Rauchverbot in Kneipen: Oft fehlt Hälfte des Umsatzes
Das Rauchverbot macht Wirten zu schaffen. Sie beklagen Verlust von Einnahmen und Gemütlichkeit sowie Ärger mit Nachbarn.
Grefrath. Das Rauchverbot macht auch den Wirten in der Niersgemeinde zu schaffen. „Die Grenze ist überschritten“, findet Petra Germeshausen vom „Alten Brauhaus“ am Oedter Kirchplatz. „Es ist nicht nur das Rauchverbot, das für bis zu 30 Prozent weniger Umsatz sorgt. Die Bierpreise steigen und der Lebenswandel der Leute hat sich geändert. Heute sind sie stärker bei Familie, Sportverein oder im Beruf gefragt“, sagt die Wirtin.
Über „30 bis 50 Prozent weniger Umsatz“ klagt Elke Welter. Die Wirtin der Oedter Kneipe „Zum Köhler“ an der Hochstraße 15 findet, das Rauchverbot gehe auf Kosten der Gemütlichkeit: „Kaum haben Zwei sich Bier bestellt, geht einer zum Rauchen raus. Das führt ab 22.00 Uhr zu Konflikten wegen der Nachtruhe.“ Immerhin: Mit Ende der verrauchten Lokale habe es „auch wieder viele alte Gäste“ zum Köhler gelockt.
Die guten alten Zeiten werden oft zitiert — dabei forderte das „Kneipen-Sterben“ schon vor der rauchfreien Ära Opfer. Ende Februar 2009 traf es beispielsweise den Landgasthof Bauernschänke an der Lobbericher Straße, ein Lokal mit langer Geschichte. Das frühere Haus Allen war rund 70 Jahre in Familienhand, es folgten einige Pächterwechsel. Mit dem Ende verloren zahlreiche Kegelclubs und Vereine vor fünf Jahren ihre gastronomische Heimat. Inzwischen gibt es unter Georg Mäurers im dem Lokal, das inzwischen „Zum Nordkanal“ heißt, neues Leben.
Am 31. Juli 2013 war im Niers-Geflüster vom Ende des einstigen „Parkstübchens“ und späteren „Tom’s Restaurant“ an der Stadionstraße 143 die Rede — es ist inzwischen zum Wohnraum umgebaut worden. Dabei wurde auch an die „Ratsschänke“ an der Bahnstraße erinnert — wirklich besser war es früher also nicht.
„Mit dem Nichtraucherschutzgesetz wird das Kneipensterben vorangetrieben“, sagte „Zum Nordkanal“-Wirt Georg Mäurers am 28. Juni 2012 im Gespräch mit der WZ. Aber auch er klagt heute über „weniger Umsatz und Diskussionen an der Theke“. Zudem muss er bei großen Veranstaltungen im Saal darauf achten, dass die Raucher draußen nicht zu laut sind — Stichwort Nachtruhe.
Der Großteil der Gaststätten war bereits vor dem Rauchverbot bis auf Extraräume für den blauen Dunst rauchfrei. Auch in der Gaststätte „Zum Fürsten Blücher“ am Markt 1 war das so. Bis heute findet Wirt Michael Pomplun das Verbot „negativ für alle“, zumal der bislang milde Winter die Raucher mitunter sehr lange draußen bleiben lässt. „In der Zeit verkaufe ich kein Bier“, sagt Pomplun.
Bei Hilla Villbrandt, Wirtin der „Neuen Heimat“ an der Bahnstraße 22, sorgt das Verbot für ein geschätztes Minus von 50 Prozent. „Ich kann die Raucher ja verstehen. Die trinken drei Bier und sind dann weg“, sagt sie. Wenn gar nichts mehr laufe, sei das Schließen der Kneipe der letzte Ausweg, so Villbrandt weiter.
„Im Speiselokal ist alles beim Alten“, sagt Normann Schulze vom Restaurant „Bürgerhof“ an der Hohe Straße 36. „Dort haben wir ein separates Raucherzimmer. Es ist nicht weniger los.“ Doch im benachbarten Lokal „Alt Grefrath“ habe sich bereits ein Kegelclub wegen Streit um das Rauchverbot aufgelöst. „Wenn kein Raucher mehr lange sitzenbleibt, weil er raus muss, geht das auf Kosten der Gemütlichkeit“, bemängelt der Gastwirt.