Studenten als Aushilfslehrer
Wenn das Lehrpersonal knapp ist, springen Studenten ein. Die lernen so vorab ihren Wunschberuf kennen.
Kempen/Mülhausen. Montags und mittwochs steht Schule, den Rest der Woche Uni auf dem Stundenplan von Josefine Dohmen. Die 23-jährige gebürtige Geldenerin studiert zwar noch, gibt aber seit den Sommerferien ihre ersten Unterrichtsstunden am Luise-von-Duisberg-Gymnasium (LvD) in Kempen.
„Ich wollte die Schwimmaufsicht verstärken“, erklärt Schulleiter Benedikt Waerder. Über einen befreundeten Bademeister wurde er auf die Sportstudentin und erfahrene Schwimmtrainerin aufmerksam. Außerdem studiert Josefine Dohmen noch Biologie und Physik.
Und da am LvD eine Lehrerin in den Mutterschutz ging, übernahm die Studentin neben der Aufgabe als Aufsicht im Schwimmunterricht auch Biologiestunden in der fünften und sechsten Klasse. Insgesamt gibt sie in der Woche sieben Unterrichtsstunden.
„Die Schüler in der Klasse fünf und sechs sehen einen als Autoritätsperson an“, sagt Josefine Dohmen. Vor der ersten Stunde sei sie schon sehr aufgeregt gewesen. Aber die Kinder seien sehr nett und auch die Lehrerkollegen helfen, wo sie können.
Im Biologie-Studium besucht sie eine Botanik-Vorlesung, in der fünften Klasse geht es um das Thema Pflanzen. „Da sieht man schon Parallelen“, findet Dohmen. Die Arbeit in der Schule zeigt ihr, dass das Wissen des Studiums später tatsächlich Anwendung findet. Das motiviert, fertig zu werden.
„Es profitieren beide Seiten — Student und Schule — und letztlich auch die Schüler“, sagt Schulleiter Waerder. Eigentlich sei die Schule mit Lehrern gut aufgestellt. Fällt aber eine Kraft aus, zum Beispiel wegen Schwangerschaft oder längerer Krankheit, kann es eng werden. Natürlich greife man zuerst auf fertig ausgebildete Pädagogen zurück. Wenn die aber fehlen, sind kreative Antworten gefragt. Seit einigen Wochen unterrichtet eine zweite Studentin am LvD.
Studenten oder Quereinsteiger für eine Übergangszeit zu beschäftigten, sei eine ganz gängige Praxis, bestätigt auch das NRW-Schulministerium. Zahlen dazu kann es allerdings nicht nennen.
Auch an der Liebfrauenschule Mülhausen hat man gute Erfahrungen mit Studenten als Aushilfslehrer gemacht. „Wir führen dazu im Vorfeld sehr ausführliche Gespräche“, sagt Schulleiter Lothar Josten. Schule und Lehrkraft müssen zueinander passen. Entscheidend sei die Persönlichkeit des Kandidaten.
Josefine Dohmen fühlt sich nun gut auf das Referendariat vorbereitet. Sie hat einen Überblick über die Arbeit eines Lehrers bekommen: Vom Planen des Unterrichts über das Pflegen des Klassenbuchs bis hin zum Noten geben. „Es ist gut zu wissen, dass mir der Beruf Spaß macht“, sagt sie.