Energiewende in Kempen Fernwärmenetz soll dichter werden
Kempen · Mit Blick auf das Heizungsgesetz wird die Versorgung durch Fernwärme für immer mehr Menschen interessanter. In Kempen wollen die Stadtwerke das Netz verdichten – falls sich genügend Haushalte finden, die mitmachen.
(biro) Die Stadtwerke Kempen wollen ihr Fernwärmenetz weiter verdichten. Rund 3000 Kunden, die im Stadtgebiet Fernwärme abnehmen, zählen die Stadtwerke aktuell. Es könnten deutlich mehr werden – jedenfalls wenn es nach den Bürgern geht. Denn für viele Menschen wird mit Blick auf das Heizungsgesetz eine Versorgung durch Fernwärme immer interessanter. Galt lange Zeit der Umstieg auf die Wärmepumpe als unausweichlich, sollten Öl- oder Gasheizung den Dienst einstellen, betrachtet nun auch die Bundesregierung die Fernwärme als „echte Alternative“ zu Öl und Gas. Das führt dazu, dass aktuell mehr Menschen bei den Stadtwerken Kempen anrufen, um zu fragen, ob und wann für ihr Haus ein Anschluss ans Fernwärmenetz in Frage käme: „Das hat deutlich zugenommen“, sagt Cornelius Quiske, Leiter Vertrieb bei den Stadtwerken Kempen.
Die Stadtwerke versorgen bereits seit dem Jahr 1964 Kunden in Kempen mit Fernwärme, die in modernen Heizkraftwerken erzeugt wird. Noch geht es nicht ohne fossile Energien (Erdgas), doch auch Biomethan wird schon als Brennstoff genutzt, und die Motoren in den Heizkraftwerken der Stadtwerke können mit Wasserstoff betrieben werden. Man sei mitten im Transformationsprozess, heißt es von Stadtwerken: Bis 2045 wollen sie komplett auf erneuerbare Energien umgestiegen sein.
Fernwärme wird in einem Heizkraftwerk erzeugt
Fernwärme wird nicht im Haus erzeugt, sondern in einem Heizkraftwerk in der Nähe. Meist wird dort Wasser erhitzt, das dann über isolierte Rohre in die Häuser weitergeleitet wird. Unterwegs geht Wärme verloren. Deshalb lohnt sich insbesondere dort der Leitungsbau, wo viele Häuser dicht beieinander stehen und viele Kunden bereit sind, Fernwärme abzunehmen. Dazu lassen die Stadtwerke Kempen aktuell prüfen, in welchen Bereichen der Stadt eine Verdichtung des Fernwärmenetzes sinnvoll wäre.
So fasste man das Wohngebiet Wielandstraße und den Bereich Alte Schulstraße/Tiefstraße ins Auge. Für die Anwohner der Wielandstraße gab es bereits eine Infoveranstaltung, für die Anwohner von Alter Schulstraße und Tiefstraße ist eine weitere für Donnerstag, 22. Juni, geplant. Dabei wollen die Stadtwerke erklären, was sie vorhaben. Denn: Ähnlich wie bei der Nachfragebündelung der Deutschen Glasfaser will auch hier ein Unternehmen erst wissen, wie viele Haushalte mitmachen würden, bevor die Leitungen gelegt werden. „Je mehr Anwohnerinnen und Anwohner sich für einen Fernwärmeanschluss entscheiden, desto wirtschaftlicher werden die Netzausbaukosten für alle“, heißt es von den Stadtwerken. Denn der Leitungsbau ist teuer. Doch den Ausbau des Netzes können sich die Stadtwerke fördern lassen. Und auch Haushalte, die sich für den Anschluss entscheiden, können eine Förderung bekommen.
Während die Fernwärme einige Vorteile bietet, Kunden damit etwa klimafreundlich heizen, keinen Heizungskessel mehr benötigen und ihre Heizkörper behalten können, macht die Verbraucherzentrale auch darauf aufmerksam, dass der Wettbewerb fehle: Jedes Fernwärmenetz sei ein lokales Monopol, anders als bei Strom und Gas könne man dann den Lieferanten nicht wechseln. Die Verbraucherzentrale rät deshalb, gut zu überlegen, gegebenenfalls mit Hilfe eines neutralen Energieberaters. Denn die Entscheidung über einen Fernwärmeanschluss treffe man für viele Jahre.