St. Hubert Kendelblick bekommt den letzten Schliff
St. Hubert. · Das Ensemble der Kendelbühne führt ab dem 16. November „Alles im Griff“ auf. Ein Besuch bei den Proben.
„Wir fangen mit dem zweiten Akt an“, die Vorgabe von Spielleiter Johannes Dicks löst rege Betriebsamkeit aus. Mit Tischdecken, Blümchen sowie Salz-und-Pfeffer-Garnituren eingedeckte Tische werden abgedeckt, und alles verschwindet hinter der Theke. „Nicht vergessen, die Stühle sollen auf die Tische“, erinnert Ursula Orths, die in ihrer Funktion als Souffleuse schon vor der Kulisse Platz genommen hat. Der ehemalige Klassenraum in der Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert hat sich in den Frühstücksraum der Pension „Kendelblick“ verwandelt.
Eine Rezeption samt Theke mit Schlüsselbrett, Garderobenständer, Infomaterialständer für Touren im schönen Kendelland sowie Tische und Stühle bestimmen das Bild. In der schmucken Pension spielt das aktuelle Stück der Kendelbühne.
Seit Monaten laufen die Proben für den Schwank „Alles fest im Griff“ von Erfried Smija. Inzwischen ist alles für den Start des zweiten Aktes vorbereitet. „Claudia ist heute Abend nicht da. Einer muss die Rolle gleich übernehmen“, erinnert Johannes Dicks. Karin Schenk, die für die Regie zuständig ist, greift zum Textbuch und signalisiert, dass sie den Part übernimmt. Wer gerade keinen Einsatz hat, macht es sich vor der Kulisse auf den Stühlen bequem. Kekse, Schokoküsse, Gummibärchen und Co. laden zu einem kleinen Snack ein und geben der Probe trotz der Arbeit, die dahinter steckt, einen entspannten und familiären Touch.
Karin Balters bringt die Kollegen als Tante Anna Maria zum Lachen
Miriam Terhoeven in der Rolle von Rosi tritt derweil mit einem vergnügten Gesicht durch die linke Tür ein und beginnt die Tische für das Frühstück vorzubereiten. Sekunden später erscheint auch schon Johannes Dicks als Jupp mit einem etwas griesgrämigen Gesicht im Frühstückraum und packt mit an, um im gleichen Atemzug auch sein Leid zu klagen. Zwei Tage verheiratet und sich quasi in den Flitterwochen befindend, muss er alleine in einem Gastzimmer schlafen und wird zum Hausdiener degradiert, weil die Erbtante seiner frisch angetrauten Frau Wally überraschend erschienen ist. Und die darf nicht wissen, dass ihre Schwägerin wieder geheiratet hat.
Tante Anna Maria ist nämlich eingefleischte Junggesellin und wäre sicherlich nicht erbaut, wenn sie von der zweiten Hochzeit erführe, nachdem ihr Bruder, Wallys erster Mann, gestorben ist. Wallys Tochter Rosi aus erster Ehe ist indes frisch verliebt, und das tut sie Jupp kund. Ein herzlicher Dialog, der mit einer Umarmung und einem Küsschen für Jupp endet, wobei in diesem Augenblick die Tür aufgeht und Tante Anna Maria wie eine Furie hereinrauscht. Die zusehenden Darsteller können sich das Lachen nicht verkneifen, als Karin Balters in dieser Rolle loslegt. „Wie kann man sich mit dem Dienstpersonal einlassen. Dieser Wüstling, nicht mal vor der Tochter des Hauses macht er Halt“, wettert sie los, um kurz darauf wieder zu verschwinden, denn schließlich muss Wally darüber in Kenntnis gesetzt werden.
Auftritt folgt auf Auftritt, wobei Karin Schenk als Ersatz-Wally mit dem Textbuch inmitten der Kulissen steht. Herrliche Szenen, als Nachbar Toni, gespielt von Harti Reimer, mit viel Pathos Wally seine Gefühle verdeutlicht und sich Jupp indes gegen Pensionsgast Fräulein Müller, besser bekannt als Sabine Dicks, durchsetzen muss. Dann gibt es einen Stopp. Die Szene, als Tante Anna Maria und Wally gleichzeitig die Bühne betreten, und Jupp im selben Moment Fräulein Müller in den Armen hält, weil sie gestolpert ist, sorgt für eine kurze Diskussion. „Wir müssen aufpassen, dass wir die mittlere Tür nicht blockieren, weil Wally durch die eintritt“, sagt Johannes Dicks. Zudem müssen beide wirklich zeitgleich bei dem Satz „bei so viel Glück auf einmal“ eintreten, erinnert Ursula Orths. Die Szene läuft zum zweiten Mal an. Diesmal klappt alles hervorragend. Die Türen gehen synchron auf, Karin Balters und Karin Schenk schreien gleichzeitig auf. Dann kommt der erste Einsatz von Theo Balters, der die Technik bedient. Das Geräusch einer sich immer wiederholenden Toilettenspülung ist angesagt, denn Jupp hat Tante Anna Maria Abführmittel in den als Magenregulator gekennzeichneten Schnaps in ihrem Medizinkoffer gekippt. Das Grinsen darüber, wie Karin Balters mit entsetztem Blick, die eine Hand auf den Magen und die andere auf den Po gedrückt, den Frühstückraum in aller Hast verlässt, steht allen ins Gesicht geschrieben. Fest steht: Die Besucher werden ein paar heitere Stunden verbringen.