Kempener Prognosen für 2018

Politik und Verwaltung werden in diesem Jahr viel zu tun haben. So stehen die Chancen für Ideen und Projekte in der Stadt.

Foto: Reimann (2)/Lübke; Animation: Hout

Kempen. Das neue Jahr ist fünf Tage alt. Bei einigen dürften die guten Vorsätze schon gebrochen sein. Es ist aber immer noch Zeit, einen Blick nach vorne zu werfen. Auf die Projekte, die 2018 eine Rolle spielen werden. Wie gewohnt ordnen wir Pläne in der Stadt ein und wagen Prognosen: Wie groß sind die Chancen, dass entsprechende Ideen tatsächlich umgesetzt beziehungsweise wann mit einer Realisierung zu rechnen ist? In unserer Übersicht werden Sie auf strittige Themen, aber auch auf einen Dauerbrenner treffen.

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Fangen wir mit eben jenem Dauerbrenner an. Es geht um die Zukunft der Kempener Burg. Am 6. Februar will der Rat der Stadt die endgültige Entscheidung darüber treffen, ob Kempen das Denkmal vom Kreis übernehmen soll oder nicht. Wie Ende 2017 deutlich wurde, stehen die Zeichen bei diesem Thema eher darauf, dass die Stadt das wohl zehn Millionen Euro teure Projekt mit Standesamt, VHS und Gastronomie nicht anpacken wird. Zu groß und vor allem zu teurer sind andere Aufgaben, vor denen die Verantwortlichen in Kempen stehen. Konkrete Aussagen aus der Politik gibt es noch nicht. Immerhin beteuerte die CDU in einer Pressemitteilung, sich trotz der hohen Kostenschätzung intensiv mit dem Thema befassen zu wollen und in der Bürgerschaft auf Meinungssuche zu gehen.

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Bei allen Überlegungen werden Politik und Verwaltung wohl auch folgendes Szenario im Blick haben: Die Stadt übernimmt die Burg zunächst vom Kreis Viersen, um dann selbst auf Investorensuche in der Privatwirtschaft zu gehen. So hätte man als Kommune weiterhin die Finger im Spiel und womöglich mehr Einfluss auf Pläne eines Investoren. Dies ist nach Informationen der WZ ein Modell, für das sowohl Bürgermeister Volker Rübo als auch Landrat Andreas Coenen Sympathien hegen.

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Ein weiteres Szenario ist noch eindeutiger: Die Stadt hält sich komplett aus dem Thema Burg heraus und der Kreis vergibt das Denkmal an einen Privatinvestor. Einer soll schließlich tatsächlich ein konkretes Interesse haben. Einen Namen nennt in diesem Zusammenhang indes keiner der Verantwortlichen.

Kommen wir zu Prognose: Dafür, dass die Stadt die Burg zunächst übernimmt, um dann in Investorengespräche einzutreten, liegen die Chancen bei 70 Prozent. Eine Übernahme mit anschließendem Umbau durch die Stadt selbst dürfte vom Tisch sein.

Eine der schon erwähnten großen Aufgaben ist der Umbau beziehungsweise die Erweiterung der Kita-Landschaft. Prognostiziert ist, dass der Stadt im Sommer neun Gruppen (rund 180 Plätze) fehlen werden. Neben dem in Kürze beginnenden Ausbau der Kempener Kita Spatzennest um eine weitere Gruppe soll vor allem eine Übergangslösung helfen. Der Teil der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule, in dem zuletzt Flüchtlinge untergebracht waren, soll zu einer Kita umfunktioniert werden. Dieses Provisorium will das Landesjugendamt für drei Jahre genehmigen — mit der Auflage, dass die Stadt in dieser Zeit andere Kitas ausbaut beziehungsweise neue Einrichtung errichtet.

Sowohl kurz- als auch langfristig ist in diesem Thema viel Musik drin. Ein wichtiger Faktor bei der kurzfristigen Lösungssuche für diesen Sommer ist das Anmeldeverhalten der Eltern. Bis Ende Januar können Kita- oder Tagespflegeplätze (Tagesmütter) angemeldet werden. Erst dann kann die Stadt konkret absehen, wie viele Plätze in der früheren Hubertus-Schule kurzfristig entstehen müssen. Wie aus dem Rathaus zu hören ist, herrscht unter den Eltern große Nervosität und Ungewissheit, was schon im November und Dezember zu vielen Anmeldungen geführt hat.

Eine Prognose zur Realisierung der Übergangslösung in St. Hubert gestaltet sich daher schwierig — die WZ scheut sich aber natürlich nicht davor: Dafür, dass in der Übergangs-Kita rechtzeitig die ausreichende Zahl an Plätzen zur Verfügung steht, liegen die Chancen bei 25 Prozent. Vor allem mit Blick auf die Kürze der Zeit und die gleichzeitig angespannte Personallage im Hochbauamt.

Letzterer Aspekt spielt auch beim nächsten Projekt eine Rolle. Ebenfalls auf dem Gelände der früheren Hubertus-Schule „bastelt“ die Stadt seit Anfang 2016 am sogenannten Begegnungszentrum. Gedacht ist der Altbau am Hohenzollernplatz beispielsweise für Sprachkurse und Kinderbetreuung im Flüchtlingsbereich. Gleichzeitig sollen Versammlungsräume für Vereine entstehen. Dieses Projekt fand die Landesregierung so gut, dass sie im April 2016 rund 400 000 Euro als Fördermittel bewilligt hat. Mit der Auflage, dass der Umbau zum Begegnungszentrum Ende 2018 abgeschlossen sein muss.

In der Umsetzung liegt das Problem. Unter anderem wegen des Personalmangels im städtischen Hochbauamt ist so gut wie nichts passiert. Das führte dazu, dass Sozialdezernent Michael Klee das Projekt im Herbst zumindest zum Teil auf Eis gelegt hat. Die baulichen Planungen übernimmt inzwischen ein externes Büro, die Fortentwicklungen der dazugehörigen pädagogischen Ideen werden derzeit nicht weiter verfolgt. Denn: Nur wenn eine bauliche Umsetzung realistisch erscheint, soll das Geld für weitere Planungen aus der Stadtkasse vorgestreckt werden. Klee betont zwar, dass das Begegnungszentrum noch nicht zu den Akten gelegt wurde. Positiv gestimmt sollen im Rathaus aber nur noch wenige sein.

Insofern bezieht die WZ bei der Prognose deutlich Stellung: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Begegnungszentrum mit den Fördermitteln des Landes entsteht, liegt bei zehn Prozent.

Ein äußerst umstrittenes Projekt hat die Verwaltungsspitze im vergangenen Jahr auf die Schiene gesetzt. Die Rede ist vom Neubau von drei „Kopfhäusern“ für die Verwaltungsnebenstellen. Rund zehn Millionen Euro werden investiert, um die Nebenstellen im Stadtgebiet aufgeben und das Rathaus am Buttermarkt sanieren zu können. Gebaut werden die drei Häuser zwischen Bahnhof und Finanzamt von der Firma Hout. Das Unternehmen aus Straelen plant das Projekt schon seit mehreren Jahren. Zunächst als Mietgeschäft mit Privatunternehmen, dann als Kaufgeschäft mit der Stadt Kempen. Deshalb liegen bereits grundsätzliche bau- und denkmalrechtliche Genehmigungen vor.

Beim Neubau will Bürgermeister Volker Rübo keine Zeit verlieren. Zumal eine zügige Errichtung der drei Gebäude Grundbedingung für eine schnelle Sanierung des 50 Jahre alten Rathauses am Buttermarkt ist. Darauf warten die Mitarbeiter sehnsüchtig. Die Arbeitsbedingungen in der Hauptstelle, aber auch in den Nebenstellen am Acker, an der Neustraße und an der Antoniusstraße (St. Hubert) sind nicht mehr zeitgemäß. Rübos Ziel ist eine Fertigstellung am Bahnhof Mitte 2019.

Deshalb eine klare Prognose: Die Wahrscheinlichkeit, dass bis Mitte 2018 zwischen Bahnhof und Finanzamt die Bagger rollen, liegt bei 80 Prozent.