Rotkehlchen brüten in der Garage
Ein Pärchen Rotkehlchen hat bei einer Familie in Kempen Quartier bezogen. Das Vogelpärchen hat es sich schon länger in der Garage gemütlich gemacht. Jetzt wird der "Nachwuchs 2.0" flügge.
Kempen. Sigrid und Wolfgang Becker haben eine Mappe angelegt mit Fotos und ein paar Zeilen zum Entwicklungsstand der Kleinen. Ganz, wie man es für seine Kinder und Enkelkinder machen würde. Nur in diesem Fall handelt es sich um Rotkehlchen. Ein Pärchen dieser Singvogelart hat sich in der Garage des Ehepaars im Hagelkreuz-Viertel eingenistet. Mittlerweile wird gerade die zweite Aufzucht flügge. 2.0 hat Wolfgang Becker diese Jungvögel genannt.
Sigrid Becker
Doch los ging es mit altem Laub in der Garage. Den entfernte das Ehepaar und dachte sich zunächst nichts dabei — bis es ein Nest entdeckte. Fein säuberlich gebaut, etwas über Kopfhöhe zwischen Utensilien fürs Auto. Das erste Ei hat das Weibchen am 15. März gelegt, das letzte der insgesamt sechs am 20. März. Geschlüpft sind jedoch nur fünf Küken. „14 Tage wird gebrütet, 14 Tage werden die Küken groß gezogen. Danach ist Nestflucht“, sagt Wolfgang Becker. Und die war laut Aufzeichnungen am 16. April.
Sigrid Becker erinnert sich, dass sie schon einmal vor zwei Jahren Laub entfernt hat. Sie vermutet, dass das damals ein Nestbauversuch war. Dieses Mal ist es den Rotkehlchen gelungen, ihr Werk zu vollenden. Vor allem wohl auch deshalb, weil die Beckers die Garagentür für die Vögel offen lassen. „Die fliegen nur durch die Tür, nicht durch das offene Tor“, hat Wolfgang Becker beobachtet. Zum Nestbau haben die Eltern sogar Wollfäden verwendet — Abfall beim Stricken von Sigrid Becker.
Untermieter ausgezogen, also Nest entsorgt und Ruhe. Aber die tierischen Untermieter waren hartnäckig. „Am 26. April erfolgte der nächste Nestbau“, so Wolfgang Becker. Sechs Eier wurden wieder gelegt, am 1. Mai das erste, zehn Tage später das letzte. Und elf Tage später schlüpften die sechs Rotkehlchen. Wir rechnen damit, dass die Vögel noch diese Woche unsere Garage verlassen“, sagt Sigrid Becker.
Das Ehepaar ist begeistert, wie zutraulich die Vögel sind, sie lassen sich weder durch „Vermieter“ noch durch andere Neugierige in ihrem Brutgeschäft stören. „Nachbarn mit ihren Kindern oder Enkeln kommen gerne vorbei und schauen, was so im Nest los ist“, sagt Sigrid Becker. So schön für sie und ihren Mann das doppelte Erlebnis der Rotkehlchen-Kinderstube war beziehungsweise noch ist, sie hoffen, dass es keine dritte Wiederholung gibt. „Wir wollen nämlich auch Mal in Urlaub fahren, unbeaufsichtigt möchten wir Vögel und Garage aber nicht lassen.“ Vielleicht haben die Beckers ja Glück und es gibt kein 3.0. Die Vogelkunde sagt zwar, dass bis zu drei Jahresbruten möglich sind, dreimal sei aber eher selten. Mal sehen, ob es dem Rotkehlchen-Paar so gut im Hagelkreuz-Viertel gefallen hat, dass es noch mal nachlegt — im wahrsten Sinne des Wortes.