WZ-Mobil St. Martin schlägt Halloween haushoch

Beim WZ-Mobil in Kempen wurde klar: Die Menschen in der Region ziehen rheinische Tradition importiertem Brauchtum vor.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Mit gruseligen Geistern, hämischen Hexen und kecken Kobolden können die Niederrheiner wenig bis gar nichts anfangen. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer kleinen Umfrage der WZ. Sankt Martin oder Halloween? So lautete die Fragestellung im Kern. Die Rollende Redaktion stand dafür am Donnerstag in der Altstadt von Kempen, bekanntermaßen eine Hochburg der Laternenumzüge und Weckmänner.

„Ich halte nichts von Halloween“, sagt Wolfgang Kallus, der zusammen mit zwei Freunden einen Kaffee im Freien genießt. „Wir sind in Deutschland und nicht in Irland oder den USA.“ Irland gilt als Heimat des Spuks in der Nacht vor Allerheiligen, in Nordamerika hat das Fest weltweit den größten Stellenwert.

Werner Friedrich berichtet von unliebsamen Überraschungen in der Halloween-Nacht. „Bei uns haben sie schon mal die Türen mit einer komischen Gummimasse zugeklebt.“ Er wisse überhaupt nicht, wo daran der Spaß sei. „Ich finde das schrecklich.“ Wolfgang Puschner, der neben ihm sitzt, kritisiert zwar auch diesen „Vandalismus“, hat aber grundsätzlich nichts dagegen, wenn Kinder und Jugendliche zum Fürchten verkleidet durch die Straßen laufen. „Es sollte eben nur nicht ausarten.“ Doch auch für Puschner steht außer Frage, dass Halloween nicht an St. Martin — diese „gewachsene, traditionelle Sache“ — heranreichen kann. „St. Martin mögen doch alle“, heißt es unisono am Café-Tisch.

Für Gerd Reemers, der Enkelkinder im Alter von elf und sieben Jahren hat, ist Halloween kein Thema. Den Martinszug dagegen schaue man sich immer an und spende auch für die Martinstüten. Marion Stoltzenburg ist Niederrheinerin durch und durch — sie stammt aus St. Hubert, wohnt in St. Tönis und arbeitet in Fischeln. Dort zieht die Erzieherin mit ihren kleinen Schützlingen durch die Straßen. Sie sagt: „Wir feiern nur St. Martin, das ist rheinisches Brauchtum.“ Halloween sei „eher Kommerz“.

Deutliche Worte findet Dieter Pläschke: „Ich halte nichts von dem amerikanischen Kram. Das kommt alles durch die Werbung.“ Ganz anders sei das bei St. Martin. Hier hilft Pläschke nach eigenen Angaben ehrenamtlich mit beim Spenden sammeln und Tüten packen. Manfred Marx erzählt am WZ-Mobil, dass zu Halloween schon einmal Kinder bei ihm geklingelt hätten. Doch Süßes gab es nicht. „Denen habe ich gesagt, dass sie zu St. Martin wiederkommen sollen.“

Es sei eine „Unsitte“, Saures anzudrohen, wenn es nichts Süßes gebe, regt sich eine Kempenerin auf, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie habe schon „rote Schmierereien“ an ihrer Haustür erlebt. Hintergrund: „Süßes, sonst Saures“ — oder „Trick or treat“ in der englischen Version — lautet der Slogan der mehr oder weniger kleinen Geister. „An St. Martin habe ich meine Freunde“, so die Kempenerin. Da singen die Kinder, es ist ein schönes Fest.“

Gertrud Spi aus Neukirchen-Vluyn bringt ihre Meinung auf den Punkt: „Ich bin nicht für Halloween, ich bin für St. Martin.“