Mehrgenerationenprojekt startet
Das Haus von „Besser Gemeinsam Wohnen“ ist fertig. Am Sonntag gibt es im Kempener Süden einen Tag der offenen Tür.
Kempen. Was ist das denn für ein Haus? Das ist eine Frage, die sich viele Leute stellen, wenn sie durch das Baugebiet „An der Kreuzkapelle“ gehen. Gemeint ist das Mehrfamilienhaus der Genossenschaft „Besser Gemeinsam Wohnen“ (BGW) — gleich gegenüber der Kreuzkapelle. „Unsere Erfahrung der ersten Monate zeigt, dass viele mit unserem Wohnkonzept nichts anfangen können“, sagt Vorsitzender Roger Buschfeld. Es wird also Zeit, das Projekt der Öffentlichkeit näher zu bringen. Am Sonntag ist deshalb Tag der offenen Tür am Alten Prozessionsweg 6.
„Wohnen und Leben für Jung und Alt in Kempen“ — dieser Leitspruch steht über dem Mehrgenerationenprojekt, das die Genossenschaft vor mehr als sieben Jahren begonnen hat. „Damals hatten wir das Ziel, eine gesunde Mischung zwischen Jung und Alt zu finden“, so Buschfeld. Dies sei letztlich mit der Fertigstellung Anfang 2014 nicht vollständig gelungen, räumt der Vorsitzende ein. Die 34 Bewohner gehören überwiegend der „Generation um die 60“ an — drei Familien mit Kindern sind dabei. „Das ist aber bei anderen Projekten dieser Art in Deutschland ähnlich“, so Buschfeld. „Unsere Berater sagen uns, dass sich die Mischung erst mit den Jahren verändert.“
Die Bewohner, die seit Frühjahr im Neubau wohnen, sind jedenfalls mit dem Start zufrieden. „Wir erleben hier eine gute Gemeinschaft. In den nächsten Monaten und Jahren müssen wir das ausbauen“, sagt Roger Buschfeld, der mit seiner Frau in einer der 20 Wohnungen lebt.
Wie für viele andere BWG-Mitstreiter auch stellte sich den Buschfelds die Frage, was passiert, wenn die Kinder aus dem Haus sind: „Ein Projekt im Sinne einer Gemeinschaft war für uns der richtige Weg.“ Dies sei auch ein Weg, auf dem Kompromisse gemacht werden müssen. „Als Gemeinschaft müssen wir uns zum Beispiel einigen, wie der Garten gestaltet wird. Es treffen viele Meinungen und Ideen aufeinander“, so Buschfeld. „Ich finde es aber spannend, wenn viele verschiedene Lebensentwürfe aufeinandertreffen.“
Ein positiver Aspekt der Gemeinschaft sei die „gegenseitige Achtsamkeit“. So könne der Nachbar auf die Katze schauen, wenn ein Urlaub ansteht. Oder das Rentnerehepaar passe ’mal auf ein Kind der Nachbarn auf. „In diesem Geist bestreiten wir das Projekt“, ergänzt der Vorsitzende.
So ein Projekt braucht aber auch klare Strukturen — vor allem in finanzieller Hinsicht. „Nach reiflichen Überlegungen haben wir uns für die Genossenschaftslösung entschieden“, sagt Buschfeld. Konkret bedeutet das, dass jeder Bewohner für den Neubau eine Kapitaleinlage mitbringen muss. Die liegt bei 450 Euro pro genutztem Quadratmeter. „Bei 100 Quadratmetern Wohnraum ist man also mit 45 000 Euro dabei.“ Dieses Kapital sei notwendig gewesen, um das mehr als vier Millionen Euro teure Projekt überhaupt starten zu können. Diese Einlage geht an die Genossenschaft. „Sollte jemand ausscheiden, bekommt er das Geld wieder.“
Zusätzlich zum Kapital finanziert sich die Genossenschaft über eine Miete, die jeder zahlt. „Man ist gleichzeitig Mitglied und Mieter der Genossenschaft“, sagt Buschfeld. „Das kann man als Schutzfunktion sehen, damit jeder pfleglich mit den Interessen der Genossenschaft umgeht.“ Und: Über die Mieten werden die Kredite finanziert.
Wer jetzt noch Fragen hat, sollte sich am Sonntag zum Haus des Mehrgenerationenprojektes aufmachen. Buschfeld: „Wir freuen uns auf viele gute Gespräche.“