Mülhausen: Neues Führungsteam der Liebfrauenschule stellt sich vor Teamplayer wollen nah an Schülern sein

Mülhausen · Leiter Christoph Aretz und seine beiden Stellvertreterinnen starten als Führungsteam der Liebfrauenschule in das neue Schuljahr.

Sara Falk, Christoph Aretz und Andrea Schmidt (v.l.) verstehen die Leitung der Liebfrauenschule als Teamarbeit.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Christoph Aretz war am Dienstag schon mittendrin. Das Pressegespräch zur Vorstellung des neuen Leitungsteams der Liebfrauenschule musste dann und wann unterbrochen werden. Schulleiter Aretz wurde gebraucht, weil einen Tag vor dem offiziellen Schulstart nach den Sommerferien schon Nachprüfungen stattfanden. Und da es dabei um die weitreichende Antwort auf die Frage „Versetzung – ja oder nein?“ geht, war der Chef gefragt.

Diese Nähe zum Kern des Lehrerberufes, zum Unterrichten, wollen sich der 50-jährige Kempener und seine beiden Stellvertreterinnen, Sara Falk und Andrea Schmidt, auch in der Führungsposition bewahren. „Wir wollen alle drei weiter in den Klassen unterrichten. Das halten wir für besonders wichtig“, so Aretz. Daher sollen die administrativen Aufgaben auch auf sechs Schultern verteilt werden. „So verstehen wir diese Führungsaufgabe. Wir sehen uns als Teamplayer“, sagt der neue Chef von rund 80 Lehrern und etwa 1000 Schülern.

Vorgänger Lothar Josten
ist seit Sommer im Ruhestand

Christoph Aretz und Sara Falk kennen die Führungsrolle bereits. Unter Schulleiter Lothar Josten, der im Sommer in den Ruhestand gegangen ist, waren sie bereits stellvertretend tätig. Bei Beiden kommt etwas Besonderes hinzu: Sie waren bereits Schüler am Mülhausener Gymnasium, haben dort ihr Abitur gemacht. „Ich habe eine besondere Verbindung mit dieser Schule. Ich bin hier gerne zur Schule gegangen. Und ich war froh über die Möglichkeit, als Lehrerin hierhin zurückzukehren“, sagt Falk, bei der sich schon in der Schulzeit der Berufswunsch „Lehrer“ entwickelt habe.

„Das war bei mir nicht so. Ich wollte nie Lehrer werden“, so Aretz. Ihn zog es zunächst in die Informationstechnik. Durch sein privates Engagement in der Leitung von Pfadfindern habe er dann aber gemerkt, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Spaß mache. „Und jetzt bin ich in der Tat auch froh, dass ich diesen Beruf an der Liebfrauenschule ausüben kann“, sagt der Kempener. Was einen Journalisten und Gesellschaftswissenschaftler möglicherweise aufhorchen, gar erschrecken lässt: Sowohl Aretz als auch Falk und Schmidt haben einen naturwissenschaftlichen Hintergrund. „Das ist aber reiner Zufall“, so Aretz.

Eigenverantwortung der
Schüler soll gestärkt werden

Wichtig ist dem neuen Dreier-Team in der pädagogischen Arbeit, die Eigenverantwortung der Schüler zu fördern und zu stärken. „In diesem Bereich haben wir in den vergangenen Jahren schon viele Ideen entwickelt“, sagt Aretz. Dies gelte es nun in die Lehrpläne zu integrieren, ergänzt Sara Falk. Der Hintergrund dieses Ansatzes ist, dass Jugendliche heute wesentlich früher in Studium oder Beruf landen. „Wir stellen dabei immer wieder fest, dass die Jugendlichen mit 18 Jahren diese Ansprüche nicht immer erfüllen können“, sagt Aretz und ergänzt: „Das konnte ich früher auch nicht.“ Nach dem Abitur nach 13 Jahren und der Bundeswehr- bzw. Zivildienstzeit waren vor allem Jungen älter und erfahrener vor der Studium- oder Berufswahl.

Wie beim Thema Eigenverantwortung gehe es auch bei der Digitalisierung darum, auf Gutem aufzubauen. „Wir sind in diesem Bereich gut aufgestellt. Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen“, so Falk. Mit Beginn des zweiten Halbjahres sollen alle Klassen von der 7 bis zur 9 mit Tablet-Computern ausgestattet sein. Diesen Prozess habe man schon vor Jahren sukzessive begonnen. „Was nicht heißt, dass dort nur noch mit Tablets unterrichtet wird“, so Falk. Der „Balanceakt Digitalisierung“ biete bei allen Risiken große Möglichkeiten in der Unterrichtsgestaltung. „Im Bereich der individuellen Förderung von Schülern sehe ich große Vorteile“, sagt Andrea Schmidt. Über digitale Wege könne man sich als Lehrer beispielsweise deutlich einfacher mit den einzelnen Hausaufgaben der Schüler befassen.

Digitalisierung: Mülhausen
sei weiter als andere Schulen

„Im Bereich der Digitalisierung klafft die Welt zwischen Realität und Schule immer noch weit auseinander“, sagt Christoph Aretz. „Wir sind aber in Mülhausen weiter als andere Schulen.“ Als sogenannte Ersatzschule, die nicht in Trägerschaft einer Kommune ist, habe das Team um Ex-Leiter Josten schon früh den digitalen Weg einschlagen können. „Ganz einfaches Beispiel: Dank der Unterstützung des Fördervereins konnten wir schon vor einigen Jahren ein flächendeckendes WLAN installieren.“ Zudem dürfe eine Ersatzschule die Mittel aus dem Landesprojekt „Gute Schule 2020“ ausschließlich für Anschaffungen in Sachen Digitalisierung ausgeben. Während öffentliche Schulen das Geld auch für Möbel ausgeben dürfen – und dies auch täten.

Auch baulich befinde sich die Schule in einem guten Zustand. Seit der Übernahme durch die Dernbacher Gruppe Katharina Kasper 2017 sei bereits viel investiert worden. Der neue Träger sei am Ball, so Aretz. Daher seien keine größeren Projekte geplant. Aber zum Start als Schulleiter darf man sich ja vielleicht etwas wünschen – Aretz: „Die eine oder andere Idee habe ich. So müsste in ein, zwei naturwissenschaftlichen Räumen noch was gemacht werden.