Rock und Pop mit der Kraft der Stimmen
Die Willicher „Tonköpfe“ sind ein A-Capella-Chor, der seit 2001 besteht und unter anderem Rammstein im Repertoire hat.
Willich. „Macht euch alle ein bisschen Platz, wir starten mit den Lockerungsübungen“, ruft Andrea Kautny. Damit gibt die Chorleiterin der „Tonköpfe“ das Startzeichen für die merkwürdigsten Laute, Grimassen und Schulterbewegungen unter genauer Anleitung. So perfekt aufgewärmt geht es wenige Minuten später zum ersten Lied. „Engel“ von der deutschen Hardrock-Band Rammstein schallt stimmgewaltig durch das Willicher Begegnungszentrum Krumm. Instrumente dazu gibt es nicht und auch kein Playback vom Band. Es sind allein die Stimmen, die das Lied tragen.
Serie: Unsere Chöre
Es ist Montagabend und die wöchentliche Probe des bekannten Chores hat angefangen.
Schon als Kautny an der Landesmusikakademie in Heek Chorleitung studierte, war der Willicherin klar, dass sie einen Chor leiten wollte. Aber nicht irgendeinen, sondern einen, der sich schwerpunktmäßig mit Rock und Pop beschäftigt und das auch noch a capella. „Allerdings gab es einen solchen Chor auf dem Land nicht und daher habe ich ihn gegründet“, erinnert sich Kautny. Sie startete im Sommer 2001 einen Aufruf und konnte auf Anhieb knapp 20 Frauen und Männer begeistern.
Allerdings mussten einige von ihnen schnell feststellen, dass es sich nicht um Treffen handelte, bei denen ein bisschen geträllert wurde, sondern dass aufwendiges Üben angesagt war. „Ich habe damals mit einem fünfstimmigen Stück angefangen, um zu zeigen, wo ich hin will“, berichtet die Leiterin, deren Chor heute achtstimmig singt. Es dauerte eine Weile bis sich die Besetzung herauskristallisierte, dann aber hatte Kautny ein ausgewogenes Gewicht von Frauen- und Männerstimmen. Heute sind es 36 Chormitglieder, 20 Frauen und 16 Männer. Es gibt je acht Tenöre und Bässe sowie neun Soprane und elf Altstimmen. Wobei das Alter von Ende 20 bis über 60 Jahre reicht.
„Ich bin kurz nach der Gründung zu den Tonköpfen gestoßen. Damals habe ich gesagt, dass ich nicht vorsingen würde und man mir einfach sagen sollte, wenn es nicht passen würde. Bis heute habe ich davon nichts gehört“, bemerkt Annemarie Klintworth-Schwab mit einem verschmitzten Lächeln. Sie ist dem Chor immer treu geblieben, obwohl sie nicht mehr in der Nähe wohnt, sondern jedes Mal aus Ratingen kommen muss.
Es sei eine Atmosphäre wie in einer Familie, beschreibt Roland Schröter den Chor. „Ich möchte unsere Proben und die Auftritte nicht missen“, fügt der Willicher an, der zusammen mit seiner Frau zu den Tonköpfen gehört.
Nur die Stimme als Instrument zu haben, verlangt einiges von den Chormitgliedern ab. Neben der wöchentlichen Probe fertig Kautny CDs an, mit deren Hilfe die Sängerinnen und Sänger daheim üben können. Chorreisen, Choreographie-Workshops — die Choreographie spielt bei den Tonköpfen eine wichtige Rolle — und durchschnittlich zehn und mehr Auftritte pro Jahr lassen keine Langeweile aufkommen.
Bei der Probe sind die „Tonköpfe“ inzwischen beim Song „Rama Lama Dingdong“ angekommen. Und hier zeigt sich, wie die Mitglieder unter dynamischer Kautnys Anleitung Musik und Bewegung verbinden. Ein Genuss für Ohren und Augen.