Kempener Altstadt-Geflüster: Die Currywurst ist jetzt der Superstar

Neuer Imbiss setzt auf Teutonen-Grill. Ferner: Elefant heiratet Eva, Horst bekocht Kinder gratis, die ewige Ilse.

Kempen. Als am Freitag Nachmittag für Torsten Plenker und Eva Greuel in der Propsteikirche die Hochzeitsglocken läuteten, herrschte rege Betriebsamkeit auf dem Kirchplatz. Schließlich ist das Paar bekannt wie der berühmte bunte Hund.

Blaue Husaren, Kegelklub, Karnevalisten, die Fußballer vom SV St.Tönis, Freunde, Fans, Verwandte- alles stand piekfein gemacht Spalier. Vormittags hatten sich der 27-Jährige und seine gleichaltrige Braut im Standesamt Haus Basels an der Neustraße32 bereits das Ja-Wort gegeben.

Kennengelernt hat sich das Paar, das seit Oktober 2008 am Möhlenring am Rande der Altstadt wohnt, Karneval letzten Jahres: Als Torsten im Elefantenkostüm ins Ellenstraßen-Lokal Treppchen tapste und die charmante Kellnerin aus St.Hubert erspähte, hatte er seine Eva fürs Leben gefunden. Und Elefanten vergessen bekanntlich nie und binden sich auf ewig, wenn’s mal gefunkt hat...

Anfang August 2008 stand der Bosboros auf der Umstraße43 in Flammen. Aus den angekündigten vier Wochen Schließung für den türkischen Grill wurde ein Abschied für immer. Dafür hat diese Woche dort der Imbiss "Zum Frohwald" eröffnet. "Mir gefällt die Altstadt sehr gut, aber ich habe vergeblich eine gute Currywurst gesucht", nennt der Betreiber Markus Opitz sein Motiv, neben Essen und dem heimischen Rheinberg nun auch in der Thomasstadt einen Grill zu eröffnen.

Der 42-Jährige kümmert sich mit seinem vier Jahre älteren Bruder Thomas darum, dass im Frohwald stets alles frisch und selbsthergestellt auf den Tisch kommt- von Hähnchen über Pommes und Schaschlick bis hin zur Currywurst eben. Für den täglich wechselnden Mittagstisch wird ein Wochenplan erstellt.

Ein Sommertänzer bittet am Samstag auf dem Straetenhof galant aufs Asphalt-Parkett. Der Bursche, einmal geöffnet, schmeckt frech und duftet von ganz tief unten nach Pfälzer Urwüchsigkeit. Das Beste: Der Gigolo aus der Familie Riesling kostet für ein Abenteuer nur 3,95 Euro. Fein, dass am Samstag von 10 bis 16 Uhr wieder Weinprobe bei Straeten am Moorenring29a ist. Gabi Steinbach und Renate Faaßen führen Sie gerne aufs süffige Parkettdes Sommertänzers...

Weder die 70 Lebensjahre noch die 33 Jahre bei Foto Porst sieht man Ilse Schröder (Foto) an. Die Viersenerin feiert im Juli in ihrem Geschäft an der Engerstraße6-7 das 90-jährige Bestehen der Foto-Kette mit Zentrale in Nürnberg. "Es gibt diverse Aktionen, Preise zu gewinnen und für Kinder Überraschungen", sagt die Viersenerin, die 1986 als Porst-Angestellte nach Kempen kam. Allen Wechselgerüchten zum Trotz: "Ich bleibe und mache weiter", versichert Ilse Schröder. Das gilt auch für ihre drei Mitarbeiterinnen: Zusammen hat das Quartett fast 100 Jahre kempsche Porst-Erfahrung: Marion Haka (seit 25 Jahren dabei), Gerda Hoppe (20 Jahre) und Hildegard Engel (15 Jahre). Wenn das keine Tradition ist!

Rosen spielten diese Woche eine florale Hauptrolle. Nicht nur, weil es am Donnerstag in den Lichtspielen rote Rosen aus dem Hause Langenfurth regnete, als "Hilde" im Genießer-Kino lief. Nein, bereits am Freitag und auch heute noch halten die Mitglieder der Kempener Amnesty-Gruppe den Passanten die Königin der Blumen entgegen. "Mit dem Kauf einer Amnesty-Rose unterstützt man den kubanischen Journalisten Pablo Pacheo Avila, der dort seit mehr als sechs Jahren aus politischen Gründen in Haft sitzt und drangsaliert wird", sagt Amnesty-Sprecherin Agnes Mellage. Der Rosenstand mit Petitions-Listen befindet sich von 10 bis 14Uhr an der Ecke Burgstraße/Engerstraße.

Eine Charme-Offensive pro Familia tritt Armin Horst los. Im Restaurant Ellen-Poort an der Ellenstraße35, das der gebürtige Mülhausener seit knapp zehn Jahren betreibt, essen Kinder ab sofort samstags umsonst, wenn Mama und Papa mit am Tisch sitzen. "Die Kleinen können zwischen acht Gerichten auswählen", verweist Horst, der Koch, auf seine pfiffige Kinderkarte. "Hinterher gibt es sogar noch ein Eis gratis."

Wer da wohl dem guten Heinz Mellen aufs Dach steigt? Keine Sorge, das sind die fleißigen Handwerker des Vorster Betriebs van Geffen. Sie machen das Dach des Hauses an der Tiefstraße16 dicht. Dort hat der Platt-Poet und Pädagoge Mellen am 5.September 1899 das Licht der Welt erblickt. Gestorben ist der Autor von Gedichten wie "Gefolle Bleär" (Gefallene Blätter) am 19.September 1974 im Krefelder Stadtteil Bockum.

"Räumungsverkauf wegen Renovierung" steht in dicken Lettern auf dem Schaufenster von "Kleine Schuhe". Miriam Sahni (34), die das Kinderlädchen an der Peterstraße29 vor vier Jahren eröffnet hat, nutzt die nahen Sommerferien für eine grundlegende Renovierung des Geschäfts. Spätestens nach den Ferien, wenn die Mädchen und Jungen festes Schuhwerk brauchen, gibt es wieder hochwertiges Fußmaterial für nette kleine Treter.

Mit Henny Plagge feiert die älteste Bewohnerin der Alten Schulstraße am kommenden Montag ihren 90.Geburtstag. Weil es der alten Dame momentan aber nicht so gut geht, macht sie um ihr Wiegenfest kein großes Aufhebens.

Das erste Haus der herausragenden Kempener Fachwerkmeile (Hausnummer2) mit der einladenden historischen Pumpe- sie ist erst kürzlich aufgearbeitet worden- hat insofern halbmast geflaggt: Die Rollläden des Backsteinhauses mit Giebel zur Orsaystraße hin sind runtergelassen, die Geranien sind aber natürlich gegossen.

Die Eltern von Henny Plagge sind bereits 1920 von der Um- zur Schulstraße gezogen- damals war sie gerade mal ein Jahr auf der Welt. Seitdem blickt die Jubilarin aufs "Höfchen", wie man in der Straße das Plätzchen um die 1984 umgesetzte Pumpe nennt. Also, ein leises aber herzliches "Herzlichen Glückwunsch, Henny".

Leseratten, nichts wie hin zur Judenstraße: Heute von 10 bis 14Uhr organisieren die Einzelhändler dort erstmals einen Bücher-Flohmarkt. "Wir können das gesamte Spektrum der Literatur anbieten", sagt Straßensprecher Stephan Bunse, der seit Tagen mit Silke Zander kartonweise Bücher ins Lager gekarrt hat. "Sogar alte Schinken aus der Vorkriegszeit sind dabei." Der Erlös ist für die Kempener Tafel.

Fünf Wochen haben Manfred Joosten und Sandra Peterburs Schulter an Schulter im Raum 104 des Rathauses gesessen. Im 1. Stock am Buttermarkt1 befindet sich das Briefwahlbüro zur Europawahl. "2191 Kempener haben per Brief gewählt- mehr als bei der letzten Europawahl", flüsterte uns am Freitag Abend Joosten.

Wegen der kniffligen Bearbeitung hat die Stadt das Wahlbüro zum zweiten Mal nach der letzten Kommunalwahl aus der Servicestelle in Parterre mit ihrer hektischen Betriebsamkeit herausgenommen. Das Hauptwahlbüro ist am Sonntag im Foyer des Rathauses. Jetzt sind Joosten und Azubi (Azuba? Azubine?) Peterburs auf Sonntagabend gespannt, wo die Kempener ihre Kreuzchen gemacht haben.