Kempen: Saubermachen bis zum Morgen

Der Regen am Freitag hielt die Kempener am Wochenende beschäftigt. Die Feuerwehr hatte 200 Einsätze.

Kempen. Daniela Marnsczyk kann es noch immer nicht fassen. Als sie am Freitag um 17.45 Uhr von der Arbeit nach Hause kam, kamen ihr Hausmitbewohner mit Wassereimern entgegen. Der Keller an der Kuhstraße 22 lief immer voller, schon längst konnte die Kanalisation den Starkregen nicht mehr bewältigen. Wenigstens die Waschmaschinen hatten starke Männer aus dem Untergeschoss ins Erdgeschoss gerettet, doch alles andere schwamm in den Kellern der acht Parteien.

"Bis vier Uhr morgens haben wir Wasser geschippt", sagt Sebastian Kösters (25), Kuhstraße 22. Er machte am Samstagmorgen direkt weiter. "Zum Glück war es diesmal nicht so schlimm wie am 29. Mai letzten Jahres", ergänzt seine Freundin Stephanie Kretschmer (26) und zeigt den Vorjahreswasserstand von 1,50 Meter, der sich noch deutlich an der Kellerwand abzeichnet. Vor dem Haus stapelt sich der Sperrmüll: Teppiche, Schrankwand, Matratze, Kommoden wurden Opfer des Wassers.

Laut Feuerwehr gab es mehrere Schwerpunkte: Enger- und Burgstraße in Kempen und der überflutete Kendel in St.Hubert. Tiefgaragen liefen voll, die Schadenslage ist noch unklar. Allein im Stadtgebiet Kempen gab es 200 Einsatzstellen, die Feuerwehr wurde von den Grefrather Kollegen unterstützt und vom Technischen Hilfswerk (THW), das mit vier Fahrzeugen und 20 Mann anrückte. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verpflegte die Einsatzkräfte im Kempener Gerätehaus mit Suppe. "Bis vier Uhr morgens waren wir im Einsatz", so Feuerwehrsprecher Johannes Dicks.

Ins Café Peerbooms am Buttermarkt drang das Wasser durch die Decke, nachdem es über einen Balkon ins erste Obergeschoss gelangen konnte.

Bernd Schröder vom gleichnamigen Sportgeschäft an der Kuhstraße5 ärgerte sich wie viele andere über rücksichtslose Autofahrer, die mit ihrer unangepassten Geschwindigkeit Wellengang produzierten, der die Keller noch schneller voll laufen ließ. Er fragt sich: "War das Panik oder Unvernunft?"

Savas Aslan, Chef der Pizzeria Al Capone an der Peterstraße 28, erlebte mit zwei Mitarbeitern "eine totale Katastrophe": Das Wasser schoss aus den Toiletten, im Keller standen die Männer knietief im Nass. "Zwei Stunden haben wir geschippt", sagt er fassungslos.

Bei Armin Horst, Chef im Restaurant "Treppchen" an der Ellenstraße 35, lief es glimpflich ab. "Nun weiß ich, dass der Wintergarten an einer Stelle undicht ist", sagt er. Ab 21.30 Uhr war bei ihm die Außengastronomie wieder voll besetzt.

Unverständnis äußerte ein Hauseigentümer von der Burgstraße, der bereits am Freitag kniehoch im Wasser stehend, die Siebe der Straßenabflüsse vom Laub befreite. Danach lief das Wasser prima ab. Er fragt deshalb: "Hätte die Stadtverwaltung nicht nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres vorher handeln können? Schließlich gab es eine Unwetterwarnung."

Bis Samstagmittag hatten hingegen Thomas Hoekstra und seine Kollegen von HT Haustechnik zu tun. Sie pumpten das Wasser aus den Pumpschächten der Tiefgarage nahe der Volksbank ab. Gerade hier ist die Schadenslage noch vollkommen unübersichtlich. Für viele Kempener beginnt erst jetzt der Papierkrieg mit der Versicherung.