Kempen Musik und Malerei auf einem Blatt

Im Ferien-Workshop im Kramer-Museum machten 24 Kinder begeistert mit. Künstler Martin Lersch ließ sie Musiker und ihre Instrumente malen. Die Ergebnisse werden in einer Ausstellung zu sehen sein.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Wer hätte gedacht, dass bevor der Buntstift den Takt angibt, dem Katalog „Kulturszene Kempen“ Geräusche entlockt werden sollten? Wie melodisch raschelt also Papier, wenn 222 Seiten schnell oder langsam am Daumen vorbeifächern? Welchen Ton entlockt man einem Din-A-3-großes Kartonblatt, wenn man es schüttelt? Und wie klingt die eigene Stimme bei der Vokalübung im Zeichenraum, wie im hohen Kirchenraum der Paterskirche?

Foto: Kurt Lübke

Martin Lersch, Maler und Musiker, schärfte in der Karwoche die Sinne. 24 Kinder schlossen sich seinem Osterferien-Workshop an. Sie wollten und sollten Musiker und ihre Instrumente malen.

Anlass ist ein runder Geburtstag. „Kempen Klassik“ feiert Geburtstag. Die Reihe beschert den musikbegeisterten Seelen der Stadt seit 20 Jahren besondere Konzerterlebnisse.

Musiker und ihre Instrumente liefern auch die Motive für die Ausstellung, die mit den Zeichnungen der Kinder und Jugendlichen entstehen soll.

„Hier geht es um die neue junge Klassik“, sagt Lersch und lässt den Kinder freie Wahl und freie Hand. Welche Instrumente sie malen, wie groß es aufs Papier soll und ob es oder der Musiker im Mittelpunkt stehen soll — ihre Entscheidung. Trommeln haben es vielen in den zwei Kursen angetan. „Wer weiß, wie sich die klassische Musik in den nächsten 100 Jahren entwickelt“, sagt er und muss angesichts der Percussion-Überzahl schmunzeln.

Anna, 14, hat sich anders entschieden. Die Teenagerin aus dem Münsterland ist zu Besuch in Kempen. Sie hat eine Harfe gezeichnet, mit dem Bleistift ihre langen, eingespannten Saiten höchst akkurat nebeneinander gezogen. Anna verbringt Ferientage bei den Großeltern und sechs Workshopstunden im Kulturforum. „Ein spannendes Instrument“, sagt Anna über die Harfe, obwohl sie selbst die Tuba spielt. Immerhin: Beide Instrumente spielt man im Sitzen.

Die Doppelstunde des zweiten Workshoptags ist bereits weit fortgeschritten. Lersch drückt auf die Tube: „Jetzt müssen wird die Farbe reinkriegen.“ Buntstifte werden ausgepackt, Klebestifte geöffnet und Zeitungen zerschnitten, um den Bildern collagenartige Individualität zu verleihen. Selbst das bedruckte Papier, das nun zerpflückt werden darf, galt einst der Kunst. Es handelt sich um alte Ausgabe von PAN, der Zeitschrift für Kunst und Kultur. Inspirierende Lektüre.

Kein Blatt auf den zwei Maltischen ist leer. Finja (8) aus Süchteln sitzt neben ihrer Schwester Kim und zwei Freundinnen aus Kempen. Sie hat eine moderne Djembe gezeichnet. „Erst wollte ich eine Conga machen, aber dann. . .“ zeigt sie auf ihre Vorlage. Hauptsache ein Instrumente aus der Familie der Percussions.

Roqiya hat eine lächelnde Violinistin gezeichnet. Jetzt kleidet sie ihre Musikerin in Rot und lässt ihr Bild dadurch noch viel vitaler wirken. Charlotte legt Martin Lersch ihre Querflötistin vor. „Male ihr noch mehr Haare und hier vielleicht noch etwas Lippenrot.“ Lersch ist hier und da, schaut über Schultern, gibt Tipps, lobt, motiviert und lässt seine jungen Künstler machen.

Am letzten Workshop-Tag werden alle Musiker-Bilder aufgehängt und als Duos, Trios und Quartetts zueinander formiert. Wer spielt mit wem, wer führt, wer begleitet? „Und wir geben den Formationen verrückte Namen“, kündigt Lersch an. Mal sehen, mit wem Amelies Banjo-Spielerin agiert. Sie hat sich von dem Instrument des Trios „Linie 43“ aus Krefeld inspirieren lassen.

Die Workshop-Kunst wird in einer Ausstellung zu sehen sein, die zum Geburtstagsfest von „Kempen Klassik“ im Mai im „Parlatorium“ des Kulturforums Franziskanerkloster gezeigt wird. Das ist schon jetzt einen optischen Trommelwirbel Wert.