Serie Unser Verein Heimatverein Tönisberg Der Heimatverein hätte gerne wieder einen Ausstellungsraum

Tönisberg. · Die Heimatfreunde in Tönisberg haben viele interessante historische Stücke, von denen die Öffentlichkeit derzeit nichts sieht.

Im Haus Baaken hatte der Heimatverein Tönisberg bis 2017 Platz für seine historische Ausstellung.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Finger von Peter Raulf gleiten über die Tastatur des Computers. „Wenn ich jetzt einen Namen anklicke, erscheint der entsprechende Totenzettel. Mit dem Cursor kann ich als Lupe über den Zettel gehen und erhalte eine Vergrößerung“, erklärt er. Man habe 1162 Totenzettel eingepflegt und damit die große Sammlung des Heimatvereins digitalisiert, ergänzt der Vorsitzende des Heimatvereins Tönisberg. Jeder interessierte Bürger hat jetzt von Daheim Zugriff auf die Daten, kann sie ausdrucken und damit unter anderem Ahnenforschung betreiben.

Eigens für dieses neue Angebot ist Raulf mit Kästen voller Totenzettel nach Prüm in die Eifel gefahren, dort wurden sie digitalisiert. Die Originale sind danach wieder in den Schränken des Heimatvereins verschwunden, wo schon etliche andere Exponate lagern. „Wir haben unsere Sachen auf mehrere Räumlichkeiten verteilt. Teilweise sind sie privat untergebracht, teilweise in zwei Boxen eines ehemaligen Pferdehofes und teilweise hier“, sagt Raulf, der seit 2012 an der Spitze des Vereins steht.

Seit 2012 ist Peter Raulf der Vorsitzender des Vereins.

Foto: Norbert Prümen

Zu den Exponaten zählt Technik wie ein historischer lockenwickler

Das „hier“ bezieht sich auf die Adresse Helmeskamp 31, wo Raulf vor dem Computer sitzt; zwei schmale Räume zwischen der städtischen Servicestelle und der Großtagespflege „Zwergennest“. Der Gang zwischen den eingelagerten Exponaten und Aktenschränken ist eng. Da steht der große Holzkasten mit Glasscheibe, in dem die historische Fahne der St.-Antonius-Isidorus-Bruderschaft Tönisberg aufgehängt ist; schräg gegenüber das 2,20 Meter hohe, bleigefasste Bild der Heiligen Barbara, das einst in einem Gebäude der Zeche auf dem Wartsberg hing. Zwei Nachbauten der Tönisberger Mühle stehen auf den Schränken, alte Stiche hängen an den Wänden, und ein alter Volksempfänger sowie ein Onduliergerät, mit dem einst Locken gelegt wurden, befinden sich in einem Schrank.

„Wir haben auch einen alten Beichtstuhl. Der befindet sich, auseinandergenommen, in einer der Boxen des Pferdehofes. Ein Linnenwebstuhl ist privat untergebracht. Dass wir keine Möglichkeit haben, die Exponate auszustellen, ist einfach schade“, sagt Raulf. Er spricht damit das große Problem des Heimatvereins an. Es fehlt an Räumlichkeiten, die ausreichend Platz bieten. Der Verein träumt von einer Heimatstube, wie er sie einst im Haus Baaken hatte. Von 2008 bis zum Verkauf von Haus Baaken im Jahr 2017 führte der Heimatverein ein kleines Museum in dem historischen Haus, das zeitgleich ein Keramikmuseum niederrheinischer Pottbäckerkeramik aus dem 16. bis 20. Jahrhundert von Lutz Weynans beherbergte.

Mit dem Verkauf des denkmalgeschützten Hauses musste der Heimatverein ausziehen. „Wir hatte gehofft, auf der stillgelegten Zeche unterzukommen, aber das hat sich leider zerschlagen“, berichtet Raulf, der zusammen mit seinen Vereinskollegen immer wieder die Fühler austreckt und nach weiteren Optionen sucht.

Ins Leben gerufen wurde der Heimatverein Tönisberg am 8. Mai 1998, wobei er nicht der erste seiner Art war. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es bereits einen Heimat- und Verkehrsverein im Bergdorf. Dieser Vorgängerverein sorgte unter anderen dafür, dass die Bockwindmühle schon 1925 ein Denkmal wurde. Was er nicht schaffte, war die Wiedereinführung des alten Namens „Sankt Tönisberg“. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Verein allerdings nicht wiederbelebt.

Zur Gründung des neuen Vereins waren 24 Heimatfreunde dabei

Der damalige Ortsvorsteher Nobert Cleve, heute Ehrenmitglied im Heimatverein, brachte dann 1998 den Stein für einen neuen Heimatverein ins Rollen. 24 Gründungsmitglieder waren es seinerzeit, die den Grundstein für den heutigen Verein legten. Heinz Dammers wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. Die Heimatkunde, Heimatpflege und Denkmalschutz zu fördern, die Geschichte des Ortes zu erforschen, alte Schriften und Kulturgüter zu erfassen, zu sammeln und zu erhalten sowie Mundart zu bewahren, das sah die einen Monat später beschlossene Satzung vor. Dinge, denen die rührigen Vereinsmitglieder bis heute nachkommen, wobei es bei der Bewahrung der Mundart allerdings zunehmend Schwierigkeiten gibt. Sie geht – trotz aller Bemühungen – allmählich verloren.

Jährlich stellt der Heimatverein heimatgeschichtliche Aufsätze und Fotos zusammen und veröffentlicht diese in den „Tönisberger Heimatblättern“. Erstausgabetag ist immer der Pfingstmontag, der Tag der offenen Mühlen, an dem auch die heimatliche Bockwindmühle geöffnet wird, die für den Verein und für das gesamte Bergdorf eine besondere Bedeutung hat.