Chorkonzert Mit Stimme und Leidenschaft
Anrath · Der Willicher Tonköpfe-Chor überzeugte beim Jahresabschlusskonzert mit facettenreichem Programm.
Am Ende dankte Tonköpfe-Chorleiterin Andrea Kautny den gut 200 Gästen in der fast ausverkauften Aula des Lise-Meitner-Gymnasiums „für den herzerwärmenden Abend“, den Sponsoren und ihrem Chor für den Gesang und die Blumen, die sie für ihre über zwanzigjährige Arbeit aus den Reihen des Chores erhielt. „Wat war dat schön“, fasste sie ihre Emotionen in Worte. Und sie hatte damit recht.
Von Beginn an bestand eine heiter-gelöste Stimmung, die sich unter anderem auch durch die launige Moderation von Chorleiterin Andrea Kautny auf das Publikum übertrug. „Hat jemand im Saal Geburtstag?“ war nach dem Eurythmics-Popklassiker „Sweet dreams“ gleich die Einstiegsfrage. Und immer wieder sorgte sie für gute Stimmung, wenn sie – obligatorisch für die Konzerte – nach dem Alter und der Anreiseentfernung ihrer Gäste fragte, mit der großzügigen Aussicht auf den Merchandising-Tisch oder ein Glas Sekt. Und nicht zuletzt die Chormitglieder unterhielten das Publikum mit Eposiden über den Probenklang „wie eingeschlafene Füße“ oder der Angst vor dem „Kuss“ bei „Sealed with a kiss“.
Toller mehrstimmiger Gesang und spannende Choreographien
Luftig-leicht, mit mehrstimmigem Gesang und gegenseitigem Abklatschen feierten die 33 Sängerinnen und Sänger des Abends Pharaoh Williams´ „Happy“. Im Anschluss daran folgte mit einer sehr dezent-würdevollen Version des Liedes „Die Gedanken sind frei“ ein klares politisches Statement für alle Menschen, die nach Freiheit und Unabhängigkeit in diesen Zeiten streben.
In vier Gruppen positioniert, zeigte der Chor bei „Rama Lama Ding Dong“, wie originell so ein Nonsenssong klingen kann. Und selbst auf kölsch machten die Sänger bei „Katrin“ von den Black Fööss stimmlich eine gute Figur. Zurückgenommener, dadurch aber umso ausdrucksstärker geriet Billy Joels „Always a woman“.
Ursprünglich sollte die Krefelder Harfinistin Uta Dellmann mit zum Gelingen des Abends beitragen. Doch die Musikerin, die sich „ein Jahr wie Bolle“ (Kautny) auf das Konzert gefreut hatte, musste aus gesundheitlichen Gründen passen.
Der Chor hatte das Programm daraufhin spontan umgebaut und spielte Tonaufnahmen der Musikerin als Bestandteil des Konzerts ab. Dafür verließen die SängerInnen die Bühne, das Licht wurde gedimmt, und so entstand der Raum, um sich den Harfenklängen zu widmen.
Die gefühlvollen Interpretationen von „Feelings“ und der Filmmelodie aus „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ gerieten zu einem ganz besonderen Moment der Hinwendung zur Musik, die vom Publikum mit Applaus gewürdigt wurden.
Chormusik als Teamwork und gemeinsame Emotion
Für Dellmann sorgte Anna-Katharina Lauer am Piano für die angemessene Unterstützung bei „One Moment in time“ von Whitney Houston. Kautny fasste die Essenz des Liedes und des Chorsingens so zusammen: „Chorsingen ist irgendwie Teamsport - aber nie gegeneinander, sondern immer miteinander. Und wenn jeder Einzelne über sich hinauswächst, wir ein gemeinsames Gefühl finden, dann wachsen die Emotionen und Sie kriegen ein bisschen Gänsehaut.“
Als „Weltpremiere“ boten die Chormitglieder Gloria Gaynors „I am what I am“. Dem Chor war aber anzumerken, dass das Stück noch nicht so natürlich verinnerlicht ist wie die anderen Songs., Es fehlte noch an Dynamik und an Bewegung in der Bühnenpräsenz. Umso großartiger kam das Arrangement und die Wucht von Rammsteins „Engel“ zum Tragen.
Dass die Chormitglieder aber nicht nur fabelhaft singen, sondern tatsächlich in Teilen auch Sirtaki tanzen können, bewiesen sie im rythmischen Miteinander beim Udo-Jürgens-Stück „Griechischer Wein“. Kollektives Schauspiel des Chores überzeugte bei Reinhard Meys „Der Mörder ist immer der Gärtner.“ Und wie sie auch Originale superpräzise und dabei in anderem Charakter präsentieren können, zeigten die Akteure beim Coldplay-Klassiker „Viva la vida.“
Chor und Publikum sangen dann zusammen „O du fröhliche“, von vorne von Andrea Kautny dirigiert. Und nach Andreas Bouranis „Auf uns“– motivierte das Publikum die Gruppe zu zwei weiteren Zugaben — Queens „Don´t stop me now“ und das sehr intensiv-intime „In unserem Veedel“, bei dem sich die Mitglieder des Chores im Kreis um das Pubilkum herum aufstellten.