Kleinod in Kempen-Ziegelheide Sanierung der Kapelle zieht sich hin
Kempen · Die Planungen sind ausgereift, doch die Instandsetzung der Kriegergedächtniskapelle ist aufwendig. Sie darf wegen Einsturzgefahr nicht betreten werden.
Die Sanierung der Maria-Hilf-Kriegergedächtniskapelle in Kempen-Ziegelheide kommt augenscheinlich nicht voran. Seit mehr als zwei Jahren ist das kleine Gotteshaus am Kapellenweg wegen akuter Einsturzgefährdung von einem Bauzaun umgeben und darf nicht betreten werden. Eigentümerin ist die Stadt Kempen. Betreut wird das Gebäude vom Heimatverein Schmalbroich. Dessen Vorsitzender Achim Evertz freut sich, dass die Stadt die aufwändige Instandsetzung übernimmt. „Man wundert sich aber schon, wie lange es dauert“, sagt er.
Denn äußerlich betrachtet, ist noch nichts Markantes passiert. Nur schriftlich äußert sich die Stadt zum derzeitigen Stand der Sanierungsmaßnahmen. „Der Auftrag über Dachdeckerarbeiten wurde vergeben. Die Zimmermannsarbeiten mussten wegen fehlender Angebote ein zweites Mal ausgeschrieben werden und stehen nun zur Vergabe an“, teilt die Stadt mit. Die Sanierungsmaßnahmen in diesen beiden Gewerken sind umfangreich und kompliziert. Möglicherweise auch ein Grund, warum es nicht einfach ist, hierfür geeignete Handwerksbetriebe zu finden.
Die Planungen hingegen sind sehr ausgereift. Hierüber informiert die Stadt ausführlich: Ein Statiker hat den Dachstuhl untersucht. Der muss durch zusätzliche Zangen und Windverbände verstärkt werden, marode Sparren müssen ersetzt und alle Fußpunkte, auf denen er aufruht, müssen erneuert werden. Neue Auflagen für Gewölbedecke und Dachbinder müssen gemauert werden. Für bestimmte weitere Stabilisierungsmaßnahmen muss das Dach teilweise abgedeckt werden. Erst nach Fertigstellung der Dachdecker- und Zimmermannsarbeiten kann die neue Putzdecke eingebaut werden.
Zuvor soll von der vorhandenen Gewölbedecke eine Schablone als Vorlage genommen werden. Die neue Putzdecke soll aus Kalkputz hergestellt werden, der lagenweise eingebaut wird. Statt Plisterlatten soll Streckmetall zum Einsatz kommen. „Der Einbau der Decke soll zum Jahresende geschehen“, heißt es – recht optimistisch – von Seiten der Stadt.
Im Anschluss sind die Elektroinstallationsarbeiten geplant. „Die Fenster erhalten eine elektrische Ansteuerung über Luftfeuchtefühler, die Beheizung erfolgt über Deckenheizstrahler, in denen auch die Beleuchtung integriert ist, sowie über Heizplatten an der Unterseite der Bänke.“
Diskutiert wurde die Ausmalung der Kapelle. Bekanntlich gab es im Frühjahr 2022 einen aufregenden „Goldfund“ in der Kapelle, als die bislang unterste von mehreren Bemalungsschichten in einem Teilstück der rechten Seitenwand freigelegt wurde. Dort fand sich eine hochwertige Bemalung mit goldenen Partikeln, deren Herkunft nicht geklärt werden konnte. „Auf Basis verschiedener Entwürfe … wurde nach Abstimmung mit der unteren Denkmalbehörde und dem Heimatverein eine Wahl getroffen, zu der noch der LVR angehört werden muss“, heißt es von Seiten der Stadt. „Eine wiederkehrende Ornamentik mit Sternendekor“ sei bereits für die Deckenbemalung vorgesehen, so beschreibt es Achim Evertz.
Und doch bleibt alles Zukunftsmusik, solange die grundlegenden handwerklichen Dachdecker- und Zimmermannsarbeiten nicht in Angriff genommen werden. Dabei scheint die Finanzierung das kleinere Problem zu sein. Achim Evertz verweist darauf, dass sein Verein 50 000 Euro aus Mitteln der Krefelder Sparkassenstiftung generiert habe. Und ganz aktuell wurden aus Landesmitteln 25 000 Euro für die Gestaltung des Außengeländes zugesagt.
Auch hierfür stehen die Planungen: Entlang der Straße soll eine Heckenpflanzung vorgenommen werden, der Zugang soll durch ein schmiedeeisernes Törchen erfolgen. Das Gebäude soll eine Außenanstrahlung und eine Informationstafel erhalten. Bis zum Jahresende muss die Außengestaltung realisiert werden, um die Förderzusage zu erhalten. Achim Evertz schaut derweil schon in das übernächste Jahr. „2026 wird die Kapelle 150 Jahre alt. Spätestens bis dahin muss sie einfach fertig sein“, sagt er mit Nachdruck.
Die Kapelle in Ziegelheide wurde 1876 als Maria-Hilf-Kapelle geweiht. Sie entstand in Privatinitiative der anliegenden Bewohner als ein Zeichen der Treue zum katholischen Glauben inmitten des Kulturkampfs im protestantischen Preußen. Der kleine, einschiffige Backsteinbau wurde im Stil der Neugotik nach einem Entwurf des Baumeisters Heinrich Franken aus Kempen errichtet. Markantes Merkmal ist der 15 Meter hohe vorspringende Turm mit schlanker Spitzhaube. Sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Weltkrieg wurden große Gedenktafeln für die gefallenen und vermissten Soldaten der Gemeinde im Innenraum installiert. Seitdem trägt sie den Zusatz „Kriegergedächtniskapelle“. Erst 1956 erhielt die Kapelle einen geweihten Altar.
Der Heimatverein Schmalbroich betreut das kleine Gotteshaus. Er hat eigens einen fünfköpfigen „Kapellenausschuss“ gegründet. Mitglieder sind Abgesandte der drei Schmalbroicher Schützenbruderschaften, ein Vertreter der Nachbarschaft und Achim Evertz vom Heimatverein Schmalbroich.