Grefrath Spinnen kann auch Meditation sein

Handarbeiten liegen im Trend. Das zeigte auch ein Treff im Grefrather Freilichtmuseum.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Nähen, Stricken und Co. sind im Trend. Aber auch das Spinnen ist wieder angesagt. „Spinntreffs gibt es mittlerweile schon viele“, erklärt Brigitte Caspers. „Aber hier haben wir ein ganz besonderes Ambiente dafür“, sagt sie, während sie in der historischen Küche der Dorenburg im Freilichtmuseum sitzt und ihre Füße gleichmäßig ein Spinnrad antreiben.

Sprichwort übers Spinnen

Gekonnt bringen ihre Finger gleichzeitig das Material für den zu spinnenden Faden in Form. Und dieses muss nicht unbedingt Wolle sein, weiß Museumsweberin Silke Heks. „Schnell nachwachsende Rohstoffe sind heute ein echter Trend“, sagt sie. Das können zum Beispiel Fasern aus Bambus, Algen oder Bananenblättern sein, die als Reste übrig bleiben und dann zu Garnen gesponnen werden.

Schön weich fühlt sich das Bambus-Material an, das Silke Heks an ihrem „Eintritt“, also einem Spinnrad mit einem Pedal, verarbeitet. Brigitte Caspers hat dagegen einen Doppeltritt. Die zwei Fußpedale ermöglichen ein gleichmäßiges arbeiten.

Wer das Spinnen erlernen möchte, startet aber in der Regel erst einmal mit einer Handspindel. „Damit lernt man, wie das System funktioniert“, sagt Brigitte Caspers. Dabei werden die Fasern von Hand auf einen Stab gedreht und aufgewickelt. Beim Spinnrad wird eine Spindel durch Treten des Fußpedals in schnelle Umdrehung versetzt.

Für Brigitte Caspers ist das Spinnen eine beruhigende und meditative Angelegenheit, eine gute Beschäftigung, um herunterzukommen. Dass das auch schon früher so gesehen wurde, zeigt das alte Strichwort: „Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen, Spinne am Abend erquickend und labend.“ Wer also schon morgens Garn herstellen muss, weil er damit Geld verdienen muss, für den ist es keine angenehme Aufgabe — eine schöne dagegen, wenn man es abends vielleicht sogar in geselliger Runde zum Spaß machen kann.

In der Dorenburg würden Brigitte Caspers und Silke Heks gerne einen Spinntreff für alle Interessierten etablieren. Beim ersten offenen Handarbeitstreff im Niederrheinischen Freilichtmuseum am Sonntag ging es aber nicht nur ums Spinnen. Iris Fröhlich war mit ihren Strickarbeiten gekommen. Ihre Oma hatte ein Handarbeitsgeschäft und so kam sie schon früh in Kontakt damit. Sie besucht regelmäßig in Kempen einen Strickclub, in dem man sich in lockerer Runde austauscht.

Um das Thema Weben ging es Karin und Bert Hothetopp. Sie haben zu Hause einen 120 Jahre alten Webstuhl, den sie bereits seit 25 Jahren besitzen. Nun soll er auch wieder seine Funktion erfüllen. Daher haben sie an einem Webseminar teilgenommen und das erste Stück auch schon mit Hilfe von Brigitte Caspers fertiggestellt. Das Einrichten des Webstuhls, also das Spannen der Längsfäden, der so genannten Kettfäden, kann dabei schon einmal mehrere Stunden dauern.