Kempen/Hamburg. Reinfelds großer Erfolg mit dem unsichtbaren Instrument

Kempen/Hamburg. · Die Karriere des Mundharmonikaspielers Konstantin Reinfeld aus Kempen läuft bestens. Nun ist der 23-Jährige dreimal für den „Opus Klassik“-Preis nominiert.

2017 gastierte Konstantin Reinfeld anlässlich der Jubiläumsfeier „20 Jahre Kempen Klassik“ im Rokokosaal des Kulturforums.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Klavier mit vier Jahren, dann Klarinette und schließlich die Mundharmonika. Dieses Instrument entdeckte Konstantin Reinfeld mit 13 Jahren im Fernsehen bei der RTL-Castingshow „Das Supertalent“. Dort hörte er den Mundharmonikaspieler Michael Hirte, der den Wettbewerb mit Evergreens gewann. Bis heute ist der 23-jährige Kempener bei diesem Instrument geblieben – und das äußerst erfolgreich. Ein Zeichen dafür ist seine Nominierung für den Opus Klassik 2019 in drei Kategorien – gemeinsam mit dem Pianisten Benyamin Nuss. Die Auszeichnung ist seit 2018 der Nachfolgepreis des Echo Klassik und gilt als deutscher Grammy.

„Die Mundharmonika ist das einzige Instrument, welches sowohl für den Spieler als auch für das Publikum unsichtbar ist. Neben dem Gesang ist die Mundharmonika damit eines der persönlichsten Instrumente überhaupt, zu dem sich mit der Zeit eine sehr innige Beziehung aufbaut“, schreibt Reinfeld auf seiner Homepage. Auf der er auch Mundharmonika-Unterricht via Skype oder Facetime anbietet. Virtueller Fernunterricht also. Auf diese Art hat der junge Konstantin ebenfalls das Instrument erlernt. Denn: Als er sich direkt nach der Casting- show exakt das Hirte-Modell, eine zehnlöchrige diatonische Mundharmonika, kaufte, stellte er schnell fest, dass es dafür keinen Lehrer gab. „Die Expressivität dieses Instruments hat mich angesteckt“, sagt Reinfeld im Rückblick auf seine spontane Begeisterung. „Ich habe mir das Spiel selber beigebracht und habe mich auch auf Youtube in einem Mundharmonika-Forum angemeldet.“

Schon Jahre bevor Reinfeld sein Abitur 2014 am Thomaeum gemacht hat, hatte er Live-Auftritte. Sein erster war 2010 im Rahmen der Frankfurter Musikmesse. Im selben Jahr nahm er auf Einladung des Bluesharp-Spielers Steve Baker mit einem Stipendiat an den „Harmonica Masters Workshops“ in Trossingen teil. Viele Auftritte auch weltweit, wie beispielsweise in Südkorea beim Seoul International Harmonica Festival, folgten. Im nächsten Monat wird er wieder bei diesem Event in Asien auftreten. Und auch beim Internationalen Jazzfestival in Viersen war er mehrfach dabei. In diesem September übrigens wieder als Moderator.

In Kempen hatte Reinfeld zuletzt einen Auftritt anlässlich „20 Jahre Kempen Klassik“ im Jahr 2017. Das war seine Klassik-Premiere mit dem Pianisten Benyamin Nuss. Dieses Erlebnis bewog ihn, sich musikalisch nicht nur auf den Jazz zu beschränken. „Da gibt es nichts mit Effekten, nur natürlichen Klang“, schwärmte er damals in der WZ. Und Klassik auf der Mundharmonika als sein persönliches Alleinstellungsmerkmal in der großen Musikwelt – das reize ihn. Und bereits zwei Jahre später folgt nun die Nominierung für den Opus Klassik.

Unterricht mit einem
Lehrer aus Chicago

Abseits von Auftritten und Co. hat Reinfeld in Köln an der Hochschule seinen Bachelor im Bereich Klavier Jazz/Pop gemacht. „Obwohl ich nur das Instrument Mundharmonika gespielt habe“, sagt der 23-Jährige im WZ-Gespräch. Außerdem hatte er sich für die Gesangsausbildung eingeschrieben. „Die Aspekte Atemtechnik und Resonanzräume beim Gesangsstudium nützen mir auch beim Mundharmonikaspiel.“ Jetzt peilt er in Hamburg den Masterabschluss, den Doktor Langner Master, an. Dadurch hat er zum ersten Mal in seinem Leben einen Mundharmonikalehrer. „Das macht die Doktor-Langner-Stiftung möglich, die einen Wunschlehrer finanziert. Bei mir ist das Howard Levy aus Chicago. Ich lerne bei ihm über Skype“, sagt Reinfeld. Unterricht wie in den Anfängen seiner Karriere.