Kempen/Kreis Viersen Gerste und Raps bereiten den Landwirten große Sorgen
Das schlechte Wetter in Mai und Juni trübt die Ernte. Bei der Wintergerste gibt es stellenweise einen Ertragsrückgang um 20 Prozent.
Kempen/Kreis Viersen. Mit großer Sorge und Enttäuschung ziehen die Landwirte in der Region Bilanz für die Ernte der Wintergerste. „Die Ertragseinbußen liegen bei 15 bis 20 Prozent“, sagt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. Als Grund führt der Vorsitzende die hohen Niederschlagsmengen in Mai und Juni an. Parallel habe die Sonneneinstrahlung gefehlt. Hierdurch würden die Körner nur unzureichend ausgebildet, so dass das sogenannte Eigengewicht der Gerste deutlich geringer ausfalle als in anderen Jahren.
Auch der Kempener Ortslandwirt Peter-Josef Coenen hatte sich mit Blick auf die Gerstenernte schon in der vergangenen Woche skeptisch geäußert. „So ein feuchtes Frühjahr habe ich noch nicht erlebt“, sagte Coenen am Tag der Landwirtschaft der WZ. Die Witterung habe den Ertrag deutlich geschmälert.
Allerdings merkte Coenen an, dass Kempen und der Kreis Viersen im Vergleich zu anderen Regionen noch mit einem blauen Auge davongekommen seien. Die Landwirte in den Kreisen Kleve und Wesel seien deutlich härter von Starkregen und Hagel betroffen gewesen.
Für die Ernte der Gerste sei das Wetter in den vergangenen Tagen dann gut gewesen, wie Kreisvorsitzender Küskens ergänzt: „Angesichts der guten Witterungsbedingungen in den letzten Tagen konnte trotz der schwierigen Befahrbarkeit der Flächen die Ernte zügig eingefahren werden.“
Die schlechte Ernte wird nach Angaben des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes Folgen haben. „Die Erlössituation der rheinischen Getreidebauern und damit deren wirtschaftliche Lage verschlechtern sich durch die deutlich hinter den Mengenerwartungen zurückgebliebenen Hektarerträge und durch niedrigere Erzeugerpreise“, heißt es in einer Stellungnahme. Bedingt durch die weltweit hohen Ernteerwartungen vor allem in Übersee und Russland würden die Weltmarktpreise inzwischen auf einem Fünf-Jahres-Tief liegen.
„Wir Bauern hängen heute mehr von den Börsen in Chicago und Paris ab als von der Situation vor Ort“, sagt Paul-Christian Küskens. Da auch in Frankreich eine Missernte drohe, könnte sich allerdings zum Jahreswechsel der Preis wieder etwas erholen, zeigt sich Küskens ein wenig optimistisch.
Auch beim Raps ergibt sich nach Angaben des Verbandes derzeit kein besseres Bild. Die Erträge lägen während der laufenden Ernte deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die ersten Ergebnisse würden einen Ertragsverlust von bis zu 25 Prozent vermuten lassen. „Weder die Masse noch die Ölgehalte überzeugen“, so der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. Raps werde heute überwiegend zu Biodiesel verarbeitet und hängt damit vom Ölmarkt ab.
Als wichtiges Nebenprodukt entsteht Rapsschrot, das ein wichtiges Eiweißfutter sei. Der Absatz von Rapsschrot sei zumindest in den vergangenen Jahren stabil. „Auf unseren Feldern wächst hiermit ein wichtiges gentechnikfreies Eiweißfutter für unsere Milchkühe“, so Küskens mit Blick auf die Ankündigung des Lebensmitteleinzelhandels, zukünftig verstärkt „gentechnikfreie“ Milchprodukte verkaufen zu wollen. Red/tkl