Schriftstellerin Mechtild Borrmann: Zur Recherche in die Ukraine und nach Hamburg

Mechtild Borrmann stellte in der Buchhandlung Gross ihr neuestes Werk "Die andere Hälfte der Hoffnung" vor.

Foto: Reimann

Grefrath. In der ausverkauften Grefrather Buchhandlung konnte Inhaber Karl Gross am Montagabend eine beliebte Autorin begrüßen: Mechtild Borrmann. Sie las aus ihrem Buch „Die andere Hälfte der Hoffnung“. Klar und schnörkellos ist ihr Schreibstil. Und so liest sie auch unaufgeregt, was dem Gewicht ihrer Worte und der Geschichte aber keinen Abbruch tut — im Gegenteil. Gespannt lauschten die Zuhörer.

In ihrer Lesung ging es zunächst um Matthias Lessmann, der im kleinen Zyfflich lebt, einem Ortsteil von Kranenburg an der Grenze zu den Niederlanden, lebt. Eines Tages rettet er eine junge osteuropäische Frau vor ihren Verfolgern. Er versteckt sie in seinem Haus und erfährt ihre Geschichte.

Die zweite Handlung erzählt von Walentyna, die in der Sperrzone des Reaktorunglücks von Tschernobyl — der so genannten Entfremdungszone — lebt. Seit Monaten hat sie nichts mehr von ihrer Tochter gehört. Angeblich hatte sie ein Stipendium in Deutschland erhalten. Walentyna beginnt ihre eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben. Und dann ist da noch ein Ermittler, der an der Universität in Kiew das Verschwinden von zahlreichen Mädchen untersucht — sie alle wollten im Ausland studieren.

„Sie glauben, Sie wissen, wie die Erzählstränge zusammengehören — naja, vielleicht die, die das Buch gelesen haben — aber die anderen sicher nicht“, machte die Autorin nach der Lesung neugierig.

Gerne stellte sich Borrmann den Fragen der Zuhörer. Anlass für die Recherchen sei das Reaktor-Unglück in Fukushima gewesen. „Ich bin dreimal in die Ukraine gereist“, sagt sie. Sie berichtete, dass dort immer noch viel Unwissenheit herrsche. Frauen aus dieser Gegend fänden keinen Mann, weil sie nur „kranke Kinder kriegen“. Dass Männer auch geschädigtes Erbgut weitergeben, sei nicht im Bewusstsein der Menschen. In einer Gesellschaft, in der Familie ein hohes Gut ist, stehen diese Frauen außerhalb.

Das führte zum zweitenThema des Buches: Menschenhandel und Prostitution. In Hamburg bekam Borrmann Kontakt zu betroffenen Frauen, die von ihrem Werdegang berichteten. Diese Frauen haben kaum eine Chance auf Hilfe. Wenden sie sich an die Polizei, werden sie abgeschoben. „Wir müssen unsere Gesetze ändern und diesen Frauen Möglichkeiten geben, zur Polizei zu gehen, und ihnen ein Bleiberecht geben“, so Borrmann.

In drei Wochen wurden in der Grefrather Buchhandlung schon 80 Exemplare verkauft. Und viele freuen sich auf den nächsten Borrmann-Roman. Karl Gross fragte nach dem nächsten Projekt. Aber da musste die Autorin ihre Fans vertrösten: „Ich recherchiere an verschiedenen Sachen. Aber was es wird, das kann ich noch nicht sagen.“