noch unentschlossen gegenüber. Sie hat mit den bisherigen Jahrgängen des reformierten Systems gute Erfahrungen gemacht. Noch hält sie die zehnten und elften Klassen getrennt.
Nächstes Jahr sollen die beiden Jahrgänge gemeinsam unterrichtet werden, um das Fächerangebot zu vergrößern. Wenn die Schule in Zukunft bei einem Abitur nach zwölf Jahren bleibe, sieht die Rektorin in der Gesamtschule Breyell keine Konkurrenz. Dort wird das Abitur nach 13 Jahren abgelegt.