Pelikane und Nest mit Nadeln

Beim vierten „Atelierprojekt Busch8“ entwickeln neun Künstler aus Deutschland und Tschechien neue Werke. Am Sonntag ist Tag der offenen Tür.

Leuth. Der Schatz scheint zum Greifen nah: Aus Silbergeflecht ein Nest, gefüllt mit bunten Perlen. Doch die Verlockung, das Nest in die Hand zu nehmen, birgt ein Risiko: Die Perlen entpuppen sich als Nadelköpfe, deren spitze Enden unten durchs Geflecht ragen. Verletzungsgefahr!

"Die Natur selbst hat mich auf die Idee gebracht, da wirkt manches wunderschön, ja ästhetisch, hat aber seine Tücken, ist nahezu unerreichbar", erklärt Christine Winkels ihr Werk. Die Künstlerin nimmt seit 1.August mit acht Kollegen aus Deutschland und Tschechien teil am vierten "Atelierprojekt Busch8".

Ein echtes Vogelnest hatte es Christine Wingert angetan: Das geflochtene Meisterwerk kleiner gefiederter Architekten war verborgen hinter schützenden Dornen. "Das will ich hier nachstellen und variieren", sagt Wingert und zeigt auf eine Drahtrolle, in die sie entblätterte Dornenzweige von Brombeeren und Rosen gesteckt hat. Das Nest in der Rolle erschließt sich nur dem, der mutig nahe genug herantritt. Und für das Silbernest mit Nadeln entwickelt sie noch eine Installation: "Mal sehen."

In der Entwicklung ist vieles im und ums Atelier des Künstlerehepaares Barbara und Klaus Schmitz-Becker: Richard Vodicka tüftelt an seiner Lichtprojektion "Überlappungen", Vladimir Kovarik grübelt über seiner roten Wand. Nichts als eine Wand? Der Schein ist nur Trug, denn was dahinter steckt, zeigt der Künstler mittels Videosequenzen - von geometrischen Berechnungen bis zu Farbverläufen: "Der Prozess ist das Kunstwerk", meint er schlicht.

Manches lebt, was da schwebt, so der Schein: Pelikanköpfe hängen im Viereck, die Schnabelspitzen scheinbar abgeschnitten, versteckt auf den Rückseiten. Ein Duschvorhang enthüllt im Dunkeln verborgene Texte. Fliegen da Holzkohlereliefs oder hängen sie an dünnen Fäden?

Barbara Schmitz-Becker lächelt: "Wir inspirieren uns gegenseitig, einige Ideen reifen noch, den Prozess möchten wir am kommenden Sonntag zeigen, wenn wir unser Atelier öffnen für hoffentlich viele Besucher." Die werden sich hüten müssen, denn manch ein verlockender Schatz schützt sich mit spitzen Dornen und Nadeln.