Heimlicher Star — die Subkontrabassflöte

Die 14 Berliner Flötisten gastierten in der Paterskirche — das Publikum war begeistert.

Foto: Norbert Prümen

Kempen. Die 14 Berliner Flötisten hat man für das letzte Kammerkonzert der Saison 2017/18 in die Paterskirche eingeladen. Dass dabei mehr als 14 Flöten zum Einsatz kommen, erahnt man schon beim Blick auf die zwei Tische im Chorraum. Beim Hereinkommen der Musiker legen diese nämlich erst einmal ihre Zweit- und/oder Drittinstrumente dort ab. Da kann der Auftritt des Flötenensembles auch zu einer Lektion in Sachen Querflöten, ihrer Vielfalt in Aussehen und Klang werden.

Musikalisch beginnt man im Barock mit Georg Friedrich Händel und seiner Präsentation der Königin von Saba. Natürlich hat der Komponist dieses Porträt der historischen Dame nicht für 14 Flöten geschrieben, sondern es musste entsprechend bearbeitet werden. Der Blick auf den Programmzettel des Konzerts verrät, dass bis auf das Werk „Des Meeres und der Flöten Wellen“ von Siegfried Matthus (*1934) alle Stücke für diese Besetzung arrangiert wurden.

Zu dem nicht alltäglichen Klangerlebnis kommt am Samstagabend noch eine ausgefeilte Moderation hinzu. Klaus Wallendorf darf als Solohornist natürlich nicht mitspielen, dafür als Conférencier moderieren. Unterhaltsam und in Reimform führt er durch das Programm der „Flautokratie“.

Es ist erstaunlich zu hören, welche Vielfalt an Klangfarben die Flötensammlung zustande bringt. „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel wird zu einem stimmungsvollen freundlichen Klangbild, obwohl es sich um das Grab eines berühmten Komponisten handelt. Die 14 Berliner Flötisten lassen im zweiten Satz eine liebliche Sommeridylle entstehen und der dritte Satz kommt tänzerisch beschwingt daher.

Unverkennbar sind die Wellenbewegungen im Stück von Matthus. In der Tiefe dräuend beginnen sie, darüber erheben sich wellenartig hohe Läufe, die sich schließlich zu scharfen Klängen entwickeln, das Trommelfell strapazieren. Das klingende Unwetter möchte man gerne mit Ohrstöpseln auf Distanz halten. Doch schließlich zieht es ab und beruhigende wie weiche Klänge schmeicheln dem Gehörgang, leiten zur Konzertpause hin.

In der Pause ist die Subkontrabassflöte der Star des Konzerts. Der Eigenbau des Flötisten Hiko Iizuka, „einen anblasbaren Heimtrainer“ — so der Moderator — bringt die Fotografen mit den Handys an ihre Grenzen. Die mehr als vier Meter Rohr, man könnte sie auch als edle Variante eines Fallrohrs von einer Regenrinne bezeichnen, hat Iizuka in eine überdimensionale vier verwandelt.

Im zweiten Teil des Konzerts folgen Gassenhauer aus der Musik des 19./20. Jahrhunderts. Die zeitweise preußisch unterkühlte Interpretation der Arlésienne Suite von Georges Bizet hätte mehr Temperament vertragen. Doch das Programm begeistert — inklusive der Zugaben, die auch noch zur Freude des Publikums den „Pink Panter“ in der Paterskirche loslassen.