Kempen Schummer fordert „Brandmauer“ zur AfD

Beim CDU-Kreisparteitag wird der Willicher wohl wieder aufgestellt. Die WZ sprach mit ihm über aktuelle politische Themen.

Foto: Büro Schummer

Kempen/Kreis Viersen. Flüchtlingskrise, drohender EU-Austritt Großbritanniens, Rechtsruck in der Parteienlandschaft — für einen Bundespolitiker gibt es sicher ruhigere Zeiten als im Moment. Nichtsdestotrotz will der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer angesichts der komplexen Themen nicht die Flinte ins Korn werfen. 2017 möchte der Neersener zum vierten Mal in den Bundestag gewählt werden. Wenn nichts Spektakuläres passiert, wird er am Samstag in der Oedter Albert-Mooren-Halle die erste Hürde dazu nehmen. Beim Parteitag der Kreis-CDU soll Schummer als Kandidat aufgestellt werden. Einen Gegenkandidaten, wie vor vier Jahren, gibt es nicht.

„Europa befindet sich in einem Schicksalsjahr“, beschreibt Schummer die derzeitige Lage im Gespräch in der Kempener WZ-Redaktion. Vor allem die Flüchtlingskrise habe Europa in dieser entscheidenden Frage auseinanderdriften lassen. „Umso wichtiger ist es jetzt, als überzeugter Europäer Haltung zu zeigen“, sagt Schummer. Denn die EU sei keine Geld-Verteilungs-Maschine, sondern ein Friedensprojekt. Dies will er auch beim Parteitag hervorheben.

Schummer empfiehlt eine Besinnung auf die Werte, auf denen sich die CDU vor 70 Jahren gegründet hat. „Die Gründungsidee liegt im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“, so Schummer. Denn konservative Werte seien zuvor „verbrannt“ worden. Die pro-europäische Grundhaltung sei aus einem humanitären, christlichen Ansatz über Konfessionsgrenzen hinweg entstanden. Zwischen den europäischen Staaten müssten stabile Brücken stehen. „Wir müssen gemeinsam Haltung zeigen und diese Werte verteidigen. Dass man das aus dem Wohlstand heraus tun muss, ist nicht immer leicht zu vermitteln“, sagt Uwe Schummer. Dies sei die Aufgabe der Politik.

Haltung zeigen muss aus Sicht des Neerseners die CDU in der Flüchtlingsfrage. „Den Kurs, den Angela Merkel eingeschlagen hat, gilt es beizubehalten“, so der Abgeordnete. Man könne nicht täglich die Richtung wechseln, um Stimmungen hinterherzulaufen. „Ich bin froh darüber, dass wir Angela Merkel mit ihrer sachlichen und analytischen Art haben. Das ist in diesen schwierigen Zeiten ein Pfund“, so Schummer. Dass es innerhalb der EU-Staaten immer noch einen gemeinsamen Nenner gebe, sei dem Verhandlungsgeschick Merkels zu verdanken. „Ich stütze die Bundeskanzlerin voll und ganz.“ Dies teile er auch Mitgliedern mit, die den Kurs der Kanzlerin in der Flüchtlingsfrage kritisieren. Schummer macht im WZ-Gespräch keinen Hehl daraus, dass ihm die Schüsse aus den eigenen Reihen — nicht nur aus der CSU — missfallen.

„Ohne Wenn und Aber“ könne die Integration der Flüchtlinge nur gelingen, wenn die Menschen sich auf Deutschland einlassen. „Wer das nicht tut, wird es schwer haben, hier Fuß zu fassen“, sagt der Willicher. Durch eine gelungene Integration bieten sich nach Meinung des Abgeordneten aber große Chancen, um zum Beispiel künftige Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu schließen.

„Wir als Volkspartei müssen den Menschen vermitteln, dass überhöhte Ängste vor dem Fremden unbegründet sind“, sagt Schummer mit Blick auf den Rechtsruck in der Parteienlandschaft. Dann hätten rechte Gesinnungen keine Chancen mehr. „Es ist aber auch wichtig, dass eine Partei wie die CDU sich abgrenzt zu AfD oder Pegida.“ Jede Machtoption, die in diese Richtung geöffnet werde, schlage ins Gegenteil um. „Das hat das Beispiel Sachsen gezeigt.“

„Wir müssen eine klare Brandmauer gegenüber der AfD errichten“, sagt Schummer. „Wir sind eine christliche Partei, die darf nie völkische Gedanken dulden.“ Langfristig sieht er die „Alternative für Deutschland“ nicht unter den etablierten Parteien. „Die werden sich selbst zerfleischen. Das ist ja schon in vollem Gange.“ Innerhalb des Kreises Viersen, wo es Verbände in Nettetal und Grefrath gibt, will Schummer die AfD nicht überbewerten: „Aus meiner Sicht sollten wir ihre Rolle nicht größer machen als sie ist.“