Kurzer Blick in den Beruf
Bis zu acht Stunden lang arbeiteten Schüler gestern in Firmen. Den Lohn spenden sie für wohltätige Zwecke.
Kempen. Niclas Tebart greift behutsam in eine grüne Plastikkiste, die bis zum Rand mit Kirschen gefüllt ist. Konzentriert legt der 15-Jährige die saftigen Früchte in die Obstauslage im Vienhues Biomarkt an der Engerstraße. Für einen Tag arbeitete der Schüler gestern als Aushilfe in dem Geschäft.
Die Aktion findet im Rahmen des „Sozialen Tages“ der Erich Kästner Realschule statt. 180 Achtklässler stürzen sich für maximal acht Stunden in die Arbeit. Sie helfen bei Einzelhändlern, Handwerkern und landwirtschaftlichen Betrieben. Zudem erhalten sie einen Lohn für ihre Tätigkeit, den sie an gemeinnützige Projekte spenden.
Niclas hat sich unterdessen im Biomarkt den Kartoffeln zugewandt. Aus einem großen Korb nimmt er die Knollen und packt sie in Tüten ab. Eigentlich wollte der 15-Jährige etwas im Bereich Chemie machen, fand aber keine entsprechende Stelle.
Für den Biomarkt entschied er sich schließlich, weil er gerne isst. „Ich fand es auch gut, einmal hinter die Kulissen zu schauen.“ Den „Sozialen Tag“ begrüßt er: „Wir wissen nun, wie Arbeit ist und wir helfen gleichzeitig auch noch jemandem.“ Der stellvertretende Vienhues-Marktleiter Michael Rodermond sieht die Aktion ebenfalls positiv: „Man bekommt auch schon einen guten Einblick, wenn man nur einen Tag bleibt.“
Während Niclas Kartoffeln abpackt, ist Lars Pfennings zur gleichen Zeit im Restaurant Ellenpoort an der Ellenstraße mit dem Schälen der Knollen beschäftigt. Der 14-Jährige begeistert sich schon seit seiner Kindheit für das Kochen. Zu seinen Aufgaben in der Ellenpoort-Küche gehören an diesem Tag auch die Herstellung der Frikadellen und das Panieren von Schnitzeln.
„Ich finde es gut, heute schon mal einen Vorgeschmack auf das Praktikum in der neunten Klassen zu bekommen.“ Für Inhaber Armin Horst war es klar, dass er an der Aktion teilnimmt: „Es ist für einen guten Zweck und man sollte die Schulen bei ihrer Arbeit unterstützen.“
Ähnlich sieht das Dirk Lewejohann von der Thomas- Buchhandlung an der Burgstraße. „Ich finde den sozialen Hintergrund gut, und dass die Kinder mal aus der Schule herauskommen.“ Der 14-jährige Benni Brandt steht unterdessen vor einem Regal und prüft auf einer Liste den Bestand. „Es ist toll, sich schon mal auf die Arbeit vorzubereiten und außerdem sieht man viele Bücher, die man sonst gar nicht kennt.“
„Ein großes Lob dafür, dass die Firmen uns so gut unterstützen“, sagt Sozialarbeiterin und Organisatorin Mira Dugal-Klahre. Bis auf eine Ausnahme sind alle 180 Schüler in Betrieben untergekommen. Der Betreffende half dem Hausmeister der Schule.