Grefrath Mülhausen: Ein Park als niederrheinische Landschaft
Hinter den Mauern des Liebfrauenklosters wartet ein Garten mit Teichen, Kapelle und Laubwald auf die Besucher. Die Schwestern legen viel Wert auf ihr gepflegtes Grün.
Mülhausen. Rot, gelb, rosa, weiß und viel grün — auch ohne Sonne leuchtet die Natur rund um das Kloster der Schwestern Unserer Lieben Frau. „Die kleine Mainau nennen wir unseren Binnenhof“, sagt Schwester Magdalena. Die Fläche zwischen Kloster und Schulgebäuden wurde in den 1970er Jahren neu gestaltet. „Die Kanalisation musste erneuert werden. Danach haben wir die Symmetrie in der Pflanzenanordnung aufgelockert“, so die Leiterin der Verwaltung.
Ein Highlight im Binnenhof ist eine 200 Jahre alte Blutbuche, die unter Naturschutz steht. Zu ihren Füßen erblühen in den ersten Monaten des Jahres unterschiedlichste Pflanzen. „Erst sind es gelbe Winterlinge, dann hellblaue Krokusse und weiße Schneeglöckchen, gefolgt von dunkelblauen Glockenhyazinthen und schließlich gelbe Osterglocken“, schwärmt Schwester Magdalena. Blühende Konkurrenz hat die zurzeit noch blätterlose Blutbuche durch eine Magnolie und japanische Zierkirsche, die bereits in voller Blüte stehen.
Japanische Zierkirschen säumen nicht nur den Weg von der Mülhausener Hauptstraße auf das Klostergrundstück, sondern wurden auch zu Beginn des Parks in einer Zweierreihe gepflanzt. „Es dauert nicht mehr lange, dann bilden die Bäume ein Dach. Das wird bestimmt ganz toll“, erklärt Schwester Magdalena den Grund für diese Maßnahme.
2010 wurde der 16 000 Quadratmeter große Park saniert. „Nach dem Abriss unseres Altenheims und dem Neubau von Haus Salus war das nötig. Er war sehr verwildert“, so die Ordensschwester. Er sei einer niederheinischen Landschaft nachempfunden, inklusive einer künstlichen Mulde, in der sich zwei Teiche befinden. Den Weg in den Park säumen Kopfweiden. Im Park wachsen unter anderem drei Blutahorne sowie unterschiedliche Obstbäume, wie Mirabellen, Äpfel, Kirchen und Birnen. Die Früchte finden in der Klosterküche Verwendung.
„Der Spiegel der Teiche wird durch das Grundwasser geregelt“, sagt Schwester Magdalena. Früher hätte man das Wasser aufgefüllt und nur Probleme gehabt, weil die Pumpen verstopft wurden. Nach einem Tipp des Niersverbandes habe man darauf verzichtet und seitdem Ruhe. Die Böschung besteht aus Steinen. Der größere Teich ist halbrund angelegt, so dass der Parkteil dazwischen wie eine Insel wirkt. Auf ihr an der Böschung brütet zurzeit eine Kanadagans. Sie und ihr wachsamer Mann sind seit drei Jahren regelmäßige Gäste. „Sie brüten hier, wenn die vier bis fünf Jungen geschlüpft sind, hauen sie wieder ab. Um in nächsten Jahr wieder zu kommen. Dann wollen die Jungen auch hierbleiben, werden aber von den Eltern verjagt“, erzählt Schwester Magdalena vom Familienleben der Kanadagänse. Im Teich schwimmen Moorkarpfen und Rotaugen. Dazu gibt es Kröten, Frösche — „und eine Schildkröte“. Das Reptil habe einer Schwester gehört und sei dort ausgesetzt worden. Bei der Umgestaltung habe man sie gesucht, aber nicht gefunden. „Dann, nach zehn Jahren, tauchte sie wieder auf und ist richtig groß geworden.“ Frech sei sie auch, fresse aber Fische und halte so die Population in Schach.
Im hinteren Bereich grenzt der Park an die Niers, die früher näher am Gebäude vorbeigeflossen sei, weiß die Ordensfrau. Denn etwa in der Höhe des heutigen Antoniushauses habe der Drinkhof gestanden. Der 1717 errichtete Bauernhof sei auch ein Ausflugslokal und Startpunkt für Paddeltouren auf der Niers gewesen. An den Bauernhof erinnert noch eine Holztafel, die vom Gebäude stammt. Sie hängt — hinter Glas — an der Mauer zum kleinen Privatgarten des Klosters.
Im hinteren rechten Bereich geht der Park in ein Wäldchen aus diversen Laubbaumarten über, bevor der Besucher an einem Zaun endet. Dahinter ist freies Feld. Aus dieser Richtung kommen, vor allem wenn die Kastanien fallen, Rehe in den Park. Am Rande des Wäldchens steht eine kleine Marienkapelle. „Schwester Magdalena: „Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut. Zum Gedenken daran, dass, obwohl die Gestapo hier stationiert war und die Schwestern aus dem Kloster vertrieben wurden, Mülhausen nicht bombardiert wurde.“ Vor der Kapelle stehen zwei Bänke, an deren Rückseite Kirschlorbeer wächst.
Geht man Richtung Antoniushaus wieder aus dem Park heraus, kommt man an der Zweierreihe Zierkirchen sowie mehreren Beeten mit Wildblumen vorbei. Gegenüber des Klostereingangs stehen Gewächshäuser. „Sie sind nicht mehr in einem guten Zustand. Aber es wächst dort ein Rebstock, der sich über beide Häuser erstreckt. Er ist schon sehr alt. Hat aber köstliche Trauben“, weiß Schwester Magdalena. Eines der Gewächshäuser wollen die Schwestern den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen überlassen, die im Antoniushaus wohnen. „Sie wollen dort Tomaten und Gurken züchten.“ Geht man noch ein Stückchen weiter Richtung Grasheider Straße, ist ein Mammutbaum ein weiterer Blickfang. „Den haben wir vor neun Jahren gepflanzt, da war er etwa 50 Zentimeter hoch“, erklärt Lothar Mutert und zeigt auf das stattliche Gewächs. Er ist zusammen mit Johannes Fenkes für die Grünanlagen rund um das Kloster zuständig. Dazu gehört auch der Friedhof, auf dem ungefähr 820 Nonnen beerdigt sind. Er wurde 1888 angelegt und liegt an der Grasheider Straße. 2000 Stiefmütterchen hat Mutert dort gepflanzt. „Ab Juni kommen dann die rosafarbigen Rosen ,Palmgarten Frankfrurt’ zu Geltung“, berichtet Mutert. Beim Blick über die Friedhofsmauer fallen dem Betrachter auch sofort die silbrigglänzenden Kugelsteppenkirschen auf.