St. Hubert: Immer eine ruhige Hand

Franz-Josef Hoever aus St.Hubert ist seit 50 Jahren ein Meister seines Fachs.

St. Hubert. Franz-Josef Hoever ist ein Uhrmacher, der immer mit der Zeit gegangen ist. Erst kürzlich hat der 74-Jährige das Sortiment seines Geschäfts an der Königsstraße8 im Ortskern von St.Hubert auf die moderne Linie bei Uhren und Schmuck umgestellt. "Wir führen jetzt beispielsweise auch das deutsche Fabrikat Abeler&Söhne aus Münster", berichtet der Handwerker stolz.

Am 11.November ist es exakt 50 Jahre her, dass er seinen Meister gemacht hat. Und im nächsten Jahr um die gleiche Zeit, am 5.November 2009, ist ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem er an der Königsstraße8 sein Geschäft eröffnet hat.

Verschlagen hat es den in Oberhausen geboren Meister ins Kendeldorf, weil sein Vater Hubert Organist und Chorleiter in St.Hubert war. Uhrmacher wollte der Mann mit den großen scharfen Augen und den geschickten Fingern schon von Kindesbeinen an werden.

Sein Handwerk gelernt hat er bei Hermann Grosser an der Umstraße in der Kempener Altstadt. "Weil ich meinem Lehrmeister im Ort keine Konkurrenz machen wollte, sind wir nach St.Hubert gegangen", lobt er diesen heute nicht mehr existierenden Betrieb immer noch in den höchsten Tönen.

Als Franz-Josef Hoever anfing, musste er noch von Stahlnägeln Unruhewellen fürs Uhrwerk drehen- das wäre heute undenkbar. "Aber ich lege Wert darauf, dass ich bei jeder Reparatur die komplette Uhr auseinander nehme", liebt er seinen Beruf wie am ersten Lehrlingstag.

"Solange die Augen und die ruhige Hand mitmachen, denke ich nicht ans Aufhören", betont Franz-Josef Hoever. Während er in der Werkstatt hantiert, kümmert seine Frau Helga sich um Verkauf und Dekoration.

Dass es nach Hoever in St.Hubert noch einen Uhrmacher gibt, glaubt er nicht. "Diese Sparte hat sich stark verändert, in kleineren Orten wie St.Hubert hat der Uhrmacher keine Überlebenschance mehr." Kraft für ihr immer schwieriger werdendes Geschäft tanken die Hoevers beim Segeln in Holland.

Franz-Josef Hoever, der ab den 70er-Jahren zwei Jahrzehnte lang den Werbe- und Bürgerring führte, wirft der Stadt Kempen noch heute vor, dass sie gegen die Verödung kleinerer Orte wie St.Hubert nicht gegengesteuert hat: "Die Altstadt wurde als Top-Einkaufsmöglichkeit ausgebaut, und wir Kleineren sind auf der Strecke geblieben."

Wieviele Uhren Franz-Josef Hoever im Laufe von über 50 Berufsjahren zwischen die Finger bekommen hat, kann er unmöglich sagen. "Die ersten 15Jahre waren es fünf pro Tag, heute sind es immer noch drei", schätzt er.

Tickt ein Chronometer nicht mehr richtig, hat er das Problem noch immer behoben. "Obwohl von den Edelmarken keine Original-Ersatzteile mehr geliefert werden", nennt er einen Engpass in seinem Beruf.

Seine Kunst, eine Uhr ans Laufen zu bringen, ist nicht nur in St.Hubert geschätzt: Kuckucks-Uhren bekommt Franz-Josef Hoever zur Reparatur aus Paris zugeschickt.