Kempener suchen Tsunami-Lebensretter in Thailand Auf Lebensretter-Suche in Thailand

Kempen · Petra und Thomas Gerhard haben den Tsunami 2004 überlebt. Nun haben sie ihren damaligen Schutzengel wieder gesehen.

Petra und Thomas Gerhard haben ihren Lebensretter mit dessen Hochzeitsfoto wieder gefunden.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Den zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 wird das Ehepaar Petra und Thomas Gerhard wohl nie vergessen. Damals verbrachten sie nach einer Thailand-Rundreise ein paar Tage in einer Hotelanlage in einer kleinen Bucht in der Nähe von Pukhet. Und erlebten hautnah den gewaltigen Tsunami mit. „Mein Mann hat nur überlebt, weil ihm ein Thai geholfen hat“, sagt Petra Gerhard.

2004 wohnten die Gerhards noch in St. Tönis; nach Kempen zog es sie vor vier Jahren. Damals unternahmen sie eine Reise nach Thailand, die mit einer Rundfahrt durch den Norden begann und mit ruhigen Tagen am Strand enden sollten. „Wir waren abends im Hotel angekommen“, erinnert sich Petra Gerhard. Deshalb seien sie am nächsten Morgen früh an den Strand gegangen, um sich einen Überblick über die Anlage und die kleine Bucht zu verschaffen. „Mein Mann ist ins Wasser gegangen und ich habe mich umgesehen“, sagt die 60-Jährige. Dann sei eine Welle gekommen, die Badelatschen und kleinere Gegenstände ins Meer gezogen habe. „Ich dachte noch wie ungeschickt, die Strandliegen so nah am Wasser aufzustellen“, sagt Petra Gerhard. Auch ihre Sachen seien nass geworden. „Deshalb habe ich meinen Mann signalisiert, dass ich ins Appartement zurück gehen wollte, um sie zu trockenen.“

Das Wasser in der Bucht
stieg wie in einer Badewanne an

Derweil ist Thomas Gerhard im Wasser geblieben. Und erlebte dort die nächste Welle. „Doch das war anders, als man es aus dem Fernsehen kennt. da wir in einer kleinen Bucht waren, kam das Wasser nicht in einer Welle, sondern stieg so wie in einer Badewanne an“, erklärt der 68-Jährige. Insgesamt habe es vier Wellen gegeben, die dritte habe das Wasser in der Bucht am höchsten steigen lassen: „Die Bungalows, die nicht wie unser Appartement im Hang lagen, waren wie weg rasiert.“

Mit ihm zusammen waren noch zwei Thailänder im Wasser. „Beide waren aus dem Hotel. Wir haben zusammen eine Palme umklammert und uns so festhalten können“, erinnert sich Thomas Gerhard. Das Wasser selbst sei nicht so schlimm gewesen. „Aber der Sog, der beim Ablaufen entstanden ist und all das Gerümpel und schweren Gegenstände mit sich gezogen hat, das war schon sehr gefährlich“, so der 68-Jährige. Und vor allem einer der beiden Thailänder sei ein kräftiger etwa 25- bis 30-jähriger Mann gewesen, der in der Armee gedient hatte. „Er konnte uns richtig gut festhalten. Ich alleine hätte das nicht geschafft.“ Die vierte Welle sei die kleinste gewesen.

„Als mein Mann ins Appartement kam, war er erstaunt, dass ich nichts mitbekommen hatte. Er sagte, ich sollte mal aus dem Fenster sehen“, erzählt Petra Gerhard. „Und der Strand war weg. Die ganze Tauchschule war mit ihren schweren Gerätschaften aufs Meer hinaus gezogen worden.“ Bis auf die beschädigten Bungalows sei das Hotel ohne größeren Schaden und vor allem ohne ernsthaft verletzte Gäste und Personal davon gekommen. „Wir hatten bei der Buchung drei Hotels zur Auswahl und ich habe auf unseres gezeigt. Die beiden anderen waren nach dem Tsunami weg“, sagt Petra Gerhard. Im Fernsehen hätten sie erst das Ausmaß der Zerstörung erkannt und waren natürlich geschockt.

Den Lebensretter Jirawad Mahop hat Thomas Gerhard im Hotel wieder erkannt. „Er erzählte uns, dass seine schwangere Frau auch in der Tourismusbranche tätig ist und ihren Job verloren hätte. Wir haben ihm Geld da gelassen und wollten ihm von Deutschland aus einen monatlichen Betrag überweisen. Weshalb wir Kontaktdaten ausgetauscht haben“, sagt Renate Gerhard. Am 7. Januar ist das Paar dann zurück nach Deutschland geflogen. „Wir haben abgewartet, bis die Flughäfen wieder frei waren und die Verletzten ausgeflogen waren“, sagt die 60-Jährige.

In Deutschland habe sie vergeblich versucht, Kontakt mit dem Lebensretter aufzunehmen. Auch die Bankverbindung habe nicht mehr existiert. Selbst als Bankerin sei sie da nicht weitergekommen. Als jetzt ihr 60. Geburtstag angestanden habe, sei wieder eine Thailand-Reise geplant gewesen. „Und wir wollten Jirawad Mahop, er wird Sakie gerufen, finden.“ Ihre Unterkunft 14 Jahre nach dem Tsunami war eine andere als damals. „Doch wir hatten das Hochzeitsfoto von Sakie und seiner Frau. Damit sind wir an die Rezeption gegangen und haben gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, ihn zu finden“, berichtet Petra Gerhard. Und das Hotelpersonal habe sich richtig rein gehängt, seine Kontakte spielen lassen und auch eine Suche über Facebook gestartet.

Und die war erfolgreich. Nach zwei Tagen war der Kontakt hergestellt. Ein Facebook-Nutzer hatte Sakies Frau erkannt. „Die beiden sind mittlerweile geschieden. Aber sie hat Sakie angerufen und berichtet, dass wir ihn suchen“, sagt Petra Gerhard. Das Wiedersehen sei schön gewesen ist sich das Paar einig. Sie hätten Fotos von seinem Sohn und der neuen Frau gesehen. „Sakie hat nun ein Taxi“, erzählt Thomas Gerhard und es ginge ihm gut. Weshalb sie beide nach eigener Aussage nun mit dem Kapitel abschließen könnten.