Kempen Proben für die Tour de France
Die NRW-Radtour machte am Sonntag mit mehr als 1000 Teilnehmern Halt auf dem Buttermarkt.
Kempen. Ein bisschen sieht es aus wie im Zielbereich bei einer Etappe der Tour de France. Ein großes Tor mit der Aufschrift „Ziel“ steht am Rande des Buttermarkts. Auf dem Platz herrscht Volksfeststimmung. Getränke- und Essenstände umringen zahlreiche Bierbänke. Die mehr als 1000 Teilnehmer der NRW-Radtour machen dort Rast. Zugegeben, der Alterdurchschnitt der Sportler ist in Kempen etwas höher als beim Event in Frankreich. Die Leistung der Fahrer ist aber nicht minder respektabel. Von Donnerstag bis Sonntag haben die Radler in vier Abschnitten 255 Kilometer am Niederrhein zurückgelegt — von Rheinberg über Kleve und Xanten bis zurück zum Start.
Auch Bürgermeister Volker Rübo fühlt sich beim Anblick hunderter Fahrräder und Sportler an die Tour de France erinnert. Er hoffe, dass nächsten Sommer die Profis nach Kempen kommen, verrät Rübo bei der Begrüßung der Hobbyfahrer. Schließlich startet die Tour nächstes Jahr in Düsseldorf. Kempen hat sich als Ort für eine Durchfahrt beworben. Bis es soweit ist, gibt sich Rübo auch mit den NRW-Radfahrern zufrieden und stellt ihnen begeistert Kempens Aushängeschilder — den Kohl und die Prinzenrolle - vor.
Zu den Teilnehmern mit der weitesten Anreise gehört Wolfgang Richter. Der Mann kommt aus Geesthacht in der Nähe von Hamburg. Aufgewachsen ist er in Eschweiler. Für die Radtour kehrt er gerne zurück: „Ich bin zum fünften Mal dabei. Ich fahre mit, um das Land kennen zu lernen.“ Die vom Radiosender WDR 4, Westlotto und der NRW-Stiftung organisierte Fahrt fand am Wochenende zum achten Mal statt. Stets geht es durch einen anderen Teil des Bundeslands.
Michael Coenders stärkt sich mit einem Burger für die Weiterfahrt. „Man trifft bei der Tour immer wieder nette Leute“, schwärmt der Hobbyfahrer, der zum ersten Mal dabei ist. Vom Kulturprogramm an den Zielorten der Etappen ist er besonders begeistert.
Abends gab es Konzerte für die Fahrer. Außerdem trat Comedian Markus Krebs auf. In Kempen sorgt „Da Coda - Die Sonja Mross Jazz Band“ mit leichten Klängen für mediterranes Flair auf dem Buttermarkt. Claudia Tome-Martin schwärmt von der Stimmung während der Tour. Ein Begleitfahrzug beschalle die Fahrer mit Musik. Häufig werde gemeinsam gesungen. Dabei splittet sich das Teilnehmerfeld in zwei Gruppen. Eine ist sportlich unterwegs, die andere eher gemütlich. „Ich habe mich für die gemütliche Variante entschieden. Aber selbst die war nicht so entspannt“, sagt Tome-Martin: „Die Elektro-Räder haben gut Tempo gemacht. Als dann noch Gegenwind kam, dachte ich, dass ich es nicht mehr packe.“
Die zwölfjährige Linda ist eine der jüngsten Teilnehmerinnen. Sie ist mit Bruder Florian und Vater Norbert unterwegs. „Wir sind vor drei Jahren und letztes Jahr schon mitgefahren“, erzählt die Düsseldorferin. Die Zeit mit der Familie mache immer großen Spaß.
Nach einer guten Stunde Pause machen sich die Fahrer wieder auf den Weg. Der Tross gibt ein beeidruckendes Bild ab. Fast alle tragen das einheitliche weiß-rote Trikot. Mit dabei ist auch eine Polizeieskorte mit 25 Beamten mit Motorrädern und einigen im Auto. Sie sichern die Strecke und sperren Kreuzungen, damit es keine Unterbrechung gibt. Und wenn die Radfahrer manchmal richtig beißen müssen, stehen die Polizisten sogar am Straßenrand, jubeln, feuern an und machen die Laola-Welle.