Schulen: Schwimmpläne in Gefahr

Dass in der neuen Halle des „Aqua-Sol“ nicht mehr alle Abzeichen erworben werden können, besorgt Schulleiter und Eltern.

Foto: Lübke

Kempen. Die Diskussion um den Umbau des Schwimmbads Aqua-Sol geht weiter. Auch die Schulen haben sich nun mit dem Thema befasst. Die Schulleiter sorgen sich, dass sie die Schwimmausbildung der Kinder nicht sicherstellen können und bringen dabei ähnliche Bedenken vor, die schon die wassersporttreibenden Vereine im Sportausschuss genannt hatten (die WZ berichtete).

„Wir haben zunehmend Kinder, die nicht schwimmen können, wenn sie zu uns kommen“, sagt Josefine Lützenburg, Leiterin der Regenbogenschule und Vorsitzende der Schulleiterkonferenz. Bisher seien die Schwimmzeiten für die Grundschulen im Aqua-Sol gut geregelt. Man schaffe es, für den größten Teil der Kinder sicherzustellen, dass sie schwimmen können. An der Regenbogenschule wird in drei der vier Schuljahre Schwimmunterricht angeboten. Das schwanke aber von Schule zu Schule, so Lützenburg. Aber auch in der Zukunft würden die Schulleiter gerne sichergestellt sehen, dass die Beckentiefe und die Sprungmöglichkeiten vorhanden sind, um auch Prüfungen für Schwimmabzeichen abnehmen zu können.

In einem Schreiben wollen sich die Schulleiter nun an die Stadt wenden und darin ihre Sorge zum Ausdruck bringen.

Starke Bedanken, dass die Erfordernisse des Schulsports nicht mehr erfüllt werden können, bestätigt auch Gesamtschulleiter Uwe Hötter gegenüber der WZ. „Auch im Sport gibt es Lehrpläne“, macht er deutlich. Die Umbau-Pläne sehe man mit Sorge. „Den Mehrwert können wir nicht erkennen“, so Hötter. Eine offizielle Abfrage, was die Schulen brauchen, habe es im Vorfeld der Planungen zum Schwimmbadumbau nicht gegeben. Über die Umbaupläne und die Bedenken der Vereine habe man aus der Presse erfahren.

Heike Sandmann ist an der Gesamtschule Sportfachbereichsleiterin und sieht noch ein weiteres drohendes Problem. „Die Bezirksregierung schreibt uns vor, dass Kinder für sämtliche Aktivitäten, die mit Wasser zu tun haben, ein Bronzeabzeichen vorweisen müssen.“ Besuche der Klasse im Schwimmbad oder am See, Paddeltouren auf der Niers oder Wattwanderungen bei der Klassenfahrt könnte das betreffen.

Dies alles könnte in Zukunft schwieriger umzusetzen sein, wenn die Kinder das Abzeichen nicht mehr im Rahmen des Schwimmunterrichts machen könnte. Nicht alle Kinder hätten die Gelegenheit, dieses auswärts zu machen. Wenigstens an einer Stelle im Becken eine Tiefe von zwei Metern und ein Ein-Meter-Brett wären für die Prüfung notwendig. „Besser wäre es noch, wenn auch ein Drei-Meter-Brett zur Verfügung stehen würde, damit die Schüler auch ein Silber- und Gold-Abzeichen machen können“, findet die Sportlehrerin.

Generell sei es ein Problem — und das nicht nur in Kempen —, dass man als weiterführende Schule nicht so viele Schwimmstunden bekomme, sagt Schulleiter Hötter. „Wir sind froh, dass wir das Aqua-Sol haben. Aber eigentlich bräuchten wir mehr Stunden.“ Nur in der fünften Klasse könnte für einen Teil des Schuljahres Schwimmunterricht angeboten werden. Daher werbe man bei den Kindern auch dafür, dass sie in die Vereine gehen und dort das Schwimmen vertiefen.

Auch die Stadtschulpflegschaft als Elternvertretung kritisiert die Umbaupläne der Stadtwerke. Nach Einschätzung von Lehrern und Ausbildungsleitern kann das Bad künftig nicht mehr in ausreichendem Maße für schulische Zwecke genutzt werden. Diese Bedenken hat die Schulpflegschaft Bürgermeister und Stadtwerke-Aufsichtsratschef Volker Rübo per Brief mitgeteilt. „Wir hoffen sehr, dass die Pläne kurzfristig noch geändert werden können und dabei die Vorgaben der Sportvereine und Schulen berücksichtigt werden“, heißt es im Schreiben an Rübo.

Hintergrund der Diskussion ist, dass die Stadtwerke für 7,5 Millionen Euro eine neue Halle mit 25-Meter-Becken (vier Bahnen) und einem modernen Fitness-Becken bauen wollen. Entstehen soll die Halle dort, wo derzeit das 50-Meter-Freiluftbecken ist. Nach Ansicht des DLRG-Ausbildungsleiters Ulrich Walkenbach kann man im Aqua-Sol künftig nur das „Seepferdchen“ und das Bronze-Abzeichen ablegen. Gold und Silber sollen nicht mehr möglich sein.