Portrait Franz Haase: Als Höhepunkt ein Tor gegen die Netzer-Elf

Franz Haase hat sich nach 36 Jahren aus dem Vorstand des SC Rhenania Hinsbeck verabschiedet.

Hinsbeck. "Wenn nicht mit 65, wann dann?", fragt Franz Haase. Nach 36 Jahren hat er nicht mehr für den Vorsitz des SC Rhenania Hinsbeck kandidiert. Jetzt will er Zeit für seine Kinder und Enkel, Haus, Garten, Küche haben - und für den Förderverein der Rhenania.

So ganz verschwindet er also nicht: Aus dem Ascheplatz möchte er noch einen Kunstrasenplatz machen und das Umkleidegebäude vergrößern - alles für Rhenania. Mit 29 wurde er zum Vorsitzenden der Rhenania Hinsbeck gewählt und blieb es 36 Jahre lang. Er war damals der jüngste Vereinsvorsitzende im Kreis.

Seine Mutter verbot ihm das Fußballspielen. Sie hatte Angst vor den Verletzungen. Vielleicht scheute sie auch die Kosten der Fußballschuhe. Inzwischen ist Franz Haase seit 48 Jahren Mitglied der Rhenania, davon 36 Jahre Vorsitzender.

Seit zehn Tagen sogar deren Ehrenvorsitzender. Er glaubt, dass das lang anhaltende mütterliche Verbot seine ungebrochene Fußballleidenschaft nur noch vergrößert hat.

Kinderarmut hat Franz Haase am eigenen Leib erfahren: Der 1944 in Frauenburg/Ostpreußen Geborene kam 1946 nach der Vertreibung durch die Rote Armee mit seiner Mutter, einem blinden Onkel und seinem Bruder nach Hinsbeck.

Die Familie war bettelarm. Dennoch erinnert er sich gerne an seine Kindheit in Schlibeck. "Geld für Fußballschuhe hatten wir nicht. Da spielte ich eben in den ersten Jahren in Gummistiefeln."

Franz Haase war ein Kämpfer. Das bekamen auch vor 40 Jahren die Bundesliga-Stars von Borussia Mönchengladbach mit Heynckes und Netzer zu spüren. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Rhenania Hinsbeck kamen die Fohlen aus Mönchengladbach zu einem Freundschaftsspiel auf den damals neuen Platz am Höhenweg.

Franz Haase schoss das erste Tor. Dass die Begegnung mit 1:12 für die Borussen endete, machte schließlich nichts. Das "Haase-Tor" blieb lange Gesprächsstoff.

19 Jahre spielte Haase, vom 18. bis zum 37. Lebensjahr, in der ersten Rhenanen-Elf. Nur gelegentliche Verletzungen konnten ihn davon abhalten, die Fußballschuhe zu schnüren. Doch dem Kämpfer war klar, dass Fußball für ihn nur Hobby sein konnte.

Bis vor wenigen Jahren spielte Haase in der Altherren-Mannschaft. Jetzt kickt er noch einmal wöchentlich mit Kollegen in der Lehrermannschaft. Vor wenigen Wochen wurde er dabei am Auge verletzt. "Sport geht nicht ohne Schrammen ab", lacht er.

Auch beruflich kämpfte er sich hoch: Nach der Volksschule absolvierte er bei Rokal eine Lehre als technischer Zeichner, machte an der Abendschule Abitur und studierte an der Technischen Hochschule Aachen Maschinenbau. Schließlich wurde er Berufsschullehrer, zuletzt Abteilungsleiter und Studiendirektor.