Niersverband-Chef kritisiert Politiker
Beitragserhöhungen für Sanierungen seien früher „politisch nicht gewollt“ gewesen. Nun drängt in allen Kommunen die Zeit.
Grefrath. Beim Niersverband gibt es viel zu tun. Das machte Geschäftsführer Dietmar Schitthelm in aller Ausführlichkeit im Grefrather Bau-, Planungs- und Umweltausschuss deutlich. Einige der Anlagen, die der Niersverband unterhält, seien marode und müssten saniert werden. Hinzu kommen Neubaumaßnahmen, die teils auch die laufenden Kosten senken sollen. Die Rücklagen für die dringend notwendigen Sanierungen und Investitionen seien dagegen nahezu aufgebraucht. Nun sollen die Beiträge drastisch erhöht werden — und das sorgt schon seit Monaten in einigen Städten und Gemeinden für Ärger (die WZ berichtete). Daher war Schitthelm auch schon in mehreren Gremien, um den Sachverhalt zu erklären — und nun eben auch in Grefrath.
Der Vorstand des Niersverbands erläuterte im Detail die Entwicklung der Kosten und Einnahmen seines Verbands in den vergangenen zehn Jahren, die nun die Beitragssteigerung notwendig macht.
„Man hätte vor zehn Jahren reagieren müssen“, warf die CDU-Fraktionsvorsitzende Wilma Hübecker ein. Das sei politisch nicht gewollt gewesen, machte Schitthelm deutlich. Besonders im Kreis Viersen und in Mönchengladbach sei es unmöglich gewesen, über Beitragserhöhungen zu sprechen. Schitthelm gab aber auch selbstkritisch zu, dass er vehementer auf das Problem hätte hinweisen müssen. Nun muss auf jeden Fall etwas passieren. Eine Wahl gebe es nicht. Sonst würde die Bezirksregierung dies anweisen.
Drei Varianten liegen auf dem Tisch, um die Beitragssätze in den nächsten Jahren anzupassen. Bei der Variante eins würden die Beiträge nach den neuesten Berechnungen 2019 um fast 30 Prozent steigen, danach um sieben Prozent pro Jahr. Variante zwei sieht eine Steigerung von knapp 20 Prozent 2019 und dann neun Prozent für die nächsten vier Jahre vor. Oder die Beiträge würden bis 2021 jedes Jahr um 13,5 Prozent angehoben.
Der Verband präferiert die Variante eins. Bauamtsleiter Norbert Enger hatte ausgerechnet, dass bei Variante eins die Kosten für einen Vier-Personen-Haushalt mit Einfamilienhaus in Grefrath bei den betroffenen Gebühren um rund 100 Euro pro Jahr steigen würden. Bei Variante zwei wären es im ersten Jahr 66 Euro, bei Variante drei 47 Euro.
Im Haupt- und Finanzausschuss am kommenden Montag wollen die Grefrather Politiker nun entscheiden, welche Variante sie bevorzugen. Die Verbandsversammlung, in der auch zwei Grefrather Vertreter sitzen, wird dann in ihrer Sitzung am 5. Juli über die Strategie für die nächsten Jahre entscheiden.