Poesieabend im Duesberg-Gymnasium: Gefühle werden zu Sprache
Zum Welttag der Poesie gab es eine Veranstaltung im Duesberg- Gymnasium.
Kempen. Es ist still in der Aula des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD), als Lea Beiermann ihr Gedicht „Es wird kalt“ vor Schülern der Stufen 10 bis 12 vorträgt. „Es wird kalt. Die Zeilen rücken enger zusammen. Kein Raum für Bedeutung. Wozu ihn Dir schicken, den Brief? Sein Weiß schmerzt.“
Beiermann, Jahrgang 1992, schreibt Gedichte und Kurzgeschichten. Mit ihrer Lyrik war sie im vergangenen Jahr beim Lyrikwettbewerb „postpoetry“ erfolgreich. Am Mittwoch las sie aus ihren Werken in Kempen vor. Anlass war der Unesco-Welttag der Poesie.
Seit zwölf Jahren ist der 21. März der Welttag der Poesie. Der begleitende Wettbewerb, der erstmals am LvD vorgestellt wurde, soll junge Leute für Poesie begeistern. „Eine Befragung von 20- bis 29-Jährigen ergab, dass 63 Prozent dieser Altersgruppe schon länger kein Gedicht mehr gelesen haben.
Wir wollen auf die Schönheit der Sprache hinweisen und dem Negativtrend entgegenwirken“, sagt Monika Littau, Vorsitzende der Gesellschaft für Literatur in NRW.
Die Gesellschaft hat deshalb zusammen mit dem Verein Aura 09 — eine Aktion unabhängiger Autoren an Rhein und Ruhr — und dem Land NRW den Wettbewerb „postpoetry“ ins Leben gerufen. Seit 2010 wird er verliehen. Die Preisträger erhalten Geldpreise, ihre Gedichte werden auf Postkarten gedruckt — daher der Name „postpoetry“.
„Probieren kann man so eine Lesung ja“, meint eine Elftklässlerin, die das Geschehen von einem Platz in den hinteren Reihen verfolgt. Wirklich begeistert klingt das nicht — aber vielleicht hat sie bislang nur nicht die „richtige“ Lyrik für sich entdeckt. Schulleiter Benedikt Waerder jedenfalls machte seine Schüler zu Anfang der Lesung neugierig: „Gedichte sind ein Ausdruck individueller Welten, sie sind ein Stück Kultur.“
Apolonia Gottwald aus Wachtendonk hat dieses Stück Kultur schon lange für sich entdeckt. Die zweifache „postpoetry“-Preisträgerin ist 18 Jahre alt, studiert Mathematik und sieht in der Lyrik „einen wunderbaren Ausgleich zum Alltag“.
Ihr Vortrag eigener und fremder Gedichte wird viel beklatscht und verdeutlicht, was sich mit einfachen, schönen Worten ausdrücken lässt: Gefühle werden zu Sprache, Erinnerungen zu Zeilen.
Am Mittwoch lasen drei prämierte Autoren und sechs LvD-Schüler in der Aula. Katharina Schäfer musizierte und zum Schluss gab es eine anregende Diskussion.