Kempen „Transparenz für unsere Patienten“

In einer Datenbank im Internet sind Pharma-Honorare einsehbar. Auch hiesige Mediziner und Krankenhäuser sind dabei.

Kempen: „Transparenz für unsere Patienten“
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Kempen. „Euros für Ärzte“ — so betitelt die Recherche-Plattform Correctiv ihre digitale Veröffentlichung über Geld von der Pharmaindustrie. Auch der Kreis Viersen und Kempen sind vertreten. Mehr als 20 000 Mediziner, die im vergangenen Jahr Geld für Fortbildungen, Vortragshonorare und Reisespesen von der Industrie bekamen, sind in einer Datenbank im Internet zu finden. Sie wird von Spiegel Online (SPON) und Correctiv angeboten. Es handelt sich um jene Ärzte, die einer Veröffentlichung ihrer Namen gegenüber dem Verein Freiwillige Selbstkontrolle Arzneimittelindustrie zustimmten.

Die öffentliche Plattform im Netz listet für Kempen unter anderem das Hospital zum Heiligen Geist sowie Mitarbeiter auf. Die Summen bewegen sich mehrheitlich um tausend Euro.

An die Hospital zum Heiligen Geist GmbH Co. KG sind 1375 Euro geflossen. Und zwar — laut Veröffentlichung — für „Sponsoring“ von den Pharmaunternehmen Bayer und Pfizer. „Sofern wir es bislang nachvollziehen konnten, sind die von SPON recherchierten, verhältnismäßig geringen Zahlungen an Mediziner aus unserem Hause korrekt“, hieß es auf WZ-Nachfrage aus der Chefetage des Krankenhauses.

„Die Gelder sind für gemeinsame Informationsveranstaltungen für Patienten oder Fortbildungen verwendet worden, beispielsweise hat man sich mit kooperierenden Unternehmen die Aufwände für Catering, Informationsmaterial oder Reisekosten aufgeteilt“, so Geschäftsführer Thomas Paßers. Außerdem seien von den Mitteln Honorare für Gastredner bezahlt worden. „Die Höhe der Beträge und deren Verwendung ist in jedem Einzelfall mit dem Arbeitgeber im Vorfeld abgestimmt und genehmigt worden.“

Auch der niedergelassene Arzt Dr. Beqir Brahimi (Hausärztliche Gemeinschaftspraxis am Kuhtor) hat einer Veröffentlichung seines Namens zugestimmt. Nach Angaben der Recherche-Plattform kommt er unterm Strich für 2015 auf rund 3600 Euro. Den größten Posten (2500 Euro) machen demzufolge Honorare von Boehringer Ingelheim aus.

„Ich habe bewusst der Veröffentlichung meiner Daten zugestimmt, weil ich der Meinung bin, dass nur so Transparenz für Öffentlichkeit und vor allem für unsere Patienten geschaffen werden kann“, so Brahimi gegenüber der Westdeutschen Zeitung.

„Ich habe damit kein ethisches Problem“, sagt Brahimi. Seine veröffentlichten Einnahmen von der Pharmaindustrie seien keine „Geschenke“, sondern Gegenleistungen für Fachvorträge, die sein ärztliches Handeln „nicht im Geringsten beeinflusst haben“.

Was den Kempener Mediziner offensichtlich ärgert, ist, wie die Offenlegung der Honorare interpretiert würde. „Es wird hier offensichtlich der Eindruck vermittelt — und das ist vermutlich politisch so gewollt — die Mediziner sind nicht unabhängig, sind beeinflussbar und korrupt.“

Dabei wollten Pharmaunternehmen und die der Veröffentlichung der Daten zustimmenden Mediziner und medizinischen Institutionen damit das Gegenteil bewirken, „nämlich Offenheit und Transparenz schaffen“.

Wer denke, Schulmedizin, Fortbildung und Forschung seien ohne Kooperation mit den forschenden Pharmaunternehmen möglich, der sollte, so Dr. Beqir Brahimi, den Weg der „Voodoo-Medizin“ einschlagen.