Kempener Altstadt-Geflüster: Bützchen nur mit Bart

Kempen. Der gezwirbelte Schnurrbart ist das Markenzeichen von Heinz Kox. Ferner: Eckchen für Esma, AlCapone backt Pizza, bärenstarke Party.

Kempen. Der Mann hat den prächtigsten Schnurrbart der Stadt: Heinz Kox. Das wurde bei der Versammlung des Kempener Karnevals-Vereins vor einigen Tagen wieder deutlich. Der 53-Jährige ist nämlich deren Vorsitzender und quasi der Oberkarnevalist der Stadt. "Der Schnurrbart ist mein Markenzeichen", kichert Kox. Seit 1993 zwirbelt er das Oberlippenhaar zu einem schwungvoll zum Narrengott gerichteten Notenschlüssel.

Kox, als Chef-Jeck omnipräsenter Bützenverteiler, kommt damit auch bei seinen vier Frauen zu Hause gut an: "Meine Frau Hildburg kennt mich gar nicht anders, vorher hatte ich ja sogar einen Vollbart." Und die drei Töchter können sich Papa auch nicht mehr ohne vorstellen.

Im Karnevals-Komitee steht Kox mit seinem schnurrigen Faible nicht alleine. Neben Prinz TheoI., ebenfalls ein großer Zwirbler, stehen auch die Ex-Prinzen Heinz und Hubert zum Gesichtshaar. Und es sprießt auch bei Komitee-Jecken wie Cembrowski, Heise, Tauber...

Ein anderer jecker Bartträger ist Prinzengardist Rolf Beckers. In dessen Schreibwarenladen an der Engerstraße10 sind 2000 der 3100 Tickets für den Kostümball verkauft worden. "Das ist eine Gefälligkeit, wir sind ja inoffizielle Vorverkaufsstelle für viele Kempener Organisationen", sagt der 54-Jährige, dessen Laden ständig brummt.

Zu seinem sechsköpfigen Frauenteam stößt vor Bällen oder sonstigen größeren Veranstaltungen meist noch die eine oder andere Aushilfe, damit die Beckers-Crew dem Ansturm überhaupt Herr wird. Die Anfänge dieses Schreibwarenladens liegen auf der Ellenstraße, Gründer war Werner Lange.

Seit den 50er-Jahren befindet er sich auf der Engerstraße, zunächst gegenüber dem heutigen Standort. Vor rund 40Jahren übernahm Rolf Beckers Mutter Irmgard das Geschäft, seit 14Jahren ist Rolf Beckers Inhaber.

Nicht wundern: Ab heute zeigt das türkische Gemüselädchen Esma wieder Präsenz in der Altstadt. Cüneyt Öztürk darf seinen Stand vorübergehend vor der weißen Vanity-Wand gegenüber Tchibo an der Burgstraße aufbauen. Esma, seit zehn Jahren in der Altstadt, war im April heimatlos geworden, weil das Haus Engerstraße 54 saniert wird.

"Wir suchen aber ein festes Ladenlokal", versichert Cüneyt Öztürk, dass er spätestens Ende September wieder ein festes Dach über dem Kopf haben will.

Während Carmen Franz mit ihrer Familie kräftig das 106Jahre alte Haus an der Peterstraße12 saniert, gehen im Kerzenlicht an der Ellenstraße7 nach dem verkaufsoffenen Sonntag am 4.Mai die Lichter aus. "Im Juni ist wohl an der Peterstraße Neueröffnung", sagt Carmen Franz.

Der Nachfolger für die Ellenstraße steht schon Gewehr bei Fuß: "Bringen Sie Farbe in Ihr Schuhleben", fordert der Stendener Hans-Joachim Bürschkes, dessen Frau den Laden führen wird, die künftigen Kunden auf. Der "etwas andere Schuhladen" soll "Besonders" heißen. Ab Ende Mai ist Anprobe für Sneakers, Mokassins und sonstiges peppiges Schuhwerk.

Schräg gegenüber macht ein gelbes Haus ein ganz langes schmales Gesicht. Das Denkmal an der Ellenstraße32 ist seit Juli 2006 verwaist. In der Kneipe Lappekamel floss nur ein Jahr der Gerstensaft. Legendäre Palio-Zeiten mit Uwe Silbereisen sind längst passé.

Wäre schön, wenn man durch die Fenster wieder fröhliche Gambrinusjünger an der historischen Backsteinwand beobachten könnte, statt auf alte Plakate zu blicken.

Am anderen Ende der Altstadt gibt es ein weiteres Haus, das einer neuen Nutzung entgegensieht. Im weinroten Haus an der Engerstraße34 fließt zurzeit viel Handwerkerschweiß. Der Tönisberger Bauunternehmer Matthias Thelen saniert das Gebäude zwischen Blumen Risse und Telekom-Laden von Grund auf- die Pläne sehen vielversprechend aus. Fest steht allerdings noch nicht, welches Geschäft dort demnächst für Leben sorgt.

Wer mit starken Männern gesellig ins Gespräch kommen will, sollte am 3.Mai ins Kolpinghaus. An der Peterstraße23 steigt ab 19.30Uhr eine Highlander-Party- Anfang Mai sind ja wieder Highland-Games im Burgpark. Die bärigen Burschen im Schottenrock bekommen ihre Lorbeerkränze und sind im Anschluss durchaus bereit, auch ihre Tanzmuskeln zu aktivieren. Eintritt vier Euro, Info Tel.0172/2896128.

Apropos Tanz: Bereits zuvor, am 30.April, lädt die Prinzengarde zum mittlerweile 8.Maitanz ins Kolpinghaus. Erstmals wird im Ü30Bereich eine Maikönigin auserkoren. "Unsere Gardisten verteilen Rosen. Die Dame mit den meisten Rosen ist Königin", berichtet Garde-Chef Heiner Hermans.

Soul, HipHop, Black Music und House verspricht das Quartett, das heute im NT-News an der Peterstraße26 Platten auflegt: DJs4you- so der Titel der Session. "Das beste Outfit wird prämiert, und Bier kostet 1Euro", sagt NT-Wirt Theo Nikolaidis. Wer was auf die Ohren braucht, zahlt sechs Euro an der Abendkasse (Vorverkauf fünf Euro). Infos unter Tel. 02152/53630 oder

Apropos Theo Nikolaidis: Der Grieche hat für sein Ladenlokal an der Peterstraße28 einen neuen Pächter. AlCapone, der berühmteste Gangster aller Zeiten, zieht dort die Pizza aus dem Ofen. Die Fäden zieht allerdings Savas Aslan, der bereits im Januar in St.Hubert an der Bahnstraße80 die Gaststätte Pizza Mama eröffnet hat.

Nun hat er sich in der Kempener Altstadt ein zweites Standbein geschaffen. Zum Service gehören nicht nur Pizza, Nudeln, Salat, Schnitzel und Fleisch, sondern auch ein Party-Service und ein Lieferservice (ab 10Euro). Wenn Sie AlCapone, der täglich kriminell gut kocht, mal anrufen wollen: 02152/899990.

"Der Name Figaro passte doch", versichert Rathaus-Hausmeister Klaus Bonners auf die Bemerkung eines Altstadt-Gastronoms, dass AlCapone für den Imbiss besser passt als der Vorgänger-Name. Bonners muss es wissen: Schließlich befand sich in dem Haus an der Peterstraße28 jahrzehntelang ein Frisör.

"Vormals sogar mit Theodor Eloo, meinem Opa, der Innungsmeister war. Und bis 1978 meine Mutter Anni", erzählt Klaus Bonners. Im Anschluss wechselte der Salon im Zuge der Stadt-Sanierung die Straßenseite- "und Mutter bekam den goldenen Meisterbrief".

Wie die "Zwiebelringe" seiner Bilder hat die Ausstellung um den Wiener Jahrhundertkünstler Friedensreich Hundertwasser im Kramer-Museum Kreise gezogen. Bis in die Nachbarschaft. Drei Monate nach Beendigung der Ausstellung zeigen die Mädchen und Jungen der St.Töniser Kindertagesstätte Hoppetosse an der Anton-Beusch-Straße2 heute die Ergebnisse ihrer dreimonatigen Projektreihe.

Angeregt durch Hundertwasser wurden die Kleinen in den Sparten Sprache, Tanz, Theater, Gestalten, Medien und Naturwissenschaften aktiv. Interessierte können sich dort heute von 11 bis 14Uhr in St.Tönis überzeugen. "Es freut uns, dass die Ausstellung so lange nachwirkt und wir damit unserem Auftrag als Bildungseinrichtung nachkommen", sagt Museums-Mitarbeiterin Doris Morawietz, selbst St.Töniserin.