Nettetal: In Sachen Jugendamt wird es spannend
Trotz des klaren Votums im Jugend- Ausschuss ist ungewiss, wie Mitte Dezember die Entscheidung im Stadtrat ausfallen wird.
Nettetal. Da staunte selbst ein alter Hase: "In den 26 Jahren in diesem Ausschuss habe ich noch nicht erlebt, dass ein Thema wie das Jugendamt so intensiv beraten und vorbereitet wurde", meinte Ausschuss-Vorsitzender Johannes Peters (FDP).
Gerade deshalb wurde eine klare Entscheidung des Ausschusses für Schule, Familie, Jugend und Sport zugunsten eines eigenen Nettetaler Jugendamtes erwartet.
Aber aus dem Staunen kamen auch die meisten Ausschussmitglieder am Dienstagabend im Lobbericher Rathaus nicht heraus, gab es doch fast ein Drittel Gegenstimmen (die WZ berichtete). "In der CDU ist eine ganz klare Mehrheit dagegen", verkündete Hans-Jürgen Boyxen.
"Die Verwaltung und ich persönlich sind der Auffassung, dass sich die Investition lohnt", warb ein sichtlich angespannter Bürgermeister Christian Wagner für ein eigenes Jugendamt, das Familienpolitik konkret vor Ort umsetzen könne.
Wagner (CDU), der seit einer Klausurtagung am letzten Wochenende in Sachen Jugendamt die Mehrheit seiner eigenen Partei gegen sich weiß, verwies auf die freien Träger und das Landesjugendamt als Befürworter. Zudem sei die Abgabe der Stadt ans noch zuständige Kreisjugendamt weiter um 20 Prozent auf 8,1 Millionen Euro gestiegen.
Auch die vom Stadtrat in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie spreche laut Wagner für ein Nettetaler Jugendamt, das seit 2006 in der Diskussion ist. Diese Studie indes habe die CDU "nicht überzeugt", so Christian Lange (CDU), der "starke methodische Mängel" der Studie kritisierte.
Aus Sicht der anderen Fraktionen jedoch konnte Christian Loffing, Verfasser der Studie, diese Kritik entkräften. Lediglich Hans Overhage (AKB) zweifelte: "Ich traue dem Braten nicht!" Zwar habe die AKB "wenig Ahnung davon", wolle sich aber erst zur Ratssitzung am 16. Dezember aufgrund eigener Recherchen festlegen - denn dort fällt die Entscheidung.
So gab’s bei einer Enthaltung (AKB) und vier Gegenstimmen (CDU) neun Stimmen für ein eigenes Jugendamt von SPD, Grünen, FDP, WIN und den drei CDU-Mitgliedern Boyxen, Petra Hauser, Thomas Zündel.
Gleich nach der Abstimmung gingen am Rande der Sitzung die Spekulationen los: Boyxen und Hauser gehören nicht dem 44-köpfigen Stadtrat an. Von den 21 CDU-Leuten dort gelten derzeit neben Zündel nur Hans Hubert Glock sowie Günter Syben als Befürworter des eigenen Jugendamtes. Und die drei AKB-Stimmen sind (noch) nicht kalkulierbar. Ein CDU-Mann: "Das bleibt spannend bis zuletzt."